Das Schweizer Unternehmen ABB Sécheron AG testet eine neue Technologie, mit der Elektrobusse innerhalb von wenigen Minuten geladen werden können. Die sogenannte Flash-Ladetechnologie schlägt sogar Schnell-Ladesäulen. Ein Traum für jeden Elektroauto-Besitzer, den ABB jetzt bei einer Schweizer Buslinie wahr macht.
Betankung der Busse an der Haltestelle innerhalb weniger Sekunden
Zwölf elektrische TOSA-Busse (Abkürzung für Trolleybus Optimisation Système Alimentation) des Schweizer Herstellers HESS sollen den Anfang machen. Sie sind zwischen dem Genfer Flughafen und den Vororten unterwegs und werden statt der üblichen Stromabnehmer für Oberleitungen auf dem Dach mit einem beweglichen Arm ausgerüstet, der sich an den Haltestellen mit einem Ladekontakt verbindet. So fließt Strom in die Batterie, während die Passagiere ein- und aussteigen. Das dauert nur wenige Sekunden, der Bus tankt nur so viel Energie, wie er gerade braucht. Einmal vollständig aufgeladen werden die Lithium-Titanat-Batterien dann jeweils an der Endhaltestelle – in nur vier bis fünf Minuten. Während der Fahrt nutzen die TOSA-Busse auch die Rückgewinnung von Bremsenergie, um ihre Akkus zu füllen. Dass die Batterien nie vollständig entladen werden, verlängert auch ihre Lebensdauer.
Die Technologie befreit Städte von lästigen Oberleitungen und Dieselbussen
Voraussetzung für die kurzen Ladezeiten: Eine 600 Kilowatt-Stromleitung an den Haltestellen und eine 400 Kilowatt-Leitung für die Vollladung. Konventionelle Ladesäulen haben eine Leistung von 11 bis 22 Kilowatt, Schnellladesäulen laden mit 50 Kilowatt. Ein großer Vorteil der neuen Technologie ist die Unabhängigkeit der Busse ohne Oberleitungen und die CO2-Ersparnis gegenüber Bussen, die mit Diesel laufen. Die Unabhängigkeit ermöglicht auch flexiblere Fahrpläne.
Für die Gesundheit der Passagiere besteht keine Gefahr: ABB zufolge verhindert die Direktkontakttechnologie Elektromagnet-Feldemissionen, die bei Ladetechnologien mit Induktionsschleifen auftreten könnten. Jean-Luc Favre, der Geschäftsführer von ABB, spricht von einer kleinen Revolution des öffentlichen Nahverkehrs. Auch anderswo stößt die Idee auf viel Zuspruch: In Städten wie Fribourg und Baden in der Schweiz, in Paris, Barcelona, Indianapolis, selbst in Russland oder China habe man Interesse an der Technologie. Bei ABB denkt man zudem ganzheitlich und zukunftsorientiert: Die Batterien der Busse können nachts als Energiespeicher eingesetzt werden und tagsüber auch Strom ins Netz einspeisen. Dazu könnten Busse sowie Haltestellen auch künftig mit Solarmodulen ausgestattet werden.
Quellen / Weiterlesen:
Neue Ladesäule: Voller Akku in vier Minuten – Wirtschafts Woche
Elektrobus Tosa: Genf tüftelt am Bus der Zukunft – NZZ Schweiz
Elektrobus Tosa – UnternehmerZeitung
ABB wins 1st commercial order for breakthrough 15-second flash charging technology to enable CO2-free public transport in Geneva – ABB
Bildquelle: ABB Ltd