Elektroautos werden schon im Jahr 2022 günstiger sein als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren – das erwarten Analysten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF). Die schnell fallenden Batteriepreise seien der entscheidende Faktor, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Bericht.
Eine breite Nutzung von Elektroautos wird als Schlüssel beim Kampf gegen den Klimawandel und die Luftverschmutzung betrachtet, dennoch setzen sie sich nur langsam durch. Das liegt vor allem an den höheren Kosten (trotz staatlicher Zuschüsse in vielen Ländern) und an der begrenzten Reichweite reiner Elektrofahrzeuge. Nur 1 Prozent aller verkauften Neuwagen wird derzeit elektrisch angetrieben.
Niedriger Ölpreis wirkt sich nachteilig aus
Die Analyse von BNEF prognostiziert jedoch, dass die Gesamtbetriebskosten (Anschaffungs- plus Betriebskosten) reiner Elektroautos im Jahr 2022 niedriger sein werden als die von herkömmlichen Fahrzeugen, auch dann, wenn sich deren Treibstoffeffizienz pro Jahr um 3,5 Prozent verbessert. Der Analyse zugrunde gelegt wurde der von der US-Regierung für 2020 prognostizierte Ölpreis von 50-70 US-Dollar (46-64 Euro) pro Barrel. Sollte der Ölpreis bei nur 20 Dollar (18 Euro) liegen, kommt die Wende zwischen 3 und 9 Jahre später.
Analyst Salim Morsy von BNEF dazu: „In den nächsten Jahren werden konventionelle Fahrzeuge bei den Gesamtbetriebskosten weiterhin vorn liegen, deshalb erwarten wir für die meisten Märkte nicht, dass Elektroautos einen Anteil von mehr als 5 Prozent erreichen werden – außer dort, wo die Differenz durch Subventionen ausgeglichen wird. Ab 2020 wird sich das Kostenverhältnis allerdings radikal ändern.”
Bloomberg New Energy Finance erwartet weiter fallende Batteriepreise: Seit 2010 seien Lithium-Ionen-Batterien bereits um 65 Prozent günstiger geworden. Der Preis pro Kilowattstunde liege derzeit bei 350 US-Dollar. Bis 2030 wird ein weiterer Rückgang auf unter 120 US-Dollar pro Kilowattstunde erwartet. Diese Entwicklung wird sich nach Ansicht der Analysten mit der Einführung neuer Batterietechnologien noch weiter fortsetzen.
Anteil von neuen Elektroautos könnte 2040 bei bis zu 50 Prozent liegen
Laut Bericht wird weiter erwartet, dass im Jahr 2040 rund 35 Prozent aller verkauften Neuwagen weltweit elektrisch angetrieben werden, das sind 41 Millionen pro Jahr. Bis dahin werden E-Autos ein Viertel aller vorhandenen Fahrzeuge ausmachen. Damit werde der Ölverbrauch weltweit um 14 Prozent zurückgehen, während Elektroautos 8 Prozent des erzeugten Stroms verbrauchen würden. Neue E-Autos könnten bis 2040 unter bestimmten Umständen sogar einen Anteil von bis zu 50 Prozent der Gesamtverkäufe erreichen, wenn sie sich zum Beispiel auch in Flotten durchsetzen, oder – im Falle eines über Jahre konstant sehr niedrigen Ölpreises – bei nur 25 Prozent liegen.
Bei den reinen Elektroautos liegt der Nissan Leaf mit 186.000 verkauften Fahrzeugen seit 2009 an der Spitze, gefolgt vom Tesla Model S (79.000 Stück), meldet BNEF. Bei den Plug-In-Hybriden führt der Chevrolet Volt die Verkaufszahlen mit 87.000 Stück an. BNEF erwartet nach 2030 eine sinkende Nachfrage nach Plug-In-Hybriden, wenn rein batterieelektrische Autos günstiger werden und sich deren Reichweite erhöht.
Ambitionierte Ziele in Großbritannien
Das Committee on Climate Change in Großbritannien, das die britische Regierung berät, fordert, dass 60 Prozent aller Neuwagen bis 2030 elektrisch sein sollten, damit die Klimaziele des Landes am kostengünstigsten erreicht werden können. Das sei sehr ambitioniert, so BNEF-Analyst Colin McKerracher, aber Elektroautos würden sich dort schneller verkaufen, wo frühzeitig in die Ladeinfrastruktur investiert werde, sagte er weiter.
Autofahrer in Großbritannien scheinen sich allmählich mit dem Gedanken an Elektroautos anzufreunden. Das geht aus einer neuen, von BMW in Auftrag gegebenen Studie mit 2.000 Autofahrern hervor. 20 Prozent der Befragten gaben an, ihr nächstes Auto solle elektrisch sein, und das, obwohl 59 Prozent nicht wussten, dass die britische Regierung Elektroautos derzeit noch mit bis zu 5.000 Euro bezuschusst.
Quelle: Electric cars ‚will be cheaper than conventional vehicles by 2022‘ | The Guardian
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