Der größte Batteriespeicher Deutschlands entsteht in Brandenburg

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Strompreisschwankungen können Groß-Akkus zu einem lohnenden Geschäft machen. Feldheim bei Treuenbrietzen im Südwesten von Brandenburg macht vor, wie das geht.

Am 10. April diesen Jahres wurde der Preis an der Leipziger Strombörse Epex auf ein Rekordhoch von mehr als vier Cent pro Kilowattstunde katapultiert. Dagegen freuten sich am 20. April wiederum die Stromkäufer. Sie brauchten nur noch einen Viertel Cent für die Kilowattstunde bezahlen. Diese Preissprünge können auch abseits der Börse noch weiter zunehmen. Das Dorf Feldheim bei Treuenbrietzen im Südwesten von Brandenburg möchte von diesen Schwankungen zukünftig profitieren. Der gesamte Ort versorgt sich zu 100% mit Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien. Darüber hinaus erzeugt das Dorf eine ungeheure Menge an Wind-, Solar- und Biogasenergie aus eigenen Anlagen, die weit über den örtlichen Verbrauch hinausgehen. Aus diesem Grund wird überlegt, eine riesige Batterie zu errichten, um den Überflussstrom sinnvoll zwischenspeichern zu können.

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Geplant ist die größte Batterie in Deutschland in Treuenbrietzen

In den ortsnahen Windenergieanlagen wird eine Stromleistung von insgesamt rund 74 Megawatt erzeugt. Diese Mengen lassen sich momentan nicht optimal nutzen. So kommt es durchaus vor, dass in stürmischen Zeiten die Anlagen ganz oder teilweise abgeschaltet werden müssen. Die örtlichen Netze sind einfach nicht in der Lage, diese Mengen an Strom aufzunehmen und sind überlastet. Die Feldheimer möchten diesen Strom zukünftig mit einem riesigen Akku speichern und dann möglichst gewinnbringend verkaufen, wenn zum Beispiel Spitzenpreise gezahlt werden.

Der neue Großakku soll 10 MWh Strom speichern

Im Juni soll der Bau des größten Batteriespeichers in Deutschland beginnen. Immerhin soll dieser wenigstens 10 MWh Strom speichern können. Die örtlichen Versorger Energiequelle und der Auricher Windenergieanlagenbauer Enercon wollen in dieses Projekt 13 Millionen Euro investieren. Das Projekt scheint vielversprechend zu sein. Immerhin wird gerade der zweitgrößte Akku Deutschlands in Schwerin gebaut. Dieser speichert eine Strommenge von 5 MWh, soll jedoch erst Mitte 2015 in Betrieb gehen. Geplant ist auch in der Stadt Aachen einen derartigen Speicher zu bauen. Aktuell verrichtet in Nordrhein-Westfalen in Herne ein 90 t schwerer Solar-Akku seinen Dienst. Dieser speichert ausschließlich Solarstrom. Bislang ist in Brandenburg geplant, bei Wittstock in das Solarkraftwerk Alt Daber einen neuen Batteriespeicher der BELECTRIC GmbH zu integrieren. Der Speicher verfügt über eine Kapazität von rund 2 MWh. Hierdurch könnten wenigstens 550 Haushalte über Nacht mit Strom versorgt werden.

Eine Rechnung zeigt, dass auch der größte Speicher in Feldheim eher eine bescheidene Dimension hat. Dabei kann er gerade einmal so viel Strom speichern, wie der Windpark in weniger als 10 Minuten produziert. Dennoch kann sich diese Rechnung lohnen.

Inwieweit kann sich ein solcher Großspeicher lohnen?

Bei Netzschwankungen muss eine ausreichende Menge an Leistung innerhalb weniger Sekunden zur Verfügung stehen. Man spricht hier auch von einer Primärregelleistung. Dirk Uwe Sauer, Professor für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik an der Technischen Hochschule in Aachen erklärt, dass in diesem Fall 2,5 € pro Kilowattstunde zu bezahlen sind. Diese Ausnahmefälle sind extrem teuer. Manchmal liegt der Preis sogar noch weit darüber. Immerhin wird der Strom benötigt, um kurzfristige Versorgungslücken zu beseitigen. Dabei wird dieser Extrastrom nur für ein paar Minuten angezapft. Sauer teilt weiterhin mit, dass bei einer Lebensdauer von 20 Jahren solche Systeme lohnenswert sind.

Man kann mit den Anlagen, die ungefähr 1,2 Millionen Euro pro installiertem Megawatt Leistung kosten, problemlos Geld verdienen. Bei dem Speicher in Feldheim/Brandenburg geht die Rechnung auf. Dieser besitzt eine Gesamtleistung von 10 MW. Natürlich wird auch viel für den Werterhalt des Lithium-Ionen-Akkus getan. Um sie vor den Widrigkeiten des Wetters zu schützen, werden die Akkus in einer 30 × 17 m großen Halle installiert. Jedoch werden sich nicht allzu viele Anlagen dieser Art in Deutschland lohnen. Der Gesamtmarkt an Primärregelleistung wird auf etwa 600 MW beziffert, so dass in Deutschland 60 Anlagen wie in Feldheim völlig ausreichen.

Bildquelle: © Rainer Sturm / pixelio – www.pixelio.de

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