Es braucht mehr Tarife zur erneuerbaren Wärmeversorgung

Der Gebäudesektor hat sein Ziel zur Minderung von Treibhausgasen verfehlt. Seit 10 Jahren sinken die CO2-Emissionen praktisch nicht mehr.

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Der Gebäudesektor hat 2020 sein Etappenziel zur Minderung von Treibhausgasen verfehlt. Seit einem Jahrzehnt sinken die CO2-Emissionen im Gebäudebereich praktisch nicht mehr; zuletzt stiegen sie sogar leicht. Es ist noch ein ordentlichen Stück Arbeit, soll der Gebäudebestand tatsächlich wie geplant – und erforderlich – bis spätestens 2050 klimaneutral sein. Vor allem müssen jetzt die Weichen gestellt und erneuerbare Energien stärker zur Wärmeversorgung genutzt werden.

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Laut Analyse des Bundesverbands der deutschen Heizungsindustrie (BDH) werden zwei Drittel der insgesamt rund 21 Millionen Heizanlagen in Deutschland nach wie vor mit fossilen Energieträgern befeuert. Am weitesten verbreitet sind Gasheizungen.

Wir können jedoch nicht bis 2040 warten, bis die Gasheizungen vielleicht nur noch einen kleinen Marktanteil haben. Wir müssen das Erreichen schwerwiegender Klima-Kipppunkte* jetzt verhindern – morgen kann es schon zu spät sein; zumal die Heiztechnik eine Lebensdauer von zwei bis drei Jahrzehnten hat.

Moderne Heiztechnik alleine reicht nicht

2019 und 2020 wurden nach Angaben des dena-Gebäudereports am meisten Gas-Brennwertkessel verkauft. 2020 lag ihr Marktanteil bei 60%. Angesichts der typischen Lebensdauer dieser Heizungen von mindestens 15 Jahren ist klar: Die Energieversorgung muss sich ändern. Wir werden noch viele Jahre mit Gas heizen und so braucht es mehr klimabewusste, nachhaltig erzeugte Gastarife.

Wer seine Gasheizung mit echtem Biogas versorgen will, hat bisher wenig Auswahl. Nach einer Analyse der Gastarife in den 15 größten deutschen Städten gibt es nur wenige reine Biogas-Tarife im Markt. 79% der sogenannten Ökogastarife sind Klimatarife, bei denen die verursachten CO2-Emissionen lediglich kompensiert werden. Biogas ist nicht Bestandteil dieser Tarife. In den letzten Jahren haben die Klimatarife im Markt an Bedeutung gewonnen. Tarife, in denen zumindest ein Teil aus Biogas stammt, stellen 18% aller Ökogastarife. Und lediglich ein Bruchteil von 3% basiert komplett auf Biogas, so wie die Wirklich Ökogas-Tarife von Polarstern.

Dabei macht es einen riesigen Unterschied, ob ein Haushalt mit 100% oder 10% Biogas heizt. Bei einer 100 qm Wohnung im Mehrfamilienhaus liegt der Unterschied bei jährlich über zwei Tonnen CO2.

Das Gebäudeenergiegesetz, die CO2-Bepreisung für fossile Brennstoffe und die Nachbesserungen bei der Mieterstromförderung durch die EEG Novelle 2021 weisen den Weg in die Wärmewende. Was es nun braucht, sind Versorgungslösungen in Form von Tarifen, welche den hier genannten Anforderungen gerecht werden.

Das Bundeswirtschaftsministerium will mit seinem im Februar 2021 gestarteten „Dialog klimaneutrale Wärme“ den Transformationsprozess der Wärmewende stärken. Im Start-Papier heißt es: „Die Wärmenachfrage wird derzeit zu über 80 Prozent durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe gedeckt. Im Jahr 2050 muss der Anteil fossiler Brennstoffe allerdings auf null Prozent reduziert werden, sofern nicht in Teilbereichen auf CCS/CCU gesetzt werden soll.“

Neue Wege zur klimabewussten Wärmeversorgung

Die Energiewende im Wärmemarkt erfordert differenzierte Produkte und Angebote für verschiedene Gebäude und Energiekonzepte. Immobilienbesitzer:innen, die das Gebäudeenergiegesetz erfüllen müssen, können sich die Versorgung ihres Gasbrennwertkessels oder ihrer KWK-Anlage mit klimafreundlichem Biogas auf den Jahresprimärenergiebedarf anrechnen lassen. Dazu muss das Gasprodukt die Anforderungen des GEG und des Kriterienkatalogs des dena Biogasregisters Deutschland erfüllen. Polarstern hat extra dafür einen Tarif entwickelt, der genau das tut und so die erneuerbare Wärmeversorgung unterstützt.

Genauso gehört die Integration der Wärmeversorgung in Mieterstromprojekten zu einem klimabewussten und zukunftsweisenden Gebäudesektor. PV-Anlagen und Wärmepumpen lassen sich, auch gerade durch die kombinierte Nutzung zum Wärmen und Kühlen von Gebäuden, immer besser verknüpfen und damit eine wirtschaftlich effiziente und klimabewusste Energieversorgung unterstützen. Für die Realisierung der Kombination aus PV-Anlagen und Wärmepumpen gibt es mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) für Bauherr:innen und Contractoren direkte Förderungen. Wärmepumpen werden als „innovative Heiztechnik“ im Neubau und im Gebäudebestand stärker gefördert als mit den bisherigen Förderungen.

*Kipppunkte sind Schwellenwerte, ab welchen unumkehrbare, starke und abrupte Prozesse im Klimasystem und sich verstärkende Rückkopplungen ausgelöst werden, welche die Klimakrise beschleunigen.

Quellen / Weiterlesen

Bildquelle: pxhere
Manuel Thielmann arbeitet in der Geschäftsentwicklung von Polarstern. Er ist Ansprechpartner für die konzeptionelle Entwicklung und die praktische Umsetzung von Eigenstrom- und Mieterstromprojekten in ganz Deutschland. Sein Schwerpunkt ist die Integration verschiedener Energie- und Speichertechniken in dezentrale Energiekonzepte. Zuletzt hat er u.a. am Lehrstuhl für Elektrische Energiespeichertechnik der TU München die Integration von Batteriespeichern in Mehrfamilienhäusern erforscht.

1 Kommentar

  1. Die GroKo hat hier auf ganzer Linie versagt. Und ganz vorne dabei Merkel und vor allem Altmaier.

    Ich kann es eh nicht verstehen, warum heute Häuser gebaut werden dürfen, die nicht Passivhausstandard einhalten. Und die 5 % Mehrkosten für den Rohbau muss gefälligst der Bund erstatten.

    Stattdessen werfen wir leider immer noch fröhlich den Despoten dieser Welt das Geld in den Rachen für ihre Fossilien. Nordstream 2 ist nur ein weiterer unappetitlicher Puzzlestein in dieser Tragödie.

    Geschäft geht der Union eben immer noch weit über Menschenrechte oder Klimaschutz, wie man ja auch an den regelmäßigen Kotaus China gegenüber sieht.

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