Corona sorgt für saubere Luft: Diesen Effekt haben Wissenschaftler des Earth Observation Center (EOC) jetzt eindeutig nachgewiesen. Demnach gelangten seit Anfang März in der stark betroffenen Lombardei in Italien 45 Prozent weniger Stickoxide in die Luft.
Niedrige Stickoxid-Messwerte allein beweisen den Corona-Effekt nicht
Das EOC gehört zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), wo sich Wissenschaftler intensiv mit dem Corona-Effekt auf die Luft beschäftigt haben. Nachdem die Hälfte der Menschheit von Lockdown-Maßnahmen betroffen ist und das öffentliche Leben stark eingeschränkt ist, ist bessere Luft als Folge eigentlich logisch. Dennoch reichen einfache Messwerte nicht als Beweis aus, dass Corona allein dafür verantwortlich ist.
Auch Polarluft und Wind sorgte in Europa für bessere Luft
Zwar zeigte der europäische Satellit Sentinel-5P im Vergleich zum letzten Jahr weltweit einen starken Rückgang von Stickstoffoxid, das in der Industrie und im Verkehr anfällt. Das nur auf Corona zurückzuführen, wäre allerdings voreilig gewesen: Denn in diesem Jahr spielte dabei auch Polarluft in weiten Teilen Europas eine Rolle, wie das DLR mitteilt. Hinzu kam eine andauernde Westwindlage, in der sich Schadstoffe nicht anreichern konnten. Schon allein das sorgte für sauberere Luft als gewöhnlich.
Satelliten und Bodenstationen berücksichtigen nicht den Wettereffekt
Der europäische Satellit MetOP-A misst täglich die weltweite Schadstoffverteilung, dabei sind witterungsbedingte Schwankungen bei Stickoxiden normal. Weil der Satellit die gesamte Atmosphäre erfasst, sind diese Messungen allein aber kein Beweis: Denn je höher man geht, desto mehr können sich Luftschadstoffe durch Winde verfrachten, verdünnen oder aus entfernten Regionen hereingetragen werden. Und auch in Bodennähe sorgt Wind oder Regen für Verfälschungen, weshalb auch Bodenstationen kein zweifelsfreies Bild liefern können.
Eine Computersimulation lieferte den Beweis
Um den Wettereffekt herauszurechnen, haben sich die Wissenschaftler am DLR die Lombardei angeschaut. Die Region in Norditalien war besonders stark vom Coronavirus betroffen und ist seit Anfang März im Lockdown. Die Wissenschaftler simulierten nun zunächst die Schadstoffbelastung und legten dabei die Normalsituation aus mehreren Jahren zugrunde. Das Modell berücksichtigte dabei aber die realen Wetterbedingungen. Der anschließende Vergleich der Simulation mit den diesjährigen Messdaten zeigte: Der Lockdown in der Lombardei ab dem 8. März führte dort zu 45 Prozent weniger Stickoxiden.
Kombinierte Analyse nötig
Wie das DLR erläutert, erlauben nur Satelliten eine weltweite Schadstoffmessung. Diese passen zwar gut zu Bodenwerten und Modellen, doch erst eine kombinierte Analyse von Satellitenmessungen, am Boden gemessenen Werten und Computermodellierungen können den Coronaeffekt auf die Luftqualität wissenschaftlich stichhaltig nachweisen. Das wird bei einem Blick in andere Regionen der Welt deutlich: Dort unterscheiden sich die aktuellen Messwerte teilweise nicht von den in den letzten Jahren gemessenen Werten. Ohne Untersuchung lässt sich nicht sagen, ob dies an lokalen Witterungsbedingungen liegt oder etwa an einem späteren Lockdown.
Quellen / Weiterlesen
Studie: Corona-Effekt auf Luftqualität – Schadstoffbelastung fast halbiert | Focus Online
Bilderquelle: DLR (CC-BY 3.0)
Eine echte Überrraschung! Kaum wird weltweit nicht mehr geflogen, kaum mehr Auto gefahren und nur noch eingeschränkt produziert, schon verbessert sich die Luftqualität. Aber halt, nein, so einfach ist das nicht: Da hat ja auch eine Polarluftströmung ihren Anteil am Coronaeffekt. Die Wissenschaftler des EOC befassen sich jetzt intensiv mit dem Thema, weil das ja mal ganz wichtig ist, wie groß dieser Anteil ist.
Entschuldigung, aber ich glaube es gäbe wichtigere Probleme zu lösen und nutzbringendere Tätigkeiten um die Zeit totzuschlagen. Die Erkenntnis, dass menschliche Aktivität hauptursächlich für Umweltverschmutzungen aller Art ist, haben wir seit Jahrhunderten.