An Sonne mangelt es in Brasilien nicht. Davon profitiert momentan allerdings nur der Tourismus, die Solarindustrie nicht. Solarstrom hat gerade einen Anteil von 0,02 Prozent am Energiemix des Landes, der Großteil der Energie (70 Prozent) wird mithilfe von Wasserkraft erzeugt. Doch das soll sich jetzt ändern. Brasiliens plant große Solar- und Windprojekte. Aber auch kleine Solarprojekte werden gefördert. RevoluSoar beispielsweise möchte Solarstrom in einer Favela von Rio de Janeiro für den Eigenverbrauch und für die Netzeinspeisung erzeugen.
Solarenergie könnte Strom in Armenviertel bringen
Wegen des steigenden Energiebedarfs in Verbindung mit mehrjährigen Dürren und großflächigen Stromausfällen machen sich Millionen Unternehmen und Privathaushalte zunehmend Sorgen um ihre Energieversorgung. Die brasilianische Regierung hat erneuerbare Energien bisher nicht gefördert, es gab weder Einspeisevergütungen oder Steuererleichterungen. Brasiliens Energiemix soll nun mithilfe von öffentlichen Auktionen für Solar- und Windprojekte diversifiziert werden. Der 2014 beschlossene 10-jährige Energieplan erwartet bis zum Jahr 2024 einen Zubau von 7 Gigawatt an Solarkapazität. Doch da das Land mit einer Rezession, einem Haushaltsdefizit und politischem Stillstand kämpft, könnten es vor allem kleine Unternehmen und Social Startups sein, die Solarenergie verbreiten – besonders in den Favelas, den Armenvierteln, deren Bewohner oft keinen Zugang zu Elektrizität haben.
Diesen März traten neue Bestimmungen in Kraft, die es den Menschen erleichtern sollen, saubere und günstige Energie sowohl zu konsumieren als auch zu produzieren. Über Genossenschaften können sie Strom aus Solaranlagen ins Netz einspeisen und erhalten dafür einen finanziellen Ausgleich. Dabei soll es möglichst wenige bürokratische Hürden geben. Davon profitieren vor allem Unternehmen wie RevoluSolar, das seinen Sitz in Babilônia hat, einer Favela in Rio de Janeiro. 2015 von sechs Bewohnern gegründet, soll RevoluSolar die Favela mit grünem Strom versorgen. Dazu soll das gemeinnützige Unternehmen im Laufe des Jahres in eine Genossenschaft umgewandelt werden. RevoluSolar-Mitgründer Pol Dhuyvetter hat gerade 12 Solarmodule auf seinem Dach installiert, mit denen er die Hälfte seines Energiebedarfs decken will. 10 weitere Familien haben bereits Interesse bekundet.
Zahl kleiner Solaranlagen soll bis 2024 auf 1,2 Millionen steigen
“Es ist schwer zu verstehen, warum ein Land mit einem solchen Potential die Energieversorgung mit Solarkraft nicht ausbaut“, so Dhuyvetter. Wäre auf jedem Dach des Landes eine Solaranlage installiert, könnte mehr als doppelt so viel Strom produziert werden wie die Haushalte Brasiliens verbrauchen, schätzt auch Rodrigo Sauaia, Präsident von Absolar, dem Verband der Solarwirtschaft in Brasilien. Er geht davon aus, dass die neuen Bestimmungen zusammen mit den nach oben schnellenden Strompreisen die dezentrale Stromerzeugung in den nächsten Jahren ankurbeln werden und erwartet, dass die Zahl kleiner Solaranlagen am öffentlichen Netz von 1.731 im Jahr 2015 bis 2024 auf 1,2 Millionen steigen wird.
Baufirmen betreiben Lobbyarbeit gegen Solarenergie
Organisationen wie Greenpeace setzen sich in letzter Zeit dafür ein, dass die brasilianische Regierung Steuererleichterungen und Kredite für den Kauf der Anlagen gewährt. Die hohen Kreditzinsen von aktuell 14,25 Prozent behindern Investitionen in erneuerbare Energien, die sich erst mit der Zeit amortisieren. „Es gibt eine gewisse Zurückhaltung seitens der Regierung, aber auch sehr viel Lobbyismus [gegen Solarenergie] von großen Baufirmen, die politische Kampagnen finanzieren“, erklärt Barbara Rubim von Greenpeace Brasilien. Diese Firmen, von denen manche auch am Bau großer, umstrittener Staudämme wie dem Belo Monte beteiligt sind, stehen auch im Mittelpunkt der „Operation Lava Jato“, den Ermittlungen nach dem Korruptionsskandal.
Ein weiteres kleines Unternehmen, das Solarenergie voranbringen will, ist Axis Renovaveis aus Sao Paulo: Es installiert auf die jeweiligen Kunden zugeschnittene Dach-Solaranlagen, ohne dass diese auch nur einen einzigen Cent investieren müssen. Sie müssen sich lediglich dazu verpflichten, 10 bis 12 Jahre lang den von der Anlage erzeugten Solarstrom zu kaufen. Dieser deckt bis zu 50 Prozent ihres Verbrauchs und kostet – das garantiert Axis Renovaveis – weniger als der Netzstrom. Zusätzlich übernimmt das Unternehmen, das von Banken und Privatinvestoren finanziert wird, sämtliche Kosten für Finanzierung, Installation und Wartung. Geschäftskunden wie zum Beispiel eine große Apothekenkette zahlen so 15 Prozent weniger für ihre Stromrechnung, und das in Hunderten Filialen im ganzen Land, erzählt Axis Renovaveis-Gründer Luiz Pacheco. „Gleichzeitig tun sie noch etwas für die Umwelt.“
Bildquelle und weitere Infos über RevuloSolar auf Facebook.
Quelle: From the favelas: the rise of rooftop solar projects in Brazil | The Guardian
Tja, was hier die Kohle-/Kernmafia, ist dort die Wasser-/Baumafia… 🙄