Vor neun Jahren wurde im Emirat Abu Dhabi mit dem Bau der Ökostadt Masdar City begonnen. Auf sechs Quadratkilometern sollte mitten in der Wüste die erste komplett emissionsfreie „Wissenschaftsstadt“ für 50.000 Menschen entstehen. Ohne Autos, dafür mit Strom aus Wind- und Solarkraft. Das Megaprojekt sollte Abu Dhabi nach dem Vorbild des kalifornischen Silicon Valley unter anderem die Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Technologien für grüne Energien sichern. In diesem Jahr sollte Masdar City für den Erstbezug fertiggestellt. Masdar City soll als Modell für die moderne, nachhaltige Stadt der Zukunft dienen. Was ist aus der 22 Milliarden teuren Utopie geworden?
Masdar City: Eine Ökostadt als Vorbild für die ganze Welt
Eine emissionsfreie Stadt in der Wüste – damit wollte man demonstrieren, dass auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit ihrem hohen Energieverbrauch ein nachhaltiger Lebensstil möglich ist. Die Ölstaaten sind auf der Suche nach wirtschaftlichen Alternativen zum Öl, Abu Dhabi setzt dabei auf grüne Technologien. Die ursprünglichen Pläne für Masdar City, entworfen vom britischen Stararchitekten Norman Foster, sahen eine weitgehend eigenständige Versorgung der Stadt mit Strom aus einem Solarkraftwerk und vielen Windkraftanlagen vor. Durch konsequentes Recycling sollte die Stadt so gut keinen Müll produzieren. Eine spezielle Bautechnik mit engen Gassen, in der Häuser sich gegenseitig beschatten sowie viele Parkanlagen und eine Kühlung mit modernen Windtürmen sollten nachhaltig für ein erträgliches Klima sorgen. Für die Fortbewegung innerhalb der autofreien Stadt war neben Fahrrädern und Fußwegen eine elektrische, fahrerlose Kabinenbahn mit 1.500 programmierbaren Zielen vorgesehen.
Um Masdar City zum globalen Wissenschafts- und Technologieknotenpunkt zu machen, beschäftigt sich das dort ansässige Masdar Institute of Science and Technology als erste Hochschule der Welt ausschließlich mit Nachhaltigkeit, erneuerbaren Energien und der Umwelt. Nach Fertigstellung sollen sich 1500 Firmen in der Stadt ansiedeln, die mit grünen Technologien arbeiten. Dank des so enstehenden Wissensclusters sollen neue Ideen direkt vor Ort realisiert und erprobt werden können.
Seit 2010 hat sich das Tempo stark verlangsamt
Momentan stagnieren die Arbeiten in Masdar City. Viele betrachten das ambitionierte Vorhaben als gescheitert. Seit 2010 zeichnet sich ab, dass sich die Bauzeit stark verlängern wird. Aktuell spricht man von einem Abschluss der Arbeiten im Jahr 2030. Gerade fünf Prozent der Stadt sind bisher fertiggestellt. Im Stadtzentrum befindet sich immerhin die Regionalverwaltung von Siemens. Hinzu kommen eine Handvoll Geschäfte und Cafés, eine Kantine sowie eine Bank und ein Postamt.
Neben der Universität, die ihren Betrieb aufgenommen hat, haben momentan etwa 400 Firmen eine offizielle Präsenz in Masdar City. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch nur um einen sogenannten Hot Desk, einen Schreibtisch in einem Großraumbüro, das sich mehrere Firmen teilen. Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) hat ihren Hauptsitz bereits nach Masdar City verlegt. Doch die einzigen ständigen Bewohner der „grünen Geisterstadt“ sind aktuell die 300 Studenten des Institute of Science and Technology, die dort umsonst wohnen können. Insgesamt arbeiten derzeit etwa 2.000 Menschen in Masdar City. Verantwortlich für die aktuelle Situation ist die Finanzkrise im Jahr 2008, in deren Verlauf viele potentielle Investoren absprangen.
Ist die grüne Utopie von Masdar City noch zu retten?
Vom Kernziel, eine vollständig CO2-neutrale Stadt zu erschaffen, haben sich die Planer verabschiedet. Das Team um Norman Foster ist nicht länger am Projekt beteiligt, übernommen haben die Bostoner Architekten CBT Architects. Deren Pläne sind etwas weniger ambitioniert. Statt von kompletter Emissionsfreiheit ist jetzt die Rede von niedrigen Emissionen. Architekt Kishore Varanasi von CBT spricht von einer nachhaltigen Stadt, die ihren Bewohnern eine hohe Lebensqualität bietet. Auch wenn die Stadt nicht vollständig CO2-neutral werde, werde Masdar City immer noch weitaus nachhaltiger sein als viele andere Städte, heißt es. Die neuen Pläne basieren auf vielen bodenständigen energiesparenden Maßnahmen, die sich anderswo bereits bewährt haben. Da die Stadt von Grund auf aufgebaut wird, lassen sich diese Maßnahmen sehr viel leichter integrieren.
Es sei immer noch genug Zeit und die Ressourcen vorhanden, um Masdar City zu einem Musterbeispiel nachhaltiger Städteplanung zu machen, meint Varanasi. Um die Nachhaltigkeit von Gebäuden und Städten zu bewerten, hat Abu Dhabi eigene Standards entwickelt. Kriterien sind Energie- und Wasserverbrauch sowie Maßnahmen zur Abfallminimierung. Diese Standards entsprechen etwa dem amerikanischen LEED-Standard, legen aber beispielsweise mehr Wert auf das Einsparen von Wasser. Masdar City strebt aktuell ein Rating auf Stufe 4 von 5 an.
In der neuen Masdar City werden auch Elektroautos und Elektrobusse erlaubt sein. Das teure, eigens entwickelte Transportsystem ist angesichts der technologischen Entwicklungen im Automobilbereich nicht mehr sinnvoll. Vor 5 Jahren habe man nicht vorhersehen können, wie schnell die Elektromobilität voranschreiten werde, heißt es.
Günstige Standortbedingungen sollen Unternehmen nach Masdar City locken
Trotz der Rückschläge ist Architekt Varanasi zuversichtlich, dass Masdar City ein Erfolg werden und seiner ursprünglichen Rolle als Musterbeispiel und Vorbild für andere Städte gerecht werden kann. Die Regierung in Abu Dhabi glaubt an das Projekt und will weitere Unternehmen in die Stadt locken. Derzeit werden neue, vergünstigte Lizenzen für eine Ansiedlung von Unternehmen in der dortigen Freizone ausgegeben, unter der sich jetzt auch Einzelpersonen als Unternehmen dort registrieren können. Dadurch soll der Standort vor allem für Startups attraktiv werden. Wer sich in Masdar City niederlässt, profitiert unter anderem von Steuerfreiheit, günstigen Büromieten und der Befreiung von Ein- und Ausfuhrzöllen. Es gibt keine Mindestkapitalanforderungen mehr und keinerlei Restriktionen im Hinblick auf die Nationalität der Angestellten. Ein lokaler Partner ist ebenfalls nicht nötig. Das Masdar Institute of Science and Technology bietet zudem die Möglichkeit von Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften.
Diese Anreize sollen dazu beitragen, die Zahl der vor Ort ansässigen Firmen bis 2020 zu vervierfachen. Wenn es funktioniert, könnte Masdar City trotz der bescheidener gewordenen Pläne nach wie vor als Versuchslabor für nachhaltige Städteplanung dienen.
Quellen / Weiterlesen:
„Masdar City“: Die Null-Emissions-Stadt in der Wüste | [GEO]
Masdar City unveils new free-zone license to promote clean-tech entrepreneurs at GITEX | Emirates 24|7
The Second Life Of Masdar, The Green Utopia That Wasn’t | Co.Design
Masdar’s zero-carbon dream could become world’s first green ghost town | The Guardian
Bildquelle oben: Wikipedia – CC BY-SA 3.0
Bildquelle Text: Wikipedia – Jan Seifert [CC BY 2.0]
Nur 22 Mrd US-Dollar (also knapp 21 Mrd Euro) für eine komplette immissionsfreie Stadt?
Das ist doch ein wahres Schnäppchen – verglichen mit den über 25 Mrd Euro, die wir in Deutschland inzwischen jedes Jahr für eine angebliche Energiewende zum Fenster raus werfen (nachweislich ohne den geringsten Effekt auf den CO2-Ausstoß).
Oh Hentinger, war ja zu erwarten, dass Du als alter Klimatroll mit Deinen Lügen wieder aufschlägst.
Nachweislich haben wir in D den CO2-Ausstoß schon erheblich verringert. Das wollen Klimalügner wie Du nur nicht wahrhaben.
Schade, dass das in Masdar nicht so schnell weiterging wie geplant. Aber es war als Leuchtturm auf jeden Fall von Nutzen.
Interessant, dass das geplante Transportsystem nicht mit der allgemeinen eAuto-Entwicklung Schritt halten konnte. Vor Allem Tesla hat da wohl Maßstäbe gesetzt.
Und die Produktion von eAutos läuft auch mit Riesenschritten hoch. Jährliche Wachstumsraten von 20-50% lassen sich sehen.
Allein ein Hersteller (BYD) produziert schon mehr als 10.000 eAutos pro Monat. Mit ebenso steigender Tendenz.
Die Ewiggestrigen á la Hentinger sind längst abgehängt.
ALEX 1 bezeichnet andere als Klimatroll schon ziemlich überheblich.
er hat wohl das Thema DIESELGATE und deutlich höhere Abgaswerte bei Autos nicht mitbekommen!
Wir haben uns in Berlin über die minimale Reduzierung der Schadstoffe in der Atemluft etc. gewundert, obwohl die Industrie und besonders die Automobilindustrie alle Auflagen bei Grenzwerten erfüllt haben will. Das die Laborwerte in der Praxis um bis 50 fache überschritten werden konnte niemand ahnen.
Das unser Verkehrsminister Nichts gegen den Betrug bei den Abgasen der Automobile und LKWs unternimmt ist Beihilfe zur „Körperverletzung“ . Ostblock Speditions -Unternehmer fahren mit durch Schummelektronik abgeschaltete Abgasreinigungs Anlagen durch Europa ohne überprüft zu werden.
und sparen Millionen Betriebskosten ein. Das Preisdumping schadet unseren Spediteuren !
Dobrindt CSU stört es nicht.
Ich bezeichne Henti als einen Klimatroll, weil er einer ist. Er leugnet nicht nur die Globale Erwärmung, er stänkert auch noch laufend gegen alle sinnvollen Maßnahmen.
Natürlich hab ich Dieselgate mitbekommen und halte das auch für eine ganz große Schweinerei! Auch, weil die Kunden in D billig abgespeist werden.
Aber vor Allem wegen der 10.000 zusätzlichen Todesfälle jährlich.
Eigentlich(!) hätte sich VW verpflichten müssen, jetzt bei eAutos richtig auf die Tube zu drücken. Aber nein, Verpester und SUFFs werden fröhlich weiter gebaut ohne Rücksicht auf Mensch und Umwelt.
Dobrindt ist sowieso eine Lachnummer. Wenn es nicht so ernst wäre 🙄 Anstatt irrsinnige Ressourcen auf die bescheuerte Neid-Maut zu vergeuden, hätte er mit dem selben Aufwand den Weg für die eMobilität so ebnen können, dass wir wirklich die 1 Mio eAutos bis 2020 haben.
Aber nein, null! Deswegen nennt man ihn in Fachkreisen auch die Schwarze Null 🙄 So hat er ein bürokratisches Monster geschaffen, das Deutschland nichts, aber auch gar nichts bringt. Außer ein paar Beamtenstellen und den Zorn aller Anrainer.