Rekordzahlen – Schotten decken 98% ihres Strombedarfs mit Windkraft:
Aktuell stützen sich einige konservative Politiker auf eine Studie des WWF, wie es zurzeit in Schottland der Fall ist, und fordern einen Baustopp für Windkraftanlagen. Schon im Jahr 2014 konnte Schottland eine Rekordproduktion beim Windstrom erleben. So wurden 98% der Elektrizität im Land, die schottische Haushalte verbrauchten, ausschließlich aus Windrädern produziert.
Könnte dies nicht auch ein Vorbild für Deutschland sein?
Diese Zahlen stammen aus einer erst kürzlich veröffentlichen Studie der britischen Sektion des WWF. Konservative Politiker fordern nun einen Baustopp für Windkrafträder. Begründet wird dies damit, dass Schottland sein Ziel mit 100% erneuerbarer Energien im Stromsektor fast erreicht hätte. Ein Anteil von 98% ist schon fast unglaublich. In Deutschland erreicht man gerade einmal 30% des Grünstromanteils. Dänemark erreicht immerhin 40%. Um die Zahlen in Schottland richtig deuten zu können ist es wichtig, dass dort rund 25 Terawattstunden Strom im Jahr verbraucht werden. Hierbei machen die schottischen Haushalte laut WWF einen Anteil von 41% aus. Leider bezieht die WWF nur die Haushalte in ihre Berechnungen. Industrie und Handel bleiben außen vor. Von daher relativiert sich der Anteil an Grünstrom in Bezug auf die Versorger in Schottland erheblich. Irrwitziger weise sind die konservativen Politiker somit den Zahlenspielereien der WWF auf den Leim gegangen.
Der Gesamtanteil an erneuerbaren Energien in Schottland liegt bei 50%
Am Gesamtstromverbrauch liegt der Anteil an erneuerbaren Energien in Schottland demnach eher bei 50% im Jahr 2014. Die endgültigen Ergebnisse möchte die schottische Regierung aber erst noch veröffentlichen. Dennoch ist der Anteil der Erneuerbaren immer noch beachtlich, auch wenn die Zahlen somit schrumpfen. Es ist daher ein genauer Blick auf die Entwicklung der erneuerbaren Energien in Schottland lohnenswert. Nach Angaben der WWF produzieren die schottischen Windräder während sechs der vergangenen zwölf Monate mehr Strom, als die Haushalte verbrauchen können. In Schottland haben die Erneuerbaren Energien Atomstrom schon weit hinter sich gelassen.
Bis zum Jahr 2020 sollen es 100% Erneuerbare Energie in Schottland geben
Bei den Berechnungen kam es zu besonderen Ausschlägen. Während im Juni und September die Windräder nur etwa 40% der Stromversorgung der Haushalte abdeckten, waren es im Februar und Dezember dagegen 164 %. So lieferten die Anlagen im Dezember zweieinhalbmal so viel Strom, wie ihn die Schotten in ihren Wohnungen verbrauchen konnten. Bis zum Jahr 2020 haben die Schotten das Ziel, dass die Erneuerbaren den gesamten Strombedarf im Land decken sollen. Im Jahr 2013 deckten die Windräder zu Land und auf dem Wasser zusammen mit Wasser-, Abfall- und Biomassekraftwerke 44% des Gesamtstrombedarfs. Im Jahr 2012 waren es 39%.
Bei einer Überproduktion werden Anlagen abgeklemmt und den Betreibern bis zu 52 Millionen Pfund Entschädigung gezahlt
Die derzeit in Schottland geplanten und im Bau befindlichen Windkraftanlagen und anderen erneuerbaren Kraftwerke werden zukünftig den Grünstrom verdreifachen. Damit der Windstrom auch planmäßig genutzt werden kann, investieren die Netzbetreiber bis zum Jahr 2020 sechs Milliarden Pfund. Problematisch ist nur, wenn sich für den Windstrom keine Abnehmer mehr finden lassen und die Netze überlastet sind. Dann müssen Anlagen vom Netz genommen werden. Auf diese Weise ginge Strom im Wert von 52 Millionen Pfund verloren. Dies war auch im Jahr 2014 so. Die Besitzer der Windkraftanlagen wurden aber für ihren Verlust entschädigt.
Würden unter diesen Umständen die Kosten des Erneuerbaren-Ausbaus nur von den Bürgern Schottlands getragen, dann würde dies für einen Haushalte eine jährliche Mehrbelastung von 129 Pfund bedeuten. Momentan zahlen auch die Verbraucher aus Gesamt-Großbritannien. Interessant ist jedoch: Falls in einigen Jahren die Unterstützungsprogramme der Regierung wegfallen, bekommen die Schotten ihren Strom sozusagen umsonst, weil andererseits keine Kosten mehr für Brennstoffe anfallen.
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