Lohnen sich Energieeffizienz-Maßnahmen für den Mittelstand?

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Die Energiekosten hierzulande sind besonders hoch. Deshalb ist Energiesparen für viele Mittelständler ein wichtiges Thema, auch um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Bei Energieeffizienz-Maßnahmen hält sich jedoch das Vorurteil, dass sie teuer sind und sich nicht rentieren. Doch das stimmt so nicht, viele Investitionen rechnen sich bereits nach wenigen Jahren.

Energieeffizienz lohnt sich besonders bei Beleuchtung und IT

Zur Energiewende gehört nicht nur der Umstieg auf erneuerbare Energien, sondern auch die effiziente Nutzung von Energie. Die Energieeffizienz im Unternehmen zu verbessern, sieht auf den ersten Blick wie eine Mammutaufgabe aus. Doch mit der richtigen Beratung lassen sich ganz einfach Einsparpotenziale ermitteln, die sonst nicht genutzt werden. Die Mehrkosten für den Umstieg werden durch Einsparungen bei den Energiekosten meist wieder aufgefangen. Zusätzlich können Unternehmen an Wartungskosten sparen, etwa wenn eine alte Beleuchtungsanlage gegen ein modernes System getauscht wird.

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Im Bereich Beleuchtung und Informationstechnologie sowie bei den Gebäuden sind die größten Einsparungen möglich: Hier können kleine und mittelständische Betriebe bis zu 70 Prozent Energiekosten einsparen. Die Energieeffizienz lässt sich auch im Bereich Prozesswärme, Lüftung und Druckluft deutlich verbessern, mit Einsparpotenzialen zwischen 25 und 50 Prozent. Das gilt auch schon für Mittelständler mit verhältnismäßig geringen Energiekosten, denn nicht immer sind riesige Maßnahmen nötig. Energieeffizienz fängt schon bei einer abschaltbaren Steckdose an.

Wie Rossmann Energiekosten spart

Dass sich Energieeffizienz-Maßnahmen lohnen, zeigt anschaulich das Beispiel Rossmann: Der Drogeriekonzern hat ein intelligentes System von Energiemessstellen eingeführt, die den Energieverbrauch in den über 2.000 Standorten jederzeit anzeigen. Zwar hat Rossmann zur Einführung der Infrastruktur über 1,5 Millionen Euro investiert, doch das Unternehmen kann jetzt sofort auf Auffälligkeiten reagieren und Energiesparmaßnahmen einleiten. Schon im ersten Jahr hat Rossmann so über 600.000 Euro an Energiekosten eingespart, seit Einführung des Systems bereits über eine Million.

Energieberatung staatlich fördern lassen

Doch auch schon kleinere Maßnahmen lohnen sich. Um zu entscheiden, welche Maßnahmen für das eigene Unternehmen sinnvoll sind, sollten Mittelständler im ersten Schritt eine Energieberatung in Anspruch nehmen. Zertifizierte Energieberater untersuchen systematisch die energetische Situation im Betrieb und ermitteln, wo es Einsparmöglichkeiten gibt. Je nach Größe des Unternehmens wird die Beratung staatlich durch das Programm „Energieberatung im Mittelstand“ vom BAFA gefördert: KMUs mit jährlichen Energiekosten bis 10.000 Euro bekommen bis zu 80 Prozent der förderfähigen Beratungskosten zurück, maximal 1.200 Euro. Liegen die jährlichen Energiekosten über 10.000 Euro, steigt der Zuschuss auf 6.000 Euro.

Energieeffizienz-Netzwerke nutzen

Ideen und Anregungen können sich Mittelständler auch in der bundesweiten Initiative „Energieeffizienz-Netzwerke“ holen, an der schon über 2.000 Unternehmen beteiligt sind. Dort schließen sich Unternehmen zu regionalen oder branchenbezogenen Netzwerken zusammen, um sich zum Thema Energieeffizienz auszutauschen und zu unterstützen.

Neue vereinfachte Förderung von Energieeffizienz-Maßnahmen

Auch wenn es an die Umsetzung der Maßnahmen geht, unterstützt der Staat mit Krediten und Zuschüssen. Seit Januar 2019 bündelt ein neues Förderprogramm alle bisherigen Programme. Das Investitionsprogramm „Energieeffizienz und Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien in der Wirtschaft“ richtet sich an Unternehmen aller Größen.

Quellen / Weiterlesen

Neue vereinfachte Förderung von Energieeffizienz in der Wirtschaft | Energyload
Warum sich die Energiewende im Unternehmen lohnt | WirtschaftsWoche
Energieberatung im Mittelstand | Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
Das rechnet sich – Energieeffizienz in Unternehmen | Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Bildquelle: Pixabay

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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

1 Kommentar

  1. „Im Bereich Beleuchtung und Informationstechnologie sowie bei den Gebäuden sind die größten Einsparungen möglich: Hier können kleine und mittelständische Betriebe bis zu 70 Prozent Energiekosten einsparen.“

    Diese „bis zu“-Aussagen bedeuten grundsätzlich mal nur, dass mehr als der angegebene Wert nicht möglich ist. Die hier zitierte Aussage bedeutet also übersetzt: Im Bereich Beleuchtung und Informationstechnologie sowie bei den Gebäuden können kleine und mittelständische Betriebe zwischen 0 und 70 Prozent Energiekosten einsparen.

    Die 70 Prozent gelten aber nur für Betriebe, die bisher wahre Energieschleudern sind – also z.B. die Beleuchtung komplett mit (womöglich auch noch überdimensionierten) Glühlampen realisieren.

    Bei Betriebe, die eh schon auf den Verbrauch geachtet haben, liegt das Einsparpotential also erheblich niedriger.

    Auch das Beispiel Rossmann hinkt: Die Bespitzelungsanlage selbst spart nämlich keine Energie, sondern verbraucht im Gegenteil selbst zusätzlich Energie. So zu tun, als hätten sich die angegebenen Einsparungen aus der Investition für die Bespitzelungsanlage – also ohne weitere Kosten – ergeben, ist wohl mal wieder ein Märchen.

    Und da sich mit diesem Bespitzelungsanlagen nicht nur die Energiedaten der Heizungs-, Klima-, Lüftungs- und Lichtanlagen auslesen lassen, sondern auch gleich aus der Ferne „optimal“ einstellen lassen, lässt sich auch recht schnell vermuten, wer diese Einsparungen mal wieder ausbaden darf.

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