Tesla ist ab sofort auch in Deutschland Stromanbieter: Der Ökostrom-Tarif des Elektroautobauers startete bereits im Frühjahr mit ersten Kunden in Baden-Württemberg und Bayern. Seit dem 18. Oktober ist der Tarif flächendeckend verfügbar. Deutsche Energieversorger sind beunruhigt.
Eine eigene Solaranlage mit Powerwall ist Voraussetzung
Bisher kann der Tarif nur von Kunden gebucht werden, die eine Solaranlage sowie Teslas Heimspeicher Powerwall besitzen. Tesla bietet den Strom in Deutschland gemeinsam mit seinem Partner Octopus Energy an. Wie der Spiegel berichtet, soll das Angebot ab 18. Oktober deutschlandweit verfügbar sein. Auf der Website des Anbieters kann man sich bereits ein individuelles Angebot erstellen lassen, wobei die Preise je nach Region unterschiedlich sind.
Tesla und Octopus geben den Ökostrom zum Einkaufspreis an ihre Kunden weiter. Hinzu kommt eine Grundgebühr des jeweiligen Netzbetreibers und eine monatliche Pauschale von 3 Euro. In Berlin werden bei einem Jahresverbrauch von 2.500 Kilowattstunden beispielsweise 68,52 Euro monatlich fällig.
Ein virtuelles Kraftwerk aus vernetzten Powerwalls
Das Geschäftsmodell zielt mittelfristig darauf ab, viele Powerwalls zu einem virtuellen Kraftwerk zusammenzuschließen. Wenn der Strom knapp ist, kann das virtuelle Kraftwerk Strom ins Netz einspeisen. Tesla verdient damit Geld, die Kunden erhalten als Gegenleistung eine Gebühr. „Wir werden den Regulierungsbehörden zeigen, dass das bereits möglich ist“, sagte Octopus-CEO Andrew Mack. „Damit auf dem deutschen Strommarkt endlich etwas in Gang kommt.“ Octopus Energy hat in seinem Heimatmarkt Großbritannien bereits zwei Millionen Kunden. Das Start-up hat eine eigene Technologie-Plattform für intelligentes Energiemanagement entwickelt.
Die deutschen Energieversorger beobachten Tesla genau
Deutsche Energieversorger sind offenbar wenig amüsiert über die neue Konkurrenz. „Wir nehmen Tesla sehr ernst und beobachten genau, was die vorhaben“, zitiert das „Handelsblatt“ einen großen deutschen Anbieter. Den Stromversorgern soll vor allem Teslas „Autobidder“ Sorge bereiten, eine KI-basierte Handelsplattform. Sie kann die Powerwalls oder Autobatterien der Tesla-Kunden miteinander vernetzen, die Stromaufnahme und -abgabe regeln und den Strom so gewinnbringend wie möglich verkaufen. So kann Tesla Geld mit Netzdienstleistungen verdienen und seinen Kunden dafür eine Gebühr zahlen. In Australien steuert der Autobidder bereits automatisiert große netzgebundene Batteriespeicher.
Solche dezentralen virtuellen Netzwerke aus solar-gekoppelten Heimspeichern sind nichts Neues. Sie sind wichtig für die künftige Stromversorgung aus erneuerbaren Energien. Doch Tesla ist für die etablierten Versorger deshalb so gefährlich, weil allein die Marke Tesla eine enorme Anziehungskraft hat. Zudem kann der Autobauer seine Produkte im Paket anbieten. Zum Elektroauto gibt es die Solaranlage mit Heimspeicher gleich dazu, und jetzt auch den passenden Stromtarif mit der Möglichkeit, mit dem E-Auto und dem Heimspeicher später Geld zu verdienen.
Der Halbleitermangel bremst die Entwicklung aus
Noch ist Teslas Marktanteil mit der Powerwall in Deutschland gering, er liegt laut „Handelsblatt“ bei 3 Prozent. An der Nachfrage liegt das allerdings nicht, sondern am weltweiten Mangel an Halbleitern. Tesla muss sich nach eigener Aussage aktuell zwischen der Herstellung von Fahrzeugen und Heimspeichern entscheiden, wobei die Autos gerade Priorität haben. Doch wenn Halbleiter wieder ausreichend zur Verfügung stehen, will der Autobauer die Speicherproduktion massiv hochfahren – die Nachfrage liege bei über einer Million Powerwalls pro Jahr.
Quellen / Weiterlesen
Erster Ökostromtarif: Tesla will den deutschen Strommarkt aufmischen | stern
Tesla-Strom startet bundesweit: Nur unter diesen Bedingungen rechnet sich laut einem Energie-Experten Elon Musks Tarif für euch | Business Insider
Tesla greift jetzt am Strommarkt an – auch in Deutschland | Handelsblatt
Bildquelle: By Tesla, Inc. – Unknown, Public Domain, Link