Energiewende-Index von McKinsey: Kernziele der Energiewende „unrealistisch“

1
55
energiewende-index-mckinsey

energiewende-index-mckinseyDie Unternehmensberatung McKinsey erhebt halbjährlich den sogenannten Energiewende-Index: Anhand von Kennzahlen wird der Status der Energiewende in Deutschland abgebildet. Wie McKinsey nun bekanntgab, weisen zum ersten Mal seit Beginn der Erhebung vor 4 Jahren gleich 10 der 15 Kennzahlen nach unten. Die zentralen Ziele der Energiewende seien damit „weiterhin unerreichbar“.

Sieben Indikatoren werden von McKinsey inzwischen als in ihrer Zielsetzung unrealistisch bewertet. Besonders kritisch: Die Kosten- und die Emissionsentwicklung. Gut hingegen steht die Anbindung von Offshore-Windparks da: Das für 2020 gesetzte Ziel wurde bereits jetzt erreicht.

Anzeige

Indikatoren mit unrealistischer Zielsetzung

Zu den in ihrer Zielsetzung als unrealistisch bewerteten Indikatoren zählen die Kosten der Energiewende. Diese stellen eins der größten Problemfelder dar: Die EEG-Umlage ist mittlerweile auf ein Rekordhoch von 6,35 ct/kWh angestiegen. Gleichzeitig stiegen auch die Kosten für Netzeingriffe, schreibt McKinsey. Immer häufiger müssten Kraftwerke hoch- und wieder heruntergefahren werden, um die regionale Netzstabilität zu gewährleisten. Im Jahr 2014 betrugen die Kosten für diese von Übertragungsnetzbetreibern veranlassten Eingriffe 187 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2015 allerdings waren diese Kosten bereits auf 250 Millionen Euro gestiegen. Allein diese Kostenblöcke könnten bis zum Jahr 2020 auf über eine Milliarde Euro ansteigen, prognostiziert McKinsey.

Auch die Treibhausgas-Emissionen, ebenfalls ein Schlüsselindikator, schneiden in der Bewertung schlecht ab: Der Ausstoß lag bei zuletzt 925 Millionen Tonnen und ist damit von seiner Zielmarke (750 Mio. Tonnen bis 2020) weit entfernt. Da der Stromverbrauch gleichzeitig stieg, sank die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung von „realistisch“ auf „unrealistisch“. Auch der Stromverbrauch selbst fällt nun in die Kategorie unrealistisch, da die im Vergleich zum Vorjahr kälteren Monate im Winter 2015 sowie der heiße Sommer einen höheren Verbrauch nach sich gezogen hatten. Auch der Primärenergieverbrauch sowie die Haushaltsstrompreise sinken langsamer als anvisiert, so dass auch diese von McKinsey mittlerweile als „unrealistisch“ eingestuft werden.

Indikatoren mit leichtem Anpassungsbedarf

Nicht ganz so düster, aber auch nicht gut sieht es beim Ausbau der Transportnetze aus: Ende 2015 waren von den geplanten 635 Kilometern nur 558 fertiggestellt. Bis 2020 sind 1.887 Kilometer geplant. Die Zielerreichung liege damit weiterhin bei 82 Prozent, heißt es bei McKinsey. Der Ausbau soll nun durch den Einsatz von Erdkabeln beschleunigt werden, was die Kosten der Energiewende allerdings weiter in die Höhe treibt.

Indikatoren mit realistischem Tempo in der Zielerreichung

Realistisch ist das Tempo wie schon erwähnt bei der Anbindung der bestehenden Offshore-Windparks, wo die Zielmarke für 2020 bereits erreicht wurde. Nach Plan läuft auch der Ausbau der Offshore-Windparks: Die installierte Kapazität betrug im Frühjahr 2015 2,8 GW. Für die zweite Jahreshälfte liege zwar noch kein neuer Wert vor, der Indikator wird jedoch weiterhin als realistisch eingestuft. Rückläufig ist die Zielerreichung beim Solarausbau: Trotz der stetig sinkenden Kosten wurden von den geplanten 2,4 bis 2,6 GW nur 1,3 GW realisiert, ein Wert, der zuletzt 2007 so niedrig lag. Dennoch wird die Zielsetzung von McKinsey vorerst noch als realistisch betrachtet. Verbessert hat sich die Ausfalldauer bei der Stromversorgung: Sie lag zuletzt bei 12,3 Minuten pro Kunde. Ebenfalls als realistisch bewertet werden die Strom-Reservemarge sowie die Entwicklung von Arbeitsplätzen in den erneuerbaren Energien sowie in stromintensiven Industrien.

Die vollständigen Zahlen finden Sie hier: Energiewende: Anbindung von Offshore-Wind-Anlagen erreicht vorzeitig Planziel 2020 | McKinsey & Company
Bildquelle: © Rudolpho Duba / pixelio – www.pixelio.de

Vorheriger ArtikelStudie: Zahl der Carsharing-Nutzer wird sich weltweit versechsfachen
Nächster ArtikelOrison: Der elegante Stromspeicher fürs Wohnzimmer (Video)
Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

1 Kommentar

  1. Dafür haben die sicher Millionen kassiert. Dabei braucht es nicht allzu viel Fantasie, bei den Dumping-Ölpreisen vorherzusagen, dass der Verbrauch – und damit der CO2-Ausstoß – steigen wird.

    Die Bundesregierung hat sich ja auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nachdem Altmaier, der schlechteste Umweltminister aller Zeiten, die regenerativen Energien in D brutal abgewürgt hat, der gnadenlos Populist Seehofer jeglichen Beitrag Bayerns auf null setzen will, Hannelore „Kohle-„Kraft die Kohle hätschelt und die Kanzlerin sich eher mit dem Dummpack von AfD und den Pegidioten herumschlagen muss, war ja nichts anderes zu erwarten.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein