Stromtanken: Schnell, netzunabhängig und CO2-neutral

ME Energy aus Brandenburg hat eine Schnellladesäule entwickelt, die ohne Netzanschluss autark ihren eigenen klimaneutralen Strom produziert.

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Obwohl das Ladenetz für Elektroautos wächst, ist die Zahl der Schnellladesäulen noch überschaubar. Genau die braucht es aber, wenn Elektroautos wirklich alltagstauglich werden sollen. Das Unternehmen ME Energy aus Brandenburg hat eine innovative Ladesäule entwickelt, die Elektroautos vollkommen netzunabhängig und CO2-neutral mit Strom aus Biokraftstoffen lädt.

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An Schnellladesäulen können Elektroautos in wenigen Minuten Strom für mehrere Hundert Kilometer nachtanken. Das Problem: Solche Ladestationen müssen normalerweise aufwendig ans Stromnetz angeschlossen werden und funktionieren nur dort, wo die Netze auch die entsprechende Leistung liefern. Außerdem dauert es wegen der hohen Anschlusskosten lange, bis Schnellladesäulen für ihre Betreiber rentabel sind. Die Säulen werden deshalb bevorzugt dort installiert, wo sie möglichst häufig genutzt werden: An viel befahrenen Autobahnen und Verkehrsknotenpunkten.

Die Ladesäule von ME Energy ist autark und produziert ihren Strom selbst

Die Gründer von ME Energy, einem 2019 gegründeten Start-up, wollen schnelles Laden auch auf dem Land flächendeckend ermöglichen. Ihre Ladesäulen betanken E-Autos in zehn Minuten mit Strom für 200 Kilometer. Ohne dass ein Netzanschluss nötig ist, denn den Strom produziert die Ladesäule „Anylectric“ im Inneren selbst aus Bio-Methanol oder Ethanol.

Den Generator, der den Strom erzeugt, haben die Gründer von ME Energy selbst entwickelt. Er kann Strom aus Methanol oder Ethanol mit 40 Prozent Effizienz erzeugen, eine weitere Erhöhung ist angestrebt. Das Verfahren ist zum Patent angemeldet und laut ME Energy CO2-neutral: Die Kraftstoffe kommen aus Brandenburg und werden aus Rest- und Abfallmaterial bzw. aus Power-to-Liquid-Synthese hergestellt – dabei entsteht Methanol aus Strom, Wasser und CO2. Bei der Verbrennung des Kraftstoffs entsteht weder Feinstaub noch Stickoxide.

Die Ladesäulen von ME Energy lassen sich überall aufstellen, zwei bis sechs E-Fahrzeuge können gleichzeitig daran Strom tanken. Den Kraftstoff bringen Tanklaster zur Ladestation. Das Ganze ist mit 95.000 Euro pro Ladesäule günstiger als herkömmliche Schnellladesäulen, die sich nicht überall installieren lassen und bei denen bereits der Netzanschluss 150.000 Euro kosten kann. Damit amortisiert sich eine Ladesäule von ME Energy für den Betreiber wesentlich schneller, und ist zudem flexibel einsetzbar.

Pilotlauf bei The Drivery in Berlin

Die erste Pilot-Ladestation von ME Energy wird seit August im Lade-Hub beim Innovationsnetzwerk The Drivery in Berlin-Tempelhof getestet. Hier sind viele Mobilitäts-Start-ups ansässig, die ihre E-Autos schnell und CO2-neutral laden wollen. Ab Anfang 2021 werden die Säulen dann in Brandenburg in Serie hergestellt. Sie sollen über eine Ladeleistung von 210 kW verfügen. Die Leistung des Prototyps liegt bei 60 kW.

ME Energy hat derzeit 11 Mitarbeiter und wird von diversen Investoren unterstützt. Unter anderem ist die Brandenburg Kapital GmbH von der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) beteiligt. Das Start-up erhielt bereits den StartGreen Award 2018, den Sonderpreis für Nachhaltigkeit 2019 sowie den Preis für das beste Konzept des Businessplan-Wettbewerbs Berlin-Brandenburg (BPW).

Quellen / Weiterlesen

Das Laden der Zukunft braucht keinen Strom | ME Energy – Liquid Electricity GmbH
Wildauer Startup produziert Schnell-Ladesäulen | rbb24
ME Energy and The Drivery eröffnen die erste stromnetzunabhängige und CO2- neutrale Schnellladestation | PresseBox
Autonome Ladesäulen: Eine Idee aus zwei Generationen | Ingenieur.de
Bildquelle: © ME Energy – Liquid Electricity GmbH
Ajaz Shah ist seit 2010 im Bereich der erneuerbaren Energien in der Projektfinanzierung und dem Projekmanagement für verschiedene Unternehmen tätig. Er arbeitete an Solar- und Windprojekten mit einer Gesamtkapazität von mehr als 50 MW in Deutschland, Spanien, Italien, Großbritannien, Tschechien und Frankreich mit. Daneben ist er freiberuflich im Online Marketing tätig. Ajaz hat zusammen mit Stephan Hiller energyload.eu im Oktober 2013 initiiert.

4 Kommentare

  1. Strom aus Abfall-Biomasse ist an sich eine gute Sache. Nur wird man damit kaum mehr als 1 % der Pkw-Flotte laden können.

    „Bio“-Kraftstoffe sollten eigentlich vor allem dort eingesetzt werden, wo sie einen Doppel-Nutzen ergeben, z.B. bei Forst- oder Landwirtschaftsmaschinen. Aber die werden ja auch immer elektrischer.

    Für die Abdeckung von Lücken halte ich das System allerdings tatsächlich für eine gute Sache. Jetzt müssten nur noch die Lkws elektrisch sein, sonst meckern die Ewigmeckerer wieder…

  2. Das ist nun wirklich MIT ABSTAND die bescheurtste Idee, von der ich seit etlichen Jahren gehört habe. Statt einfach – wie in Südamerika schon seit einer halben Ewigkeit praktiziert – den Alkohl direkt im Auto mit Benzin-Motor zu nutzen, versucht man nun also den Rohrkrepierer Elektroauto über diesen Weg zum Durchbruch zu verhelfen.

    Völlig idiotisch wird die Idee aber, wenn man zunächst (wie auch immer – derzeit können wir ja noch nicht einmal den aktuellen Strombedarf auch nur ansatzweise regenerativ decken) Strom erzeugt, diesen mit gewaltigem Energieverlust in Wasserstoff wandelt, diesen mit gewaltigen Energieverlust in Methan wandelt und dieses anschließend mit gewaltigem Energieverlust zu Methanol weiterverarbeitet um diesen dann in einem Benzin-„Notstromagreggat“ mit weiteren 40 % Energieverlust wieder in Strom zu wandeln. Gesamtwirkungsgrad: geschätze 10 %.

    Das ist im wahrsten Sinn des Wortes eine Schnapsidee – aber offenkundig lange noch nicht dämlich genug, um nicht trotzdem förder- und auszeichnungswürdig zu sein.

  3. Man kann (oder muss sogar) Vieles ausprobieren, um zu neuen Lösungen zu kommen. Ich würde die Idee von ME Energy daher niemals so verteufeln wie Hentinger das tut. Allerdings bin ich schon auch skeptisch: Die vielfache Umwandlung senkt den Wirkungsgrad enorm. Eigentlich nur ein Modell, um „überschüssigen Strom“ loszuwerden. Mich würde mal der Gesamt-Wirkungsgrad interessieren. Wie viel Primärenergie ist nötig, um an der Ladesäule 1 kWh abgeben zu können? Transport-Energien mit eingerechnet.

  4. Na toll, da werden die aufgrund der Batterien schweren und teuren Autos mit aus Bioethanol erzeugtem Strom aufgeladen. Wie wäre es denn, den Strom mit einer Brennstoffzelle direkt aus Ethanol im Elektroauto mit sehr kleinem Akku zu produzieren? Nissan hat entsprechende Autos gebaut; Gumpert einen Sportwagen.
    Alles andere ist doch von hinten durch die Brust ins Auge!

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