Der schnellste Weg ein Elektroauto aufzuladen, ist das Laden mit Gleichstrom an einer Schnell-Ladesäule. Diese sind jedoch teuer und stehen meist an Autobahnen statt in der Innenstadt. Das Münchener Start-up Jolt Energy will das ändern und mobile Schnell-Ladesäulen in die Städte bringen.
Warum gibt es so wenige Schnell-Ladesäulen?
Schnell-Ladesäulen sind wichtig, um Elektroautos langstreckentauglich zu machen. Idealerweise sollte sich innerhalb von wenigen Minuten Strom für ein paar Hundert Kilometer nachladen lassen. Doch das ist Zukunftsmusik: Von den aktuell gut 16.000 öffentlichen und halb-öffentlichen Ladestationen in Deutschland können nur 12 Prozent schnell laden. „Schnell laden“ heißt heute, dass mindestens 50 kW Ladeleistung zur Verfügung stehen. Doch auch an solchen Stationen dauert das Laden 30 bis 60 Minuten.
Zwar gibt es bereits Ladesäulen, die mit 120 kW und mehr laden, zum Beispiel die Tesla Supercharger. Doch leistungsstarke Ladesäulen werden nicht in Innenstädten installiert, sondern dort, wo sich die hohen Kosten für die Infrastruktur eher rechnen. Nämlich an oder in der Nähe von Autobahnen, wo Betreiber gleichzeitig einen besseren Zugang zum Mittelspannungsnetz haben. In Städten hingegen werden größtenteils Normalladepunkte installiert, die mit Wechselstrom arbeiten und an denen das Laden mehrere Stunden dauert. Genau hier setzt die mobile Ladesäule „Merlin“ von Jolt Energy an.
Wie die mobilen Schnell-Ladesäulen von Jolt Energy funktionieren
Die mobilen Ladesäulen bestehen nach dem Prinzip einer Powerbank aus zusammengeschalteten Batterien. Aufgeladen lassen sich die etwa kühlschrankgroße Geräte flexibel überallhin transportieren. Da sie keinen Netzanschluss benötigen, lassen sie sich je nach Bedarf auf Parkplätzen von Supermärkten, Restaurants oder Einkaufszentren aufstellen. Vor Ort lädt Merlin mit bis zu 170 kW auf und liefert so in unter zehn Minuten wieder genug Strom für 100 Kilometer. Statt jahrelanger Planung und Bauzeit sind solche Ladestationen innerhalb weniger Stunden vor Ort, Abrechnungssystem inklusive.
Eine volle Jolt-Ladesäule kann bis zu 12 Fahrzeuge 20 Minuten lang mit Strom versorgen, bevor sie wieder abtransportiert und neu betankt wird. Dafür plant Jolt Energy sogenannte Energy Centers, die sich etwa in Gewerbegebieten befinden und die viele Merlins gleichzeitig wieder aufladen können. Dabei können die Ladestationen gleichzeitig das Netz stabilisieren, indem sie nur dann Strom ziehen, wenn die Nachfrage gerade gering ist. Außerdem können sie Regelenergie bereitstellen und so das Stromnetz zusätzlich stabilisieren.
Die ersten Pilotprojekte starten im Sommer
Jolt Energy hat die ersten Prototypen gebaut und getestet und arbeitet jetzt gemeinsam mit Industriepartnern an Vorserienmodellen. Das erste Modell, der Merlin One, soll im ersten Quartal 2019 fertig sein. Schon im Sommer will Jolt Energy 120 Ladesäulen in einem Pilotprojekt aufstellen. Das Start-up ist bereits im Gespräch mit interessierten Restaurantketten, Tankstellen, Einkaufszentren und Tankstellen. Bis 2025 will Jolt Energy bis zu 50.000 Merlins in Europa und den USA betreiben.
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