Die Velis Electro des slowenischen Flugzeugherstellers Pipistrel ist jetzt auch in Großbritannien zugelassen. Damit erfüllt das Elektroflugzeug alle geltenden Normen in Bezug auf Lufttüchtigkeit, Lärmschutz und in anderen Bereichen. Wegen der steigenden Kraftstoffpreise ist die Velis Electro für Flugschulen eine interessante Alternative.
Erstes Elektroflugzeug mit Musterzulassung
In der EU verfügt die Velis Electro bereits seit Juni 2020 über eine vollständige Musterzulassung, laut Hersteller als erstes reines Elektroflugzeug weltweit. Die jetzt erteilte Zertifizierung durch die britische Luftfahrtbehörde Civil Aviation Authority umfasst auch die Versionen Explorer und Velis Club.
Pipistrel-Geschäftsführer Gabriel Massey sprach von einem Meilenstein: „Die Velis Electro ist nun das einzige typenzertifizierte Elektroflugzeug, das in Großbritannien betrieben werden kann, und dies eröffnet eine Welt der Möglichkeiten für nachhaltiges Fliegen“, sagte Massey.
Eine Stunde Flugzeit
Die Velis Electro ist ein einmotoriges Flugzeug für zwei Personen, das für die Pilotenausbildung konzipiert wurde. Es besteht aus Verbundwerkstoffen und einem flüssigkeitsgekühlten Elektromotor mit 57,6 kW sowie zwei 70 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Akkus mit 24,8 kWh. Es dauert etwa zwei Stunden, die Batterien aufzuladen. Das Flugzeug kann anschließend eine Stunde in der Luft bleiben.
Britische Flugschulen suchen Trainer für Elektroflugzeuge
Wie der Guardian berichtet, stellen britische Flugschulen gerade verstärkt Ausbilder für Elektroflugzeuge ein. Steigende Kraftstoffpreise verleihen dem Markt für Elektroflieger Auftrieb. Deepak Mahajan, der ein Schulungszentrum betreibt und gleichzeitig Leiter des Pipistrel-Vertriebsunternehmen Fly About Aviation ist sagte, seine Flugschule sowie drei weitere Schulen wollten Ausbilder einstellen, um die Nachfrage nach nachhaltigeren und günstigeren Flugtrainings zu decken.
Mahajan sagt, in Großbritannien würden derzeit sieben Velis Electros fliegen, ein achtes Flugzeug werde bald eintreffen. Seine Flugschule auf dem Flugplatz Damyns Hall Aerodrome in Essex war die erste in Großbritannien, die vollständige Pilotenlizenzen auf Elektroflugzeugen anbot. Auch die britischen Luftstreitkräfte nutzten die Velis Electro als Trainingsflugzeuge, sagte Mahajan.
Für Flugschulen ist vor allem der Kostenaspekt wichtig, bei dem Elektroflugzeuge bei steigenden Treibstoffpreisen umso mehr punkten können. Die Anschaffungskosten einer Velis Electro sind mit 170.000 Pfund ungefähr gleich hoch wie für das vergleichbare Benzinflugzeug von Pipistrel, die Betriebskosten sind jedoch weitaus niedriger. „Mein Elektroflugzeug kostet 3 Pfund pro Stunde“, sagt Mahajan. „Das Schwesterflugzeug [mit Treibstoffantrieb] kostet 30 Pfund pro Stunde.“
Flugstunden auf E-Flugzeugen dennoch teurer
Trotzdem müssen Flugschüler mit etwa 200 Pfund pro Stunde am Anfang mehr für die Flugstunden auf dem E-Flugzeug zahlen. Die Schulen müssten die Kosten für die Anschaffung erst einmal abbezahlen, schreibt der Guardian. Denn viele Flugplätze nutzen Flugzeuge, die Jahrzehnte alt sind und schon mehrere Besitzer hatten. Elektroflugzeuge dagegen müssten neu ab Werk gekauft werden. Das heißt, es kann einige Zeit dauern, bis die Flugschulen ihre Preise deutlich senken könnten.
Dafür ist der Wartungsaufwand fast bei null. Neben geringeren Betriebskosten wirbt Pipistrel auch mit einer wesentlich geringeren Lärmentwicklung, was für Flugschulen in der Nähe von Wohngebieten ebenfalls wichtig ist.
Deepak Mahajan setzt nun sich dafür ein, dass Flugplätze Ladegeräte für E-Flugzeuge anschaffen. Zehn Flughäfen haben bereits welche installiert. „Wir bauen langsam ein Netz von Ladestationen im ganzen Land auf“, sagte er.
Quellen / Weiterlesen
UK flight schools hire instructors for electric aircraft as fuel prices bite | The Guardian
Die Velis Electro ist jetzt auch in Großbritannien zugelassen | AeroBuzz
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