Elektroautos: Ist laden teurer als tanken?

Laden ist teurer als Tanken: Was bedeuten sinkende Ölpreise und steigende Strompreise für die Zukunft des Elektroautos?

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Kaufprämie, Steuervorteile, kostenloses Parken – ein Elektroauto zu kaufen, soll den Deutschen so schmackhaft wie möglich gemacht werden. Außerdem locken niedrigere Betriebskosten, denn dank hoher Spritpreise war das Laden lange billiger als Tanken. Dieser Vorteil von Elektroautos scheint jetzt aber zu kippen. Der Spiegel berichtet über Hintergründe und mögliche Folgen.

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Niedrige Betriebskosten sollen hohe Anschaffungskosten ausgleichen

Die niedrigeren Betriebskosten waren bisher eins der wichtigsten Argumente für den Kauf eines Elektroautos. Schließlich schauen Autofahrer nirgends so genau hin wie bei den Spritpreisen, und da konnte das E-Auto bisher punkten. Schließlich lautete das Versprechen, dass sich der höhere Kaufpreis über die Jahre durch niedrige Betriebskosten ausgleicht.

Der VW Golf ist mit Diesel günstiger unterwegs

Wie der Spiegel berichtet, droht dieser Vorteil zu verschwinden. Laut ADAC lag der Preis für Diesel im Juni 2020, also noch vor der Mehrwertsteuersenkung, im Schnitt bei 108,6 Cent. Ein VW Golf mit einem Zweiliter-TDI mit 150 PS, verbraucht laut ADAC auf 100 Kilometer 4,8 Liter Diesel. Der Sprit für 100 Kilometer kostet also 5,21 Euro.

Ein e-Golf verbraucht laut ADAC Ecotest 17,3 Kilowattstunden Strom auf 100 Kilometer. Bei einem Haushaltsstrompreis von 31 Cent ergibt dies 5,36 Euro auf 100 Kilometer. Damit ist das Elektroauto teurer unterwegs als der Diesel. Und das ist nur der Strompreis, den Verbraucher zuhause zahlen. Man müsse derzeit ausschließlich zu Hause laden, um bei den Kosten für den Verbrauch überhaupt mit einem Verbrenner mithalten zu können, sagte Eric Heymann, Ökonom bei Deutsche Bank Research, gegenüber dem Spiegel.

Teilweise kostet die Kilowattstunde Strom € 1,25

Denn an öffentlichen Ladesäulen ist der Preis pro Kilowattstunde oft noch deutlich höher. Etwa bei den Schnellladesäulen von Ionity, die vor allem an Autobahnen stehen. Dort kostet die Kilowattstunde 77 Cent, was den Preis für 100 Kilometer mit dem e-Golf auf 13,32 treibt. Zwar gilt dies für Schnellladen, an Normalladesäulen können Elektroautofahrer deutlich günstiger laden. Sie zahlen laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens EUPD Research im Schnitt aber trotzdem 30 bis 35 Cent, im teuersten Tarif sogar 1,25 Euro pro Kilowattstunde.

Eric Heymann geht davon aus, dass sich dies künftig zu einem Hindernis für die E-Mobilität entwickeln wird. Denn die Kosten pro gefahrenem Kilometer seien für viele private Kunden entscheidend, wichtiger noch als der Wertverlust eines Autos, obwohl dieser der größte Kostenfaktor beim Autobesitz sei, so der Ökonom.

Hohe Ladekosten besonders negativ bei Plug-in-Hybriden

Ruth Blanck vom Ökoinstitut weist im Spiegel darauf hin, dass die höheren Energiekosten gerade bei Plug-in-Hybriden dazu führen könnten, dass getankt statt geladen werde. Aus ökologischer Sicht sei das ein Problem, denn besonders bei Plug-in-Hybriden mit einem Dieselmotor sei das Tanken schnell attraktiver als das zeitintensivere Laden.

Zwar seien Benzin-Hybride verbreiteter, bei denen das Laden nach wie vor günstiger sei als das Tanken. Aber: Plug-in-Hybride werden als Dienstwagen niedriger besteuert und werden deshalb gern von Unternehmen gekauft. Stellt der Arbeitgeber dann noch eine kostenlose Tankkarte, kann dies dazu führen, dass die Fahrzeuge ausschließlich mit Sprit fahren und nie geladen werden. Eine Studie aus Großbritannien hatte gezeigt, dass in vielen Fällen genau das passiert. Plug-in-Hybride können ihre Umweltvorteile aber nur dann ausspielen, wenn sie auf kurzen Strecken elektrisch fahren und nur auf Langstrecken mit dem Verbrennungsmotor. Manche Länder haben die Steuervorteile für Plug-in-Dienstwagen deshalb wieder abgeschafft.

Die Politik muss Verbrenner unattraktiv machen

Ruth Blanck fordert deshalb mit Blick auf den Trend zu sinkenden Ölpreisen, Verbrenner unattraktiver zu machen. Die Strompreise zu subventionieren, hält sie jedoch für den falschen Weg, genauso wie Ökonom Heymann. Heymann schlägt stattdessen vor, die Steuern auf fossile Kraftstoffe schrittweise zu erhöhen, um die externen Kosten beim Verbrennen fossiler Brennstoffe besser sichtbar zu machen. Er zweifelt allerdings daran, ob dies in Deutschland mit seinen über 40 Millionen Autofahrern durchsetzbar wäre.

Ab 2021 wird es zwar einen CO2-Aufschlag auf Benzin und Diesel geben. Das Klimapaket, das Bund und Länder gemeinsam beschlossen haben, wird den Liter Benzin um rund 7,5 Cent verteuern, den Liter Diesel um 8 Cent. Das lobt Heymann im Spiegel zwar als einen Schritt in die richtige Richtung, allerdings keinen besonders großen. Er geht nicht davon aus, dass sich daran am grundsätzlichen Problem der höheren Kosten für elektrisches Fahren etwas ändert. Auf sinkende Ölpreise sollte man ebenfalls nicht hoffen: Der Ölkonzern BP etwa rechnet damit, dass die Nachfrage nach Öl stark sinkt.

Der Strompreis wiederum werde bestenfalls gleich bleiben, so Heymann. Die Marktforscher von EUPD Research erwarten, dass die Ladepreise an öffentlichen Säulen sogar weiter nach oben gehen. Das liegt vor allem daran, dass die Schnellladeinfrastruktur ausgebaut wird, was höhere Kosten mit sich bringt. Wenn die Politik also ernsthaft etwas für Elektroautos tun will, wird es wenig Alternativen zu höheren Steuern auf Benzin und Sprit geben, damit die Stromer langfristig attraktiv bleiben.

Quellen / Weiterlesen

Tanken ist billiger als laden |Spiegel Online
Die Mär vom sauberen Dienstwagen | Spiegel Online
CO2-Preis steigt auf 25 Euro: So teuer werden Sprit und Heizöl | Augsburger Allgemeine
Bildquelle: flickrSebastian Rittau

Ajaz Shah ist seit 2010 im Bereich der erneuerbaren Energien in der Projektfinanzierung und dem Projekmanagement für verschiedene Unternehmen tätig. Er arbeitete an Solar- und Windprojekten mit einer Gesamtkapazität von mehr als 50 MW in Deutschland, Spanien, Italien, Großbritannien, Tschechien und Frankreich mit. Daneben ist er freiberuflich im Online Marketing tätig. Ajaz hat zusammen mit Stephan Hiller energyload.eu im Oktober 2013 initiiert.

11 Kommentare

  1. Bekanntlich liegen auf einer kWh Fahrstrom doppelt so viele Steuern und Abgaben als auf einer kWh Fossil-Sprit. Wenn das keine massive Subvention des Fossil-Sprits ist!

  2. Typisch grüne Politik:
    Verbrenner teurer machen, statt E-Mobilität billiger und attraktiver anzubieten!
    Wieder eine Umverteilung von unten nach oben!
    Voerschlag:
    Mwst an Ladesäulen 5/7 %, Keine EEG Umlage an Ladesäulen, vertragsbedingte Deckelung bei Aufstellung der Ladesäulen auf öffentlichem Grund (z-B. Autobahnraststätten.

  3. Die aufgezeigte Tendenz ist sicherlich richtig beobachtet. Aber es ist nur eine Momentaufnahme. Die Energiepreise können sich schnell ändern, sowohl für fossile Brennstoffe als auch für Strom. In beide Richtungen. Und dann sehen die Rechnungen gleich wieder anders aus.
    Mir fehlen 2 Aspekte: Selbst erzeugter Solarstrom und kostenlos abgegebener Strom. Ich beziehe z.B. ca. 30 bis 40% meines Autostroms kostenlos bei Aldi. Das drückt den mittleren Preis auf ca. 20 Cent/kWh.
    Die Betrachtung gilt auch nur für Deutschland, weil wir hier den höchsten Strompreis Europas haben, bei gleichzeitig recht niedrigen Spritpreisen.
    Schon beim Nachbarn Österreich (ca. 20 Cent/kWh) sieht die Rechnung ganz anders aus.

  4. ich fahre jetzt gut 8 Jahre elektrisch. Gott sei mit 2 Plugin Hybriden!!! Denn das Fremdtanken habe ich aufgegeben in den meisten Fällen bekomme ich keinen Strom , weil irgend etwas nicht funktioniert
    ich habe insgesamt die Welt schon 3X elektrisch umrundet dabei 600 Ltr Benzin verbraucht
    Die überige Energie kam in 1. Linie von meinem eigenen Dächern!1
    Die deftigste Tankrechnung, bekam ich für 4,40Kw, von E Motion für lässigen 39,89 €
    Ich habe da nach diese Ladekarte vernichtet, und fahre lieber zur nächsten Petrosäule

  5. Habe euren Artikel gelesen.
    Muß man aber stark relativieren.
    In Österreich kostet die kWh
    Industrie Ecostrom 12 Cent.
    Ich lade 20% in der Firma 
    und spare auch die MwSt. dabei.
    Ist gratis vom Arbeitgeber.

    60% lade ich in meinem Wellnesscenter und diversen Hotels unterwegs mit Tesla Destination charging gratis.
    Davon gibt es einige tausend auch in Deutschland und ist für alle Elektroautos gratis.

    Bin seit 2015 Tesla Fahrer also Tesla Supercharger ca. 20% gratis aber auch ohne das stimmt die Rechnug auch für Deutschland nicht.

    Außerdem gibt es genug Ladekarten wo man für ca. € 30,– oder etwas mehr im Monat unbeschränkt laden kann.

    Meine Bilanz 140.000 km und 

    außer ein paar Notfälle (gesamt 

    ca.€ 500,–) null Stromkosten.

    Man hat hier zumindest Ausweichmöglichkeiten auch eigener Solarstrom etc.  nicht wie bei den Ölmultis keinerlei Alternative

  6. @Erwin: Ihr Beispiel (140.000 km für 500 €) ist sicherlich extrem und so nicht zu verallgemeinern. Aber Sie zeigen vielfältige Möglichkeiten auf, wie es günstiger geht.
    In meinem Kommentar hatte ich ja auch erwähnt, dass ich derzeit ca. ein Drittel meines Autostroms kostenlos bei ALDI lade. Ich betrachte das als eine Art Kundenrabatt. Andererseits: Energie kann auf Dauer nicht kostenlos sein.
    Bei all diesen Vergleichsrechnungen kommt es halt immer sehr auf die individuellen Umstände an.
    Viel Spaß bei den nächsten 140.000 elektrischen Kilometern!

  7. Wer 31 Cent/kwh für Strom zahlt, macht etwas falsch! Einfach Wechseln.
    Es gibt Angebote die deutlich günstiger sind. z. B.
    Öko Autostrom ab 22,23 Cent bei Greenpeace und Öko-Strom bei Tibber sogar um 21 cent

  8. @Alexander: ich habe mich vor einiger Zeit mal ausführlich mit einem Wechsel des Stromanbieters beschäftigt. Dabei habe ich festgestellt, dass die beworbenen günstigen Preise fast ausschließlich durch Neukunden-Boni und Treue-Boni zustande kommen. Letztere erhält man kurioserweise auch dann, wenn man eben nicht treu ist, sondern nach 12 Monaten wieder wechselt. Versteh‘ ich nicht!
    Gerade habe ich’s mir mal bei Tibber durchgerechnet: Mit Grundpreis (Netz- und Messtellenbetrieb sowie Tibber-Gebühr) würde mich die kWh dort 32,1 Cent kosten. Und der Verbrauchspreis kann sich jeden Monat ändern. Bei den Stadtwerken München zahle ich 32,6 Cent/kWh, weiß aber, dass der Preis 12 Monate stabil bleibt, und dass es den Anbieter auch in 10 Jahren noch gibt. Also: Soo viel kann ich nicht falsch machen.

  9. Zwar hat nicht jeder, aber viele die Möglichkeit, eine eigene PV-Anlage zu installieren.
    ich habe 70 kWp am Dach und kann mit dem Einspeisetarif von knapp 8 Cent kalkulieren.
    jeder, der ein Dach hat, kann Strom deutlich unter dem Netzpreis selbst produzieren (Österreich!) und in BRD evtl. noch billiger.
    Jeder Fall ist individuell. Aber PV und E-Mobilität gehören zusammen.

    Robert, Österreich

  10. Wenn man gerade kein Stromschnorrer ist wo ich auch oftmals Tesla Fahrer dazuzähle ist das Stromtanken auswärts an öffentlichen Ladestationen gerade in Österreich kostspielig. Z.B. Mit Plugsurfing u.a.
    kann es mitunter sehr teuer werden so daß ich mich in der Liga von Verbrennern der Kategorie BMW X6 bewege. Da wird beim Neuankauf gefördert auf Teufel komm raus und dann wird man als E-Fahrer im Regen stehengelassen. So kann ich nur jeden raten sich gut zu überlegen ein E-Auto zu kaufen, mit Förderung sieht es ja preislich gut aus aber was dann kommt wenn man im eigenen Haus keine Lademöglichkeit hat, na Mahlzeit!

  11. Der Vergleich Golf – eGolf verwundert mich immer wieder. Ich habe zwar mit meinem Verbrenner über 6 Jhre und vorwiegend Langstrecke auch nur einen Gesamtschnitt von 4,9 Ltr/100km verbraucht, verbrauche aber bei gleicher vorausschauender Fahrweise über 11 Monate und 15.000 km einen Gesamtschnitt von 14,3kWh/100km. Im Sommer z.T. unter 11 und im Winter (einmal bei 0°C, Schneeregen und Gegenwind) 16,4kWh/100km. Sicher kann man einen eGolf auch auf 17 kWh/100km bringen, aber bei der dann angewandten Fahrweise würde man auch über 8 Ltr./100km verbrauchen. Hier gibt es einige die mindestens 6-10x die Woche Kurzstrecken von ca. 1,5 km Fahren, da schnellt der Verbrauch auch gern mal über 10Ltr./100km bei vorsichtiger Fahrweise. Und was die relativ geringe Reichweite von etwa 250 km beim eGolf anbelangt, so lernt man mit der Zeit damit umzugehen, so dass es keine Gebrauchswertminderung ist.

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