Ist e.Go Mobile nur knapp einer Pleite entgangen? Berichten zufolge fehlten dem Start-up aus Aachen im Oktober 2019 insgesamt 100 Millionen Euro. Weil sich der Marktstart des elektrischen Kleinwagens e.GO Life immer weiter verzögerte, mussten die Aktionäre Geld nachschießen. Jetzt ist e.Go Mobile darauf angewiesen, dass die Umsätze schnell steigen.
Die Gesellschafter mussten 100 Millionen Euro zuschießen
Im Oktober sei eine Finanzierung des Start-ups über den Markt nicht möglich gewesen, berichtet das Magazin „Edison“ und beruft sich auf die Einladung zur Hauptversammlung. Die Umsätze entwickelten sich nicht wie geplant, weil e.Go die Zulassung seines e.GO Life immer weiter nach hinten verschieben musste. Der Grund waren neue Freigabekriterien der Zulieferer als Folge des Dieselskandals.
Das Start-up brauchte sofort 100 Millionen Euro und konnte diese aus dem Kreis der Gesellschafter eintreiben. Das Geld kam unter anderem aus einer Gruppe um den CEO Günther Schuh sowie von der RAG Stiftung und dem Automobilzulieferer ZF. Nur so habe man eine Insolvenz vermeiden können, zitiert Edison aus der Einladung.
Weiter hoher Finanzbedarf bei e.Go Mobile
Jetzt ist das Start-up um Günther Schuh auf schnelle Einnahmen angewiesen. Denn die 100 Millionen Euro müssen bis Ende März 2020 an die Geldgeber zurückgezahlt werden. Ansonsten könnten diese ihre Forderungen in Stammaktien umtauschen. Die Auslieferungen des e.GO Life laufen aber gerade erst an: Die über 3.000 Vorbesteller des Kleinwagens sollten ihr Fahrzeug eigentlich schon Ende 2019 bekommen. Die letzte Meldung von e.Go Mobile dazu war, dass bis Jahresende nur 600 Stück ausgeliefert werden können.
Edison zitiert weiterhin aus der Einladung, dass das Start-up dennoch zuversichtlich sei, die Forderung rechtzeitig zurückzahlen zu können, „auf Basis der derzeitigen Liquiditätsplanung“. Ganz sicher ist das aber nicht, denn dazu führt e.Go Mobile derzeit auch Gespräche mit weiteren Investoren. Dass diese Gespräche zu einem positiven Ausgang führen, könne man aber nicht sicher prognostizieren, heißt es. Und: „Die Gesellschaft weist weiterhin einen hohen Finanzbedarf für die Umsetzung der weiteren Strategie auf“, heißt es in der Einladung.
Edison erfuhr von e.Go Mobile, dass der weitere Finanzbedarf des Start-ups bei 110 Millionen Euro liegt. Zwei Drittel der Summe werden schon 2020 benötigt, der Rest im Jahr darauf. Zum Ende des Jahres 2020 will e.Go einen positiven Cashflow erzielen: Ab einer Tagesproduktion von 35 Fahrzeugen erwirtschafte ein e.GO Life einen positiven Deckungsbeitrag. Dazu müsse es aber eine vernünftige Regelung bei der Umweltprämie in Deutschland geben, zitiert Edison das Start-up. Zuletzt musste e.Go Mobile wegen der gestiegenen Umweltprämie die Preise erhöhen.
Die Schwierigkeiten der Elektroauto-Start-ups
Nicht nur e.Go Mobile hat damit zu kämpfen, aus dem Stand ein Elektroauto zu entwickeln, zu bauen und auf den Markt zu bringen. Auch Größen wie Tesla oder die Start-ups Sono Motors, Nio aus China oder Faraday Future haben immer wieder mit Finanz- und Produktionsproblemen zu kämpfen. Verzögerungen bei Zulassung und Auslieferung bringen neue Fahrzeughersteller schnell in Finanznöte.
Quellen / Weiterlesen
Offenbar auch e.GO Mobile in Geldnöten | electrive.net
Bildquelle: © e.GO Mobile AG
e.Go hat bis Ende 2019 genau 500 Fahrzeuge produziert (nicht ausgeliefert). Siehe hier:
https://ecomento.de/2019/12/23/e-go-mobile-baut-500stes-elektroauto-life/
die Anzahl ausgelieferter Fahrzeuge dürfte deutlich darunter liegen bei 400 Bestellungen und 103 Auslieferungen bis Ende November. Siehe hier:
https://www.e-go-mobile.com/de/newspool/pressemitteilung-e.go-mobile-ag-passt-preise-fuer-e.go-life-an/
https://www.manager-magazin.de/premium/e-go-mobile-ag-guenthter-schuh-verliert-den-strassenkampf-a-00000000-0002-0001-0000-000167721318