Lange waren Elektro-Laster ein Randthema, doch mittlerweile haben viele große Hersteller Trucks mit Elektroantrieb angekündigt. Sie sollen den Güterverkehr auf der Straße revolutionieren. Doch manche Experten sehen das Potenzial von Elektro-LKW kritisch.
Beispiel Tesla Semi: Sind Elektro-LKW wirklich langstreckentauglich?
Der Tesla Semi verspricht 800 Kilometer Reichweite bei einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen. Das Aufladen soll nur eine halbe Stunde dauern und den Semi in dieser Zeit wieder mit Strom für 640 Kilometer versorgen. Pro Meile soll der Sattelschlepper weniger als 2 Kilowattstunden Strom verbrauchen.
Mit diesem Leistungsdaten fährt der Elektroautobauer seinen Konkurrenten Volvo, Daimler oder MAN davon. Diese geben die Reichweiten ihrer Elektro-LKW deutlich bescheidener an, meist mit etwa 200 Kilometern. Deshalb zweifeln viele Experten offen an den 800 Kilometern, die Tesla verspricht.
„Volkswirtschaftlich und ökologisch unsinnig“
Markus Lienkamp vom Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik an der TU München erklärte gegenüber Business Insider, der Akku des Tesla Semi müsse eine Kapazität von über 1.000 Kilowattstunden liefern, etwa 130 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Das sei technisch nicht ohne weiteres machbar und auch volkswirtschaftlich und ökologisch unsinnig. Ein anderes Problem ist das Gewicht einer solchen Batterie: Verschiedene Schätzungen kommen auf ein Batteriegewicht zwischen fünf und 10 Tonnen für den Semi.
Eine rein elektrische LKW-Flotte überfordert die Stromnetze
Ob die Leistungsdaten des Tesla Semi realistisch sind, ist das eine. Elon Musk hat in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass er Verbesserungen in der Energiedichte von Lithium-Ionen-Akkus bereits in seine Prognosen einrechnet. Was wirklich dran ist, wird sich zeigen, wenn der Semi offiziell in den Verkauf geht. Doch Elektro-LKW werden noch ganz andere Herausforderungen meisten müssen. Die Studie „Analysis of long haul battery electric trucks in EU“ von Transport und Environment, einer Dachorganisation europäischer Umweltverbände, sieht die Einbindung ins Stromnetz als das größte Problem.
Ein Tesla Semi benötigt bei einer einzigen Ladung eine Megawattstunde Strom, heißt es in der Studie. Das entspricht einem Drittel des jährlichen Stromverbrauchs eines EU-Durchschnittshaushalts. Das bedeutet: Nimmt man die Zahl der aktuell in der EU vorhandenen LKW (4,5 Millionen) und eine Durchschnittsstrecke von 50.000 Kilometer pro Jahr an, würde eine rein elektrische LKW-Flotte 324 Terrawattstunden Strom im Jahr verbrauchen. Das sind etwa 10 Prozent dessen, was 2015 in der EU erzeugt wurde.
Geht man davon aus, dass ein Elektro-LKW an einer Schnellladestation mit 1 Megawatt lädt, würde er so viel Strom ziehen wie 2.500 Haushalte. Die Stromnetze sind nicht darauf vorbereitet, dass das massenhaft geschieht. Eine Lösung könnte der Untersuchung zufolge sein, die LKW nachts zu laden, wenn der allgemeine Stromverbrauch niedriger ist. Dafür müssen Gebäude, etwa das Depot der Spedition, aber ans Mittelspannungsnetz angebunden sein. Dort, wo Fahrer unterwegs nachladen, etwa an Raststätten, müsste die Ladeinfrastruktur massiv erweitert werden. In der Nähe von Schnellladestationen müsste Hochspannungsinfrastruktur entstehen. Ein smartes Stromnetz und stationäre Stromspeicher könnten weitere Lösungsansätze sein.
Sind Elektro-LKW zu teuer?
Manche Experten halten den E-Truck auf der Langstrecke für den falschen Weg. „Für den Verteilerverkehr, die Post oder Müllabfuhr sind batterieelektrische Lkw realistisch“, sagte etwa Martin Wittmer vom Labor für Nutzfahrzeugtechnik der HTW Dresden dem Business Insider. Für den Gütertransport seien heutige Lithium-Ionen-Akkus aber zu groß und zu schwer, und ihre Kapazität lasse nach zwei bis drei Jahren deutlich nach. Langfristig sieht Wittmer eher die Brennstoffzelle als vielversprechend an, als Brückentechnologie für Langstrecken-Lkw favorisiert er Verbrennungsmotoren mit Erdgasantrieb.
Daimlers Nutzfahrzeug-Vorstand Martin Daum sieht Grenzen bei Elektro-Lastern. „Je länger die Strecke ist, desto teurer wird die Batterie auf absehbare Zeit sein als der Verbrennungsmotor“, sagte er. Das betrifft Daum zufolge nicht nur den Anschaffungspreis, sondern auch die Langlebigkeit: „Unsere Lkw werden bis zu einer Million Kilometer genutzt – oder in den USA bis zu einer Million Meilen. Es gibt heute noch keine Batterie, die das kann.“
Auch Markus Lienkamp von der TU München hält Elektro-LKW eher in der Stadt oder auf Strecken bis zu 200 Kilometer pro Tag für sinnvoll. „Für 500 Kilometer und darüber hinaus sind batterieelektrische Lkw bis 2030 volkswirtschaftlich nicht sinnvoll. Die Kosten für die Vermeidung von CO2 sind einfach zu hoch.“
Elektrolaster haben Potenzial, sind aber nicht die schnelle Lösung
Man kann also sagen, dass Elektro-Laster in bestimmten Bereichen viel Potenzial haben. Die schnelle Lösung für einen CO2-freien Lieferverkehr bieten sie aber nicht. Dafür muss sich noch einiges tun – bei der Batterietechnik, der Ladeinfrastruktur, bei den Stromnetzen, und vor allem bei den Kosten.
Quellen / Weiterlesen
„Völlig unrealistisch“: Auto-Experte erklärt, warum Teslas neuer Elektro-Truck für Elon Musk zum Problem werden könnte | Business Insider
Kommentar: Tesla nimmt beim E-LKW den Mund zu voll | heise online
Daimler-Truck-Vorstand: Batterie nichts für Langstrecken | Edison
Elektro-Lkw in Deutschland “fast nicht wirtschaftlich zu betreiben” | ecomento.de
Analysis of long haul battery electric trucks in EU | European Federation for Transport and Environment AISBL
Bildquelle: Wikipedia – Korbitr [Public domain]
Die Frage in der Überschrift greift viel zu kurz, denn es macht doch gar keinen Sinn, diese Frage auf Elektro-LKWs zu beschränken. Die Schlüsselaussage in diesem Artikel ja immerhin:
„Ein Tesla Semi benötigt bei einer einzigen Ladung eine Megawattstunde Strom, heißt es in der Studie. Das entspricht einem Drittel des jährlichen Stromverbrauchs eines EU-Durchschnittshaushalts. Das bedeutet: Nimmt man die Zahl der aktuell in der EU vorhandenen LKW (4,5 Millionen) und eine Durchschnittsstrecke von 50.000 Kilometer pro Jahr an, würde eine rein elektrische LKW-Flotte 324 Terrawattstunden Strom im Jahr verbrauchen. Das sind etwa 10 Prozent dessen, was 2015 in der EU erzeugt wurde.“
Aber genau dieser Irrsinn ist nunmal der Plan der „German Energiewende“. Um eine Umstellung von 90 bis 95 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs auf regenerative Energien bis 2050 zu bewerkstelligen, wie es nunmal erklärtes Ziel unserer Regierenden ist, müssen nämlich insbesondere auch die Sektoren Transport (also insbesondere der Straßenverkehr) und Wärme (Heizungen der Haushalte, Wärmeenergie in Fabriken) elektrifiziert werden. Das ist jedenfalls die Basis aller Studien, die zu diesem Thema erstellt wurden.
Laut aktuellen Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums betrug der Gesamtenergieverbrauch 2018 stolze 12.899,941 Petajoule (das sind 3.583,317 Terawattstunden), davon stammten
34,07 % aus Mineralöl
10,09 % aus Steinkohle
11,47 % aus Braunkohle
23,52 % aus Erdgas und Erdölgas
6,43 % aus Kernenergie
4,92 % aus Wasser, Wind und Sonne
9,09 % aus anderen erneuerbaren Energien (Brennholz, Klärgas, biogener Anteil des Hausmülls u.a.)
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/energiedaten-gesamtausgabe.html
Nennenswert steigerbare erneuerbare Energien sind Wind und Sonne, also zwei Zufallsstromerzeuger, die aus rein physikalischen Gründen keine Versorgungssicherheit bieten. Obendrein hat unser aller Bundesumweltministerium gerade verkündet, dass man bei den aktuell (bis auf Bayern) vorgegebenen mickrigen Abständen zwischen Windenergieanlagen und Wohnbebauung in ganz Deutschland gerade einmal Windenergieanlagen mit 80 GW Nennleistung errichten könnte (wie unser Land dann aussehen würde, mag sich allerdings niemand vorstellen).
http://www.ln-online.de/Nachrichten/Politik/Politik-im-Rest-der-Welt/Umweltbundesamt-gegen-feste-Abstaende-zwischen-Windraedern-und-Wohngegieten
Wenn wir da mal die aktuell durchschnittlichen 1.650 Volllaststunden ansetzen (wobei der Wert zukünftig eher schlechter wird, weil man ja zunehmend auch windschwache Standorte nutzen muss), würden diese 80 GW Nennleistung im Jahr gerade einmal 132 TWh erzeugen. Woher kommen dann die restlichen 3.451 TWh?
Mal ganz davon abgesehen, dass unsere Stromnetze für diese Mengen nicht einmal im entferntesten ausgelegt sind. Nur mal ein kleines Beispiel zum Größenvergleich: Der ach so tolle (und entsprechend teure) SuedLink besteht aus zwei Strängen (einer für Bayern, der andere für Baden-Württemberg) mit jeweils 2 GW maximaler Übertragungskapazität. Selbst wenn diese Leitungen das ganze Jahr über zu 100 Prozent ausgelastet würden, würden sie gerade einmal 35 TWh transportieren.
Also müsste die Frage der Überschrift korrekt lauten: „Ist die German Energiewende kompletter Unsinn?“
Und die Antwort auf diese Frage ist ein glasklares „Ja“.
Solange Troll Hentinger dieses Portal massenweise mit verlogenen Post vollmüllt, lohnt es sich nicht, inhaltliche Kommentare zu posten.
Schade.
@Alex1
Nicht aufregen…
Ich finde es amüsant, dass man den Stromverbrauch eines zukünftigenElektro-LKWs mit dem Verbrauch eines Privathaushaltes vergleicht. Das ist Meinungsmache pur.
Vielmehr sollte man den LKW-Verbrauch vergleichen mit dem Verbrauch eines Elektrozuges der deutschen Bahn, einer chemischen Elektrolyseanlage oder dem Anschlußwert einer einzigen Wasserstoff-Abfüllanlage.
Aber so funktioniert das „German Bedenkentum“ oder „German Angst“, und zwar solange, bis wir auf dem industriellen Niveau von, sorry, z.B. Griechenland angelangt sind.
Aber darauf gebe ich nichts mehr, denn inzwischen zeigen uns, für die die es wagen hinzuschauen, die Chinesen, wie es geht und funktioniert. Allein die eine Stadt Shenzen betreibt keinen einzigen Dieselbus mehr, alle ersetzt durch 100%-ige Elektrobusse, über 16.000 Stück an der Zahl.
Wir können gerne weiter Bedenken verteilen warum eBusse in Shenzen nicht funktionieren können. Oder warum elektrische LKWs nicht funktionieren können. Einfach die deutsche Strategie des „Abwartens bis es zu spät“ ist beibehalten und unsere Kinder/Enkel sind arbeitslos. Hat bei vielen Industrien geklappt, bei der Braunschen Röhre, beim Vinyl-Plattenspieler, der HiFi-Industrie, der Analogphotographie, beim Siemens-Handy, bei Agfa-Film und so wird es weitergehen. Ich frage mich, wie es Deutschland industriell bis ins 21 Jahrhundert geschafft hat. Wahrscheinlich nur, weil z.B. Carl Benz die ganze Häme und das Bedenkenträgertum seiner Zeitgenossen (die wollten die Pferdekutschen behalten) einfach ignorierte.
Nunja alupo, wenn das Ihre Strategie ist, mit der Sie den Kampf gegen die physikalischen Gesetzte gewinnen wollen: Viel Erfolg!
Ausgerechnet China als Beispiel für den funktionierenden Klimaschutz anzuführen, ist allerdings eine extrem dreiste Nummer. Obwohl China mit dem massiven Bau neuer Kernkraftwerke durchaus zeigt, wohin der Hase läuft (es war ja schließlich die Atomlobby, die das Schreckgespenst von der bevorstehenden Klimakatastrophe in die öffentliche Wahrnehmung gedrückt hat – und selbst die Heilsbringerin Greta Thunberg verkündet ja inzwischen öffentlich, dass Kernkraftwerke zumindest einen Teil der Lösung darstellen und dass der EURATOM-Vertrag untrennbar mit der EU verbunden ist sollte ja auch allgemein bekannt sein).
Was den Erfolg von Elektrobussen (und Elektroautos) in China angeht, scheint aber auch in China nicht alles Gold zu sein, was glänzt…
https://www.it-times.de/news/-131410/
https://www.it-times.de/news/-131511/
Korrekt ist allerdings Ihre Prognose, dass durch den hochsubventionierten und vor allem von der Planwirtschaft vorgegebenen Umstieg auf Elektrofahrzeuge unsere Kraftfahrzeugindustrie weitestgehend vernichtet werden wird. Denn gerade hier bei Energyload kann man ja nahezu täglich von neuen Garagenfirmen hören, die ebenfalls aus Teilen vom Grabbeltisch ein Elektrofahrzeug zusammengeschraubt haben und damit nun den Weltmarkt erobern wollen. Und die Industrie bereitet sich ja auch schon auf diesen bevorstehenden Untergang vor, indem bereits jetzt ein massiver Stellenabbau angekündigt wird.
Das spaßige daran ist allerdings, dass auch die Konkurrenten aus der elektrischen Fraktion bereits jetzt unter genau dem selben Problem leiden: Die massive Konkurrenz führt zusammen mit einer noch immer winzigen Nachfrage dazu, dass die Gewinnmargen kläglich sind. Das ist auch der größte Unterschied zu den von Ihnen aufgeführten Beispielen: da haben die Hersteller der Alternativen massive Gewinne eingefahren – mit denen sie insbesondere die vorangegangenen Entwicklungskosten wieder hereinholen konnten. Der zweite offensichtliche Unterschied ist, dass keines dieser Produkte es nötig hatte, dass eine Planwirtschaft den Nutzern den Kauf dieser Produkte vorschreiben musste. Wohin diese „Weisheit der politischen Führung“ langfristig führt, haben wir doch gerade in Deutschland schon mehrfach erleben dürfen.
In Ihrer Aufzählung fehlen übrigens all die Produkte, die zwar bejubelt wurden, die ihre Hersteller aber dennoch lediglich in den Ruin trieben.
Im Gegensatz zu Ihnen gehe ich zudem davon aus, dass wir uns am Ende des Großversuchs „German Energiewende“ eher mit Nordkorea als mit Griechenland vergleichen werden. Und das ist ja auch ganz im Sinne der Länder, die sich schon seit Jahrzehnten darüber beklagen, dass wir mit unserem massiven Außenhandelsüberschuss letztlich eine moderne Variante des Kolonialismus betreiben.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-04/frankreich-emmanuel-macron-deutschland-exporte-kritik-handelsueberschuss
Bei Hentinger ist das kein Bedenkentum, sondern reines Trolltum. Er fängt immer mit verdrehten Pseudofakten an, und wenn Du ihn endgültig widerlegt hast (nachdem er seine Lügen x-mal wiederholt hat), kommen persönliche Angriffe.
Und die Redaktion lässt ihn gewähren. Damit hat er in vielen Jahren jede Menge sachlicher Kommentatoren weggebissen.
Deswegen ist der Kommentarteil für mich gestorben. Alle halbe Jahre schau ich mal nach, ob er immer noch Trollen darf.
Tja, da ist sie wieder, die selektive Wahrnehmung von Alex1. Noch nie hat er irgend eine Aussage von mir widerlegen können, denn im Gegensatz zu ihm liefere ich zu meinen Aussagen auch die offiziellen Quellen dazu – die er dann genauso konsequent ignoriert, weil nunmal nicht sein kann, was nicht sein darf. Er selbst bleibt mit seinen Aussagen grundsätzich bewusst nebulös und behauptet bei Nachfragen lediglich er hätte die an ihn gestellten Fragen bereits beantwortet – was aber nachweislich nie der Fall war. Dass er mit dieser Strategie nunmal keinen Blumentopf gewinnen kann, ärgert ihn dann so sehr, dass er sich inzwischen grundsätzlich im Ton vergreift – aber konsequenter Weise auch dies seinem Gegenüber vorwirft. Man muss sich ja nur mal den Verlauf hier ansehen.
@alupo: q.e.d. Leider.
Du wirst es auch noch merken. Leider.
Gratuliere Alex1, die von Ihnen gekonnt vorgetragenen Gegenargumentationen zu meinen Ausführungen und den dabei verwendeten Quellen sind immer wieder beeindruckend.
Weil es irgendwie schön zu unserem Thema hier passt, noch ein Link auf eine aktuelle Wortmeldung aus dem benachbarten Ausland, die sehr eindrucksvoll zeigt, wie man woanders nicht nur über die „German Energiewende“ denkt:
https://www.nzz.ch/-ld.1470774