Studie zum Smart Home: Umsatzpotentiale und Marktentwicklung

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studie-smart-home-umsatzpotentiale-marktentwicklungDem Smart Home gehört die Zukunft: Der Markt für fernsteuerbare Geräte, die im Haushalt miteinander vernetzt werden können und uns das Leben in jeder Hinsicht leichter machen sollen, nimmt zu. In das „intelligente Zuhause“ kann so gut wie alles eingebunden werden: Solaranlage, Heizung, Beleuchtung, Alarmanlage, Unterhaltungselektronik, Jalousien und Haushaltsgeräte – all das kann vernetzt werden und viele Abläufe können automatisiert und auf den Besitzer zugeschnitten werden. Das Thema ist längst nicht mehr nur für luxuriöse Eigenheime interessant – der Trend geht zunehmend auch zur Nutzung in Mietwohnungen. Inzwischen gibt es viele verschiedene Anbieter von Einzelanwendungen oder Komplettsystemen, und IT-Riesen wie Google und Apple drängen mit eigenen Lösungen in den Markt. Doch was genau sind die Erfolgsfaktoren und wie wird sich der Markt in den nächsten Jahren entwickeln?

Dieser Frage ist das Portal Statista nachgegangen und hat den Markt und sein Potential genauer unter die Lupe genommen. Die Untersuchung „Smart Home – Nachfragestruktur und Umsatzpotential“ stützt sich auf im letzten Frühjahr von Statista durchgeführte repräsentative Umfragen sowie auf Wettbewerbsanalysen, Marktbeobachtungen und statistische Daten zur Haushaltsdemographie. Die Ergebnisse zeigen: Vor allem im Niedrigpreissegment wächst das Interesse an Smart-Home-Anwendungen. Voraussetzung für den Markterfolg ist in allen Bereichen die Einführung einheitlicher Standards und die Kompatibilität unterschiedlicher Anwendungen, gleich von welchem Hersteller.

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„Echtes“ Smart Home wird zentral gesteuert

Für die Untersuchung des Digital Market Outlook wurden Smart Homes im privaten Endkundenmarkt berücksichtigt, die über ein Gateway, also eine zentrale Steuereinheit gesteuert werden, das direkt mit dem Internet verbunden ist. Einbezogen wurden auch sogenannte Plattformlösungen, mit denen Smart Home-Geräte verschiedener Hersteller zentral gesteuert werden können. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, wurden darüber hinaus auch sogenannte Insellösungen berücksichtigt: Diese werden zwar über ein Gateway gesteuert, können aber keine zusätzlichen Geräte einbinden. Bei der Untersuchung außen vor gelassen wurden hingegen Geräte, die nicht hauptsächlich wegen ihrer Vernetzbarkeit und Fernsteuerbarkeit angeschafft werden, also zum Beispiel smarte Kühlschränke oder Backöfen.

Interesse am Thema abhängig von Alter und Einkommen

Insgesamt finden laut Untersuchung 39% der 40 Millionen Haushalte in Deutschland das Thema Smart Home interessant. Im ersten Schritt wurde untersucht, welche Konsumentengruppen sich besonders für das Thema interessieren. Die Gruppen wurden dabei nach Alter und Verdienst sowie danach unterteilt, ob sie zur Miete oder im Eigentum wohnen. Es zeigte sich: Jüngere Leute können sich eher für das Thema begeistern als ältere, Menschen mit höherem Einkommen eher als Geringverdiener. Das Interesse ist besonders groß bei Mietern mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen (HHNE) unter 2.000 Euro sowie bei Eigentümern mit einen HHNE zwischen 2.000 und 5.000 Euro. Diese beiden Gruppen machen insgesamt 60 Prozent der Interessenten aus.

1,3 Millionen zusätzliche Haushalte bis 2018

Als nächstes untersucht die Studie, wer aktuell bereits Smart Home-Anwendungen nutzt und welche Konsumentengruppen in nächster Zeit Anschaffungen planen. Das Ergebnis: Im Moment kommen etwa 71% der Smart-Home-Nutzer aus dem mittleren Einkommensbereich von 2.000 bis 5.000 Euro HHNE, die wenigsten Nutzer verzeichnet mit 5 Prozent die Gruppe der 50- bis 69-jährigen. Interessant ist, dass die meisten potentiellen Nutzer laut Untersuchung mit 61 Prozent verstärkt aus der Gruppe der Menschen mit dem niedrigsten Einkommen (unter 2.000 Euro) kommen, und innerhalb dieser Gruppe 75 Prozent zur Miete wohnen. Aktuell nutzen etwa 536.000 Haushalte irgendeine Art von Smart Home-Anwendung, heißt es in der Untersuchung. Bis zum Jahr 2018 sind laut Studie 1,3 Millionen Haushalte zusätzlich zu erwarten.

Geschätztes Umsatzpotential aus Neuanschaffungen bis 2018: 2,7 Milliarden Euro

Ausgehend von den ermittelten Nutzungspotentialen haben die Autoren des Statista Digital Market Outlook anschließend das Umsatzpotential in den nächsten Jahren geschätzt und sich dabei nur auf den Hardwareverkauf ohne Servicegebühren konzentriert. Dazu haben sie Smart-Home-Geräte beispielhaft drei verschiedenen Preissegmenten zugeordnet: Im Low-Price-Segment finden sich zum Beispiel Rauchmelder und Heizungssteuerung, im Mid-Price-Segment Türverriegelungen und Fenstersensoren und im High-Price-Segment entsprechend Kameras, Energiemanagement und Rollladensteuerung. Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Geräten sind teilweise gering, dennoch ergibt sich für im High-Price-Segment ein weitaus höherer potentieller Umsatz pro Haushalt als im Low-Price-Segment. Das ist zum Beispiel auf eine höhere Anzahl von Räumen bei Wohneigentum und auf eine entsprechend höhere Anzahl von Anwendungen zurückzuführen. Aus den kalkulierten durchschnittlichen Umsätzen pro Haushalt errechneten die Autoren bis 2018 einen potentiellen Umsatz aus Neuanschaffungen von 2,7 Milliarden Euro. Insgesamt prognostizieren die Autoren bis 2020 für den deutschen Markt ein Wachstum von 40 Prozent.

Größter potentieller Umsatz liegt im mittleren Preissegment

Das hohe Einkommenssegment wird wegen der in diesem Bereich hohen möglichen Umsätze pro Haushalt mit 576,9 Millionen Euro an Bedeutung zunehmen, obwohl nur 4 Prozent der zukünftigen Nutzer aus diesem Bereich kommen. Dieser kleine Kundenkreis wird für rund 21 Prozent der Umsätze verantwortlich sein. Laut den Berechnungen steigen die potentiellen Verkäufe im Low-Price-Segment in den nächsten Jahren stark an: Aus diesem Bereich kommen mit 786.900 Haushalten rund 61 Prozent der künftigen Kunden. Der potentielle Umsatz ist mit 566,5 Millionen Euro etwa in derselben Größenordnung wie im High-Price-Segment. Der größte Umsatz wird allerdings aus dem Mid-Price-Segment kommen, für den 33 Prozent der Nutzer verantwortlich sind. Die erwarteten Umsätze bis 2018 liegen hier bei über 1.472 Millionen Euro. Diese Zielgruppe besteht mehrheitlich aus Eigentümern.

Hersteller sollten auf nachrüstbare und kompatible Lösungen setzen

Aus den Zahlen lässt sich ein wachsender Bedarf an Angeboten für das Low-Price-Segment ableiten. In diesem werden Geräte eher nach und nach über einen längeren Zeitraum hinweg angeschafft werden statt eine Einmalinvestition für eine Vollausstattung zu tätigen, heißt es in der Studie. Dafür braucht es nachrüstbare Plug-and-Play-Geräte, die herstellerübergreifend und problemlos auch in Mietwohnungen installiert werden können, schlussfolgern die Autoren. Obwohl das reine Umsatzpotential aus Hardware-Neunschaffungen in diesem Bereich nicht übermäßig groß ist, könnte der Markt für Hersteller dennoch interessant sein, da über Wiederholungskäufe, Servicegebühren und durch Bestandskunden generierte Umsätze in den prognostizierten 566 Millionen Euro noch nicht enthalten sind. Gerade im Bereich des Upselling bzw. Cross-Selling bestehen nach Ansicht der Autoren Marktpotentiale.

Im mittleren Preissegment ist das Interesse von Wohneigentümern und jüngeren Menschen am größten. In diesem Bereich rüsten Kunden ihr Zuhause eher langfristig aus, weshalb hier das größte Umsatzpotential liegt. Im High-Price-Segment, in dem es vor allem um Komplettausstattungen von Eigenheimen oder Eigentumswohnungen geht, sind in Zukunft keine großen Marktveränderungen zu erwarten, das Marktvolumen wächst jedoch auch in diesem Bereich deutlich.

Einheitliche Standards sind nötig, damit das Smart Home den Massenmarkt erobert

In allen Bereichen sehen die Autoren der Studie jedoch den Schlüssel zur Erschließung des Massenmarktes in der Einführung einheitlicher Technologiestandards und offener Systeme, die bisherige Insellösungen und Geräte anderer Hersteller integrieren können. Momentan wird der Markt von vielen unterschiedlichen Herstellern und Technologien bespielt. Die Untersuchung stellt auch die Frage nach der zukünftigen Nutzung der aus dem Smart Home gewonnenen Daten durch Hersteller und den Umgang damit im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit.

Bildquelle: WikipediaMonacoporterEigenes Werk, CC-BY-SA 4.0

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