Die Divestment-Bewegung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Um den Klimawandel doch noch kontrollieren zu können, fordern die Vertreter der Bewegung schon lange den Abzug von Investitionen in fossile Energien und die Reinvestition in grüne Geldanlagen. Auch im Pariser Klimaabkommen wird die Ausrichtung der internationalen Finanzströme auf eine treibhausgasarme, widerstandsfähige Entwicklung erwähnt. Inzwischen gehören der Bewegung mehr als 500 institutionelle Anleger an, dazu gehören Kommunen, Fonds, Stiftungen und auch Versicherungskonzerne. Auch die Stadt Berlin will sich jetzt beteiligen.
Berlin will nachhaltigen Aktienindex entwickeln lassen
In Berlin geht es um die rund 750 Millionen Euro Versorgungsrücklagen für die Pensionen von Beamten und Angestellten, die das Land bisher in Unternehmensanteile bei RWE oder E:ON investiert hat. Etwa 10 Prozent dieser Summe sind in Aktien angelegt. Der Berliner Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen will dieses Portfolio nun umstrukturieren. Den Beschluss dazu hat das Berliner Abgeordnetenhaus bereits einstimmig gefasst.
Die einzige Hürde: Berlin muss zu diesem Zweck einen neuen Aktienindex entwickeln lassen. Das ist nötig, weil die Bundesbank die Berliner Gelder verwaltet, erzählt Kollatz-Ahnen in einem Interview mit der ZEIT. Die Bank folge momentan einfach Aktienindizes wie dem Dax oder dem Euro Stoxx, in denen die großen Unternehmen gelistet sind. Um diejenigen auszuschließen, die ihr Geld mit Waffen, Atomkraft oder fossilen Energien verdienen, müsse ein neuer Index entwickelt werden, in dem solche Unternehmen nicht auftauchen. Derzeit genügt kein existierender Index den Berliner Kriterien. Die Stadt sucht nun per Ausschreibung eine Bank oder NGO, die den nachhaltigen Aktienindex entwickeln soll. Darin sollen nur Unternehmen zugelassen werden, die möglichst wenig klimaschädliche Energieträger verwenden.
Versicherungskonzerne leiden schon jetzt unter den Folgen des Klimawandels
Andere deutsche Städte wie Hamburg oder Stuttgart wollen ihre Gelder auch nachhaltiger anlegen. International haben zum Beispiel Stockholm, Seattle, Melbourne und Paris oder der norwegische Staatsfonds fossilen Energieträgern und unethischen Geschäftsmodellen den Kampf angesagt.
Auch der Axa-Konzern ist mit dabei. Der französische Versicherer will nicht länger in Kohle investieren und hat kürzlich bekanntgegeben, auch Investitionen aus der Tabakindustrie in Höhe von 1,8 Milliarden Euro abzuziehen – mit Verweis auf die mit dem Rauchen verbundenen Gesundheitsgefahren. Dafür sollen die grünen Investitionen des Unternehmens in den nächsten Jahren verdreifacht werden. Auch der deutsche Versicherungskonzern Allianz, weltweit einer der größten Vermögensverwalter, hat im letzten Jahr den Ausstieg aus der Kohle und stattdessen Investitionen in Windkraft angekündigt. Die Versicherungskonzerne dürften bei ihrer Umkehr auch die eigene Rendite im Blick haben. Durch den Klimawandel verursachte extreme Wetterereignisse kosten sie schon jetzt Milliarden.
Quellen / Weiterlesen:Grünes Investment: Die Energiewende kommt an den Finanzmärkten an | Deutschlandfunk
Nachhaltigkeit: Erst arm und sexy, jetzt öko | ZEIT ONLINE
Axa to divest €1.8bn of tobacco investments | The Guardian
Versorgungsrücklagen: Berlin zieht Geld aus Kohle ab | Deutschlandfunk
Bildquelle: © I-vista / pixelio – www.pixelio.de
Wenn das Geld unter der Umweltverschmutzung leidet, sucht es schnell und effizient nach Lösungen… 😀