In Ballungsräumen ist die Luftverschmutzung besonders hoch. Straßenverkehr und Industrie stoßen Schadstoffe aus, die die Gesundheit von Stadtbewohnern gefährden. Diese Emissionen verbleiben jedoch nicht an Ort und Stelle, sondern werden mit dem Wind oft tausende Kilometer weiter transportiert. Welche Auswirkungen das auf die Erdatmosphäre hat, untersucht das Forschungsflugzeug HALO des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gerade in asiatischen Großstädten.
100 Flugstunden über asiatischen Ballungsräumen
Die Zahl der Ballungsgebiete weltweit nimmt zu, die meisten davon gibt es in Asien. Das Forschungsflugzeug hat 20 verschiedene Messinstrumente an Bord, um die Emissionen dort zu messen und genau zu untersuchen, wie sich Luftschadstoffe ausbreiten und umwandeln. Dazu finden bis zum 9. April Testflüge über Millionenstädten wie Manila, Taipei, Seoul, Tokio, Beijing, Shanghai und Guangzhou statt. Das Ziel ist, besser zu verstehen und vorhersagen zu können, welche Auswirkungen die Luftverschmutzung in Ballungszentren auf die Erdatmosphäre hat. „Rund 100 Flugstunden sind für die Messflüge in den Emissionsfahnen asiatischer Metropolen geplant“, so der Leiter des Projekts, Professor John P. Burrows vom Institut für Umweltphysik der Universität Bremen, unter dessen Leitung das internationale Projekt stattfindet. Letzten Sommer hat das das Forschungsflugzeug HALO bereits Testflüge in europäischen Ballungszentren absolviert.
Die Ausbreitung und Umwandlung von Emissionen verstehen
Die Forscher interessiert, wie sich die verschiedenen Gas- und Partikelemissionen und ihre Reaktionsprodukte bei unterschiedlichen Wetterlagen ausbreiten und umwandeln. Die Wissenschaftler wollen wissen, wie viel Ozon aus Stickstoffoxiden und Kohlenwasserstoffen entsteht und in welchem Maße sich aus gasförmigen Substanzen wie Schwefeldioxid und organischen Verbindungen neue Partikel bilden. In Asien spielen dabei besonders die hohen Temperaturen, Luftfeuchte und Sonneneinstrahlung sowie die Häufigkeit von Gewittern eine große Rolle.
Die Forscher sind auf wolkenfreies Wetter angewiesen
HALO startet seine Flüge immer von Taiwan aus und fliegt anfangs in Bodennähe. Schrittweise wird das Flugzeug dann in immer größere Höhen aufsteigen. So wollen die Forscher genau messen, wie sich die Emissionen in der Luft verteilen.
Die Messflüge, die teilweise im Sichtflug weniger als einen Kilometer über Grund stattfinden, können nur bei Wolkenfreiheit durchgeführt werden. Dafür sind jetzt im Frühjahr die Bedingungen günstig. Generell müssen solche Flüge gerade in Asien langfristig geplant werden, da viele Flugsicherungsstellen unterschiedlicher Länder betroffen sind. Außerdem gibt es im Bereich der Megacities ohnehin eine sehr hohe Flugverkehrsdichte. Wo aktuelle Flüge stattfinden, gibt das DLR über seine Social Media-Kanäle bekannt.
Letztes Jahr haben die Forscher dieselben Messungen in europäischen Ballungsräumen wie London, Rom, Paris, Marseille, Barcelona, dem Ruhrgebiet und der Poebene durchgeführt. An dem Projekt EMeRGe (Effect of Megacities on the transport and transformation of pollutants on the Regional and Global scales) sind weltweit mehr als 50 Partner beteiligt, in Deutschland sind das neben der Uni Bremen auch das Max-Planck-Institut für Chemie, die Universitäten Mainz, Heidelberg und Wuppertal sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und das Forschungszentrum Jülich.
Quellen / Weiterlesen:
Forschungsflugzeug HALO misst die Emissionen von Megacities | Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Forschungsflugzeug HALO misst die Emissionen von asiatischen Mega-Cities | Focus Online
Bilderquelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)