Feinstaub ist gesundheitsschädlich, so viel ist im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Doch wie die Luftqualität vor der eigenen Haustüre ist, können Bürger nur lückenhaft ermitteln. Das will der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) zusammen mit fünf anderen europäischen Umweltorganisationen ändern. Sie haben die europaweite Plattform HackAIR gegründet, die Daten zur Feinstaubbelastung sammelt. Nutzer können selbst messen.
Genaue Infos zur Luftqualität nicht nur für vorbelastete Menschen wichtig
Die Datenbank und die App sollen standort- und zeitnahe Infos zur Luftbelastung liefern. Zu wissen, wie es um die Luftqualität in der eigenen Umgebung steht, ist besonders für Menschen mit Atemwegsproblemen, Sportler oder für ältere Menschen relevant. Da Feinstaub jedoch schon in geringen Mengen gesundheitsschädlich ist, sind genaue Daten für jeden wichtig. Eine Karte fasst dazu Angaben aus Messstationen und anderen Quellen zusammen. Derzeit kommen die Luftdaten vom Portal luftdaten.info des Stuttgarter OK Lab und von der Plattform OpenAQ. Beide Projekte sammeln Echtzeitdaten zur Luftqualität, wobei OpenAQ an über 8.000 Standorten in 64 Ländern aktiv ist. Luftdaten.info wurde ursprünglich ins Leben gerufen, um mithilfe von Freiwilligen die Luftqualität im Raum Stuttgart zu messen. Inzwischen sammelt die Plattform Messdaten aus ganz Deutschland und aus einigen anderen Ländern. Wer für HackAIR selbst messen und die Datenbank weiter vervollständigen möchte, kann dies auf mehreren Wegen tun.
Tutorials für eigene Sensoren werden bereitgestellt
Eine Möglichkeit sind Smartphone-Fotos vom Himmel, wobei die regionale Belastung durch eine Spektralanalyse eingeschätzt wird. Eine andere, einfache Methode ist der Bau eines simplen „Sensors“ aus einem Stück Tetra-Pak und Vaseline, der 24 Stunden lang draußen aufgehängt wird. Anschließend fotografiert man die gesammelten Partikel und lädt das Bild hoch. Damit ist zumindest eine grobe Bewertung der Luftbelastung möglich. Wer technisch versierter ist, kann elektronische Feinstaubsensoren auch selbst bauen. HackAIR stellt dafür entsprechende Tutorials und Bezugsquellen für die einzelnen Bauteile bereit. Github hilft ebenfalls weiter. Über eine Schnittstelle können die Daten von HackAIR abgerufen und weiterverwendet sowie die eigenen Messdaten hinzugefügt werden. Die Beta-Version der App gibt es für iOS und Android.
Wer informiert ist, hat mehr Einflussmöglichkeiten
Mit dem Projekt wollen die Macher ein besseres Bewusstsein für das lokale und überregionale Problem der Luftverschmutzung schaffen. Das Ziel von HackAIR ist es, ein immer feiner werdendes Netzwerk an Feinstaubdaten zu schaffen. Nebenbei werden die entwickelten Messinstrumente sowie die Datenbank erforscht und weiterentwickelt. Je mehr Daten es gibt, desto mehr Anhaltspunkte gibt es, Einfluss auf eine Zukunft mit sauberer Luft zu nehmen, so Pilotpartner BUND. An dem Forschungsprojekt sind neben dem BUND auch Organisationen aus Griechenland, Norwegen, den Niederlanden und Belgien beteiligt.
Quellen / Weiterlesen:
Für bessere Luftqualität: Citizen-Science-Projekt zur Feinstaubmessung gestartet | heise online
Datenbank und App zum Mitmachen geben Auskunft über Feinstaubbelastung vor Ort | Donaukurier
hackAIR – Bürger*innen messen Feinstaub | BUND
Open technology plattform to access, collect and improve information on air quality | hackAIR
About hackAIR | hackAIR
Luftdaten selber messen | luftdaten.info
Fighting Air Inequality – With Open Data and Community | OpenAQ
Bildquelle: Wikipedia – By IUTAe.V. (Self-photographed) [CC BY-SA 3.0 de]