Dass schlechte Luft krank macht, ist nicht neu. Studien zeigen, dass Feinstaub und Stickoxide das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenleiden erhöhen und damit die Lebenserwartung verkürzen. Eine neue Studie aus China legt nahe, dass mit hoher Luftverschmutzung auch die geistige Leistungsfähigkeit sinkt.
Wie wirkt sich Feinstaub auf die Hirnleistung aus?

Frühere Studien belegen bereits, dass Luftschadstoffe auch das Gehirn schädigen können. Die Wissenschaftlerin Xin Zhang von der Pädagogischen Universität Peking untersuchte nun, wie sich Feinstaub konkret auf die Leistungsfähigkeit auswirkt. Sie wertete dazu Messdaten von Feinstaub, Schwefeldioxid und Stickoxiden in 86 chinesischen Städten und 162 Landkreisen aus. Diese Daten glich sie mit den Ergebnissen von Leistungstests ab, die die chinesische Regierung regelmäßig in der Bevölkerung durchführt. Die repräsentativ ausgewählten Testpersonen und Familien bekamen zwischen 2010 und 2014 die gleichen Aufgaben, bestehend aus Mathematikaufgaben und Aufgaben zur Worterkennung.
Effekte vor allem im sprachlichen Bereich
Und tatsächlich schnitten Menschen in Gegenden mit hoher Luftverschmutzung bei den Tests schlechter ab als der Durchschnitt. Faktoren wie das Alter, die Bildung und andere Einflussfaktoren wurden dabei bereits berücksichtigt. Besonders bei den sprachlichen Tests verschlechterten sich die Ergebnisse, und das umso stärker, je länger die Testpersonen der schlechten Luft ausgesetzt waren. Bei den Mathematiktests fielen die Ergebnisse ähnlich aus, wenn auch nicht so deutlich.
Besonders Männer sind betroffen
In beiden Bereichen waren Männer stärker betroffen als Frauen. Die Untersuchung zeigte außerdem, dass die Effekte mit dem Alter schlimmer werden. Je älter die Testteilnehmer in Gegenden mit hoher Belastung mit Feinstaub und Co. waren, desto größer auch ihre Defizite bei den sprachlichen Tests. Die Effekte traten bei gebildeten Männern später auf als bei Männern mit geringer Schulbildung. Ältere Frauen waren kaum betroffen: Die Wissenschaftler vermuten geschlechtsspezifische Unterschiede in der Hirnfunktion als Ursache dahinter.
Die Feinstaub-Grenzwerte in China müssen angepasst werden
Die genauen Gründe, also welche biologischen Mechanismen hinter der schlechteren Denkleistung bei hoher Luftverschmutzung stehen, sind noch nicht klar. Für die Forscher sind die Ergebnisse ein Grund zur Sorge, da gerade bei älteren Menschen die kognitive Leistung entscheidend dafür ist, ihr tägliches Leben bewältigen zu können. Hirnschäden durch Luftverschmutzung könnten also große gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen haben, warnen die Wissenschaftler. Sie empfehlen: Die mittlere Feinstaubbelastung in China sollte gesenkt werden, und zwar auf die in den USA geltenden Grenzwerte. Das würde dem kognitiven Leistungsabfall spürbar entgegenwirken. In den USA liegt der Grenzwert für Partikel der Größe PM2,5 im Jahresmittel bei 12 Mikrogramm/Kubikmeter, für die größeren Partikel PM10 gibt es keinen Grenzwert mehr. Zum Vergleich: In der EU liegen die Grenzwerte bei 10 Mikrogramm für PM2,5 bzw. 20 Mikrogramm für PM10.
Quellen / Weiterlesen
Schädigt Feinstaub die geistigen Fähigkeiten? | StN.de
Feinstaub und Stickoxide: „Dicke Luft“ kann unser Gehirn schädigen | Online Focus
Bildquelle: Wikipedia – By Kevin Dooley from Chander, AZ, USA (Beijing smog) [CC BY 2.0]
Jetzt würde mich doch mal schwer interessieren, ob auch in Deutschland alte Männer in Großstädten dümmer sind, als junge Frauen auf dem Land.
Und in welcher Studie wurde eigentlich nachgewiesen, „dass Feinstaub und Stickoxide das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenleiden erhöhen“? Ein entsprechender Link wäre nett.