Vor fünf Jahren erlebte Südaustralien einen katastrophalen Stromausfall, ausgelöst von heftigen Unwettern. Damals gaben viele den erneuerbaren Energien die Schuld, doch Südaustralien hat seitdem massiv weiter in grünen Strom investiert. Heute sind die Stromnetze dort sehr stabil – trotz oder wegen der Erneuerbaren?
Starke Stürme rissen 2016 Strommasten aus der Erde
Der Stromausfall im September 2016 wurde von einem der schlimmste Stürme seit 50 Jahren ausgelöst. Er zerstörte 22 Strommasten, die teilweise regelrecht aus der Erde gerissen wurden, und mehrere Übertragungsleitungen. Der gesamte Bundesstaat Südaustralien war stundenlang, mancherorts sogar tagelang ohne Strom, und die Wirtschaft verzeichnete dreistellige Millionenschäden.
Falsche Behauptungen über Windkraft
Schnell entstand ein Streit zwischen Befürwortern und Gegnern erneuerbarer Energien. Dabei ging es vor allem um die Windenergie, die vor dem Blackout fast die Hälfte des südaustralischen Stroms produzierte. Es gab Behauptungen, man hätte wegen der starken Stürme Windparks abschalten müssen, und das hätte den Stromausfall verursacht. Das „Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint“-Argument der Gegner von Erneuerbaren schien bestätigt.
Der zuständige Netzbetreiber meldete zwar, dass nicht abgeschaltete Windparks, sondern zerstörte Strommasten für den Blackout verantwortlich waren – was der Wahrheit entspricht. Doch in manchen Medien und vor allem in sozialen Netzwerken wurde ordentlich Stimmung gegen grünen Strom gemacht. Viele sahen das Ende von Südaustraliens Ambitionen bei den Erneuerbaren gekommen.
Seit 2018 keine Stromausfälle mehr
Stattdessen passierte das Gegenteil: Südaustralien beschleunigte seine Energiewende und hat heute das leistungsfähigste Stromnetz von ganz Australien. Das ist daran zu erkennen, dass Südaustralien als einziger australischer Bundesstaat seit 2018 keinen Stromausfall hatte. Das Land hat keine einzige Sekunde Strom durch Lastabwürfe verloren, also durch bewusstes Abschalten von Großverbrauchern, um einen Stromausfall zu verhindern. In den vier Jahren davor waren es 7 Millionen Stunden, die dort durch Stromausfälle verlorengingen.
Südaustralien zeigt: Erneuerbare gefährden die Versorgung nicht
Im Vergleich dazu hatten Queensland und New South Wales, die beiden australischen Bundesstaaten mit der größten Abhängigkeit von Kohlekraftwerken, die meisten Lastabwürfe zu verzeichnen. Ganz offensichtlich führt ein hoher Anteil erneuerbarer Energien nicht zu instabilen Stromnetzen, obwohl das Gegner immer wieder behaupten.
Das Argument, dass Erneuerbare die Versorgungssicherheit gefährden, hat der australische Bundesstaat jedenfalls widerlegt. Seit dem Blackout 2016 hat das Land weiter massiv in Wind- und Solarstrom investiert. Inzwischen bezieht Südaustralien 62 Prozent seines Stroms aus Wind und Sonne. Vor allem bei der Solarenergie auf Dächern ist das Land führend. Sie könnte bis Ende des Jahres rechnerisch sogar 100 Prozent des südaustralischen Stroms liefern.
Der Schlüssel sind große Netzspeicher
Eine große Rolle, um die Stromnetze stabiler zu machen, spielen netzgebundene Batteriespeicher. Die drei Großbatterien Hornsdale, Lake Bonney und Dalrymple North erbringen Netzdienstleistungen zur Stabilisierung der Stromnetze, die früher von Kohle- und Gaskraftwerken erbracht wurden. Das heißt, die Batterien speichern überschüssigen Strom und geben ihn bei Bedarf ab.
Der erste Speicher dieser Art in Südaustralien war Hornsdale, der aus Tesla Powerpacks besteht und 2017 ans Netz ging. Mit 100 MW/129 MWh war er damals der größte Lithium-Ionen-Speicher der Welt. Im Ernstfall kann er 30.000 Haushalte mit Strom versorgen. Schon 2023 soll ein weiterer Mega-Akku in Südaustralien ans Netz gehen: Die Batterie mit 1.200 Megawatt soll in der bisherigen Kohleregion Hunter-Valley stehen und wäre dann mit Abstand der größte Batteriespeicher der Welt.
Australien will Wasserstoff-Exportnation werden
Bis 2030 will Südaustralien den Anteil der Erneuerbaren an seiner Stromerzeugung auf 100 Prozent ausbauen, wird dieses Ziel aber vermutlich schon früher erreichen. Künftig will das Land sogar 5-mal so viel Strom erzeugen, wie es selbst verbraucht, um aus dem überschüssigen Strom erneuerbaren Wasserstoff für den Export herzustellen. Statt das Ende der Erneuerbaren Energien einzuleiten, war der große Stromausfall von 2016 also nur ein kleiner Rückschlag und ein Signal für die Regulierungsbehörden, die Erneuerbaren schnell auszubauen und den Energiesektor zu dekarbonisieren.
Quellen / Weiterlesen
1.200 Megawatt Leistung: Größter Akku der Welt steht bald in Australien | t3n
South Australia Hasn’t Lost One Hour Of Electricity In 5 Years Thanks To Renewables & Batteries | CleanTechnica
Five years after blackout, South Australia now only state with zero supply shortfalls | Renew Economy
Bildquelle: pxfuel