Der Batteriehersteller Tesvolt steigt bei Stercom Power Solutions ein, einem Spezialisten im Bereich induktives Laden. Gemeinsam wollen Tesvolt und Stercom das kabellose Laden von Elektroautos, E-Bussen und elektrischen LKW voranbringen und eine Ladestation mit 200 kW auf den Markt bringen.
Das kann induktives Laden
Beim induktiven Laden wird elektrische Energie nicht über ein Kabel, sondern berührungslos von einer Magnet-Spule im oder am Boden auf eine Empfängerspule übertragen, die sich am E-Fahrzeug befindet. Das ermöglicht viele kurze, aber schnelle Ladevorgänge, beispielsweise beim Parken vor Einkaufszentren. Auch zuhause sind solche Ladesysteme künftig denkbar. Theoretisch ist es über Induktion auch möglich, Elektrofahrzeuge während der Fahrt zu laden. Nach eigener Aussage haben Tesvolt und Stercom Antworten auf bisher ungelöste Fragen gefunden. Etwa im Hinblick auf eine ausreichend starke Ladeleistung und die richtige Parkposition über der Magnetspule.
Induktives Supercharging
„Unser Ziel ist es, gemeinsam hocheffiziente Ladesysteme auf den Markt zu bringen und mittelfristig sogar induktives Supercharging mit bis zu 200 Kilowatt Ladeleistung zu ermöglichen. Damit wäre auch das Laden während der Fahrt zukünftig effizient“, sagte Simon Schandert, Technischer Geschäftsführer von Tesvolt. Der Partner Stercom sei ein absoluter Technologiespezialist und einer der Ersten, der im Bereich Induktionsladen richtig gute Produkte entwickelt habe, so Schandert.
Bisher sei das serienreife kabellose Laden nur mit 3,2 kW möglich, sagte Daniel Hannemann, der kaufmännische Geschäftsführer von Tesvolt. Tesvolt und Stercom wollen dagegen eine induktive Ladestation mit 44 kW Ladeleistung auf den Markt bringen. Möglich macht es die Technologie von Stercom: „Die marktreife Siliziumcarbid-Technologie von Stercom erlaubt mit 95 Prozent Wirkungsgrad eine sehr effiziente Energieübertragung – sogar bei einem Abstand von bis zu 20 Zentimeter zwischen Sender- und Empfängerspule“, erklärt Hannemann. Das könne bisher kein anderer Anbieter auf dem Markt. Die Ladestationen sollen eine intelligente Software enthalten, die dem Fahrer die richtige Parkposition über der Magnetspule anzeigt.
Günstigere E-Autos dank kleinerer Batterien
Audi und BMW bauen in neue Modelle bereits Ladespulen für induktives Laden ein. Elektroautos könnten mit dieser Technologie sogar günstiger werden, denn viele kurze Ladevorgänge machen große Batterien überflüssig, kleinere Batterien reichen dann aus. „Das macht E-Autos deutlich preiswerter und auch leichter, also auch effizienter“, erklärt Stercom-Geschäftsführer Robert Sterff. Allerdings sind kurze Ladevorgänge mit hoher Leistung eine Herausforderung für aktuelle Akkus. Feststoffbatterien könnten die Lösung sein: „In Deutschland läuft viel Forschung zu Feststoffbatterien, die dafür besonders gut geeignet sind“, so Sterff.
Induktives Laden in der Praxis
Stercom Power hat bereits induktive Ladetechnik an internationale Autohersteller geliefert, entsprechende Fahrzeuge seien bereits in der Erprobung. Robert Sterff berichtet, dass es in Italien, Frankreich und Schweden bereits Teststrecken mit Magnetspulen unter dem Asphalt gibt. Auch in Deutschland laufen Forschungsprojekte: Das Projekt „InductInfra“ der RWTH Aachen erforscht induktives Laden auf Autobahnen und die Integration der Induktionsmodule in die Infrastruktur. Der Energieversorger EnBW testet induktives Laden bereits in der Praxis. Eine Teststrecke in Karlsruhe lädt über Ladetechnik im Straßenbelag Elektro-Nahverkehrsbusse auf, ebenfalls während der Fahrt.
Tesvolt und Stercom weisen auch auf noch offene Fragen hin. Beispielsweise ist die DIN-Norm 61980-1 „Kontaktlose Energieübertragungssysteme für Elektrofahrzeuge“ noch in der Entwicklung. Ungeklärt ist auch die Frage, wie das kabellose Laden abgerechnet werden kann.
Quellen / Weiterlesen
Tesvolt beteiligt sich an Think Tank für Hochleistungslade-Technologie | IWR
Tesvolt will induktives Laden von E-Autos beschleunigen | TESVOLT
Tesvolt stellt neuen Stromspeicher fürs Gewerbe vor | TESVOLT
Bildquelle: © Stercom