Die Luftfahrt braucht schnell emissionsfreie Flugzeuge, um künftig die Klimaschutzvorgaben zu erfüllen. Das Münchener Start-up Vaeridion plant ein Elektroflugzeug, das im Gegensatz zu vielen Flugtaxi-Entwürfen nicht erst auf bessere Batterien warten muss.
Die Gründer von Vaeridion sind die beiden Luft- und Raumfahrttechniker Ivor van Dartel und Sebastian Seemann. Gegenüber dem Handelsblatt sagten sie: „In ein paar Jahren sind wir die größte E-Flugzeug-Firma in Europa.“ Für ihren Optimismus gibt es mehrere Gründe.
Das Vaeridion Elektroflugzeug nutzt aktuelle Batterietechnologien
Anders als einige Lufttaxi-Start-ups setzt Vaeridion auf Batterien, die heute schon auf dem Markt sind und nicht erst noch entwickelt werden müssen. Die Vaeridion-Gründer gehen davon aus, dass für ihr Konzept heutige Batterien leistungsstark genug sind, um neun Passagiere und zwei Piloten 500 Kilometer weit zu befördern.
Aerodynamisches Design, inspiriert von Segelflugzeugen
Das Geheimnis ist ein besonders aerodynamisches Design: Vaeridion plant einen elektrischen Microliner, ein Flugzeug, das von Segelflugzeugen inspiriert ist. Die Flügel mit hoher Streckung sorgen für minimalen Luftwiderstand und eine hohe Gleitzahl. Flugzeuge mit hoher Gleitzahl haben eine große Reichweite bei gleichzeitig niedrigem Energieverbrauch.
Schneller Zulassungsprozess
Ein weiterer Vorteil dieses Konzepts: Anders als die meisten senkrecht startenden Flugtaxis, die aktuell entwickelt werden, startet und landet das Vaeridion Elektroflugzeug wie ein normales Flugzeug. Das bedeutet, dass der Zulassungsprozess vermutlich schneller geht. Denn das Design an sich ist nicht neu, sondern wird nur mit Elektroantrieb umgesetzt. Das verschafft Vaeridion einen Vorteil gegenüber senkrecht startenden Flugtaxis, bei denen der Zulassungsprozess länger dauern dürfte.
Die Luftfahrt braucht dringend klimafreundliche Flugzeuge
Die Luftfahrtbranche steht unter hohem Innovationsdruck, um das Pariser Klimaabkommen und den Green Deal der EU zu erfüllen. Ab 2030 gelten erste strengere Emissionsvorschriften. Die Vaeridion-Gründer sehen besonders Kurzstreckenflüge in Gefahr. „Wenn jetzt nichts unternommen wird, wird man Kurzstrecken- und Inlandsflüge verbieten oder massiv besteuern müssen“, sagten sie gegenüber dem Handelsblatt.
In Norwegen etwa sind Menschen auf Kurzstreckenflüge angewiesen, da es oft keine Bahnverbindungen als Alternative gibt. Viele skandinavische Länder haben strenge Emissionsziele im Flugverkehr. Schweden und Dänemark etwa verbieten fossile Brennstoffe auf Inlandsflügen schon ab 2030 ganz. Auch für bestimmte Strecken in Deutschland könnte der Flieger von Vaeridion interessant sein. Nach derzeitigen Berechnungen muss die Landebahn für das Flugzeug nur 650 Meter lang sein, so dass auch kleinere Flughäfen als Start und Ziel in Frage kommen.
Die Zeit für Vaeridion drängt
Der Markt für das Elektroflugzeug von Vaeridion ist also da. Doch es muss jetzt schnell gehen: Erst im September 2021 haben van Dartel und Seemann ihre jeweiligen Jobs bei Airbus bzw. dem Autozulieferer ZF Friedrichshafen gekündigt und ihr Start-up gegründet. Zu den Geldgebern gehören die Münchener Risikokapitalfirma Vsquared Ventures, der Berliner Frühphaseninvestor Project A und der Investor Andreas Kupke. Sie sind von dem Konzept überzeugt. „Die Auswirkungen eines solchen kurzfristig verfügbaren und bald skalierbaren Mobilitätsdienstes können kaum überschätzt werden“, sagte Vsquared-Partner Herbert Mangesius dem Handelsblatt.
Zu den größten Konkurrenten von Vaeridion gehört das Start-up Eviation, das mit seinem Elektroflugzeug Alice ebenfalls neun Passagiere transportieren kann und derzeit den Erstflug plant. Die Münchener setzen aber darauf, dass sie bei der Batterie-Integration die Nase vorn haben. Außerdem muss es Vaeridion mit Bye Aerospace aus den USA, Heart Aerospace aus Schweden und dem brasilianischen Hersteller Embraer aufnehmen.
Quellen / Weiterlesen
Bis 2030: Diese Gründer wollen mit elektrischem Flieger Klimaziele erreichen | Handelsblatt
Vaeridion plant den Bau eines 11-sitzigen Elektroflugzeugs | Limburger Zeitung
Bildquelle: © Vaeridion GmbH