Zum ersten Mal hat ein reines Elektroflugzeug eine Zulassung erhalten. Es handelt sich dabei um ein Trainingsflugzeug des slowenischen Herstellers Pipistrel, der seit 2007 an elektrischen Antrieben für die Luftfahrt arbeitet. Die ersten Exemplare der Velis Electro gehen in die Schweiz.
Umgerüstete Virus SW 121
Die Luftfahrt muss grüner werden, deshalb tüfteln Hersteller auf der ganzen Welt an Elektroflugzeugen. Für große Passagiermaschinen reicht es noch nicht, doch kleine Maschinen wie die Velis Electro sind serienreif. Der Zweisitzer mit 10,7 Meter Flügelspannweite basiert auf einer konventionellen Virus SW 121. Die Elektrovariante ist mit einem E-Motor mit 57,6 Kilowatt (78 PS) Maximalleistung ausgerüstet. In der Luft ist die Motorleistung auf 49,2 kW (67 PS) begrenzt.
50 Minuten Flugzeit
Der Motor wird von zwei Batterien mit je 11 Kilowattstunden und einer Nennspannung von 345 Volt gespeist. Damit soll eine Flugzeit von etwa 30 Minuten möglich sein, was das Flugzeug vor allem als Schulungsflugzeug interessant macht. Inklusive Reserve liegt die maximale Flugdauer laut Pipistrel bei 50 Minuten. Die Pipistrel Velis Electro erreicht bis zu 167 Kilometer pro Stunde.
Die Musterzulassung der Pipistrel Velis Electro war innerhalb von nur drei Jahren möglich, weil der Hersteller bei der Zulassung eng mit der EASA zusammenarbeitete. Um eine Zulassung zu erhalten, wurde das Elektroflugzeug auf Fehlfunktionen, die Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Belastungen und auf eine mögliche Überhitzung der Akkus getestet.
Ein Meilenstein auch für die EASA
Diese Premiere ist ein Meilenstein auf dem Weg zu kommerziellen Elektroflugzeugen. Auch die EASA selbst spricht von einem spannenden Durchbruch: „Die Velis ist das erste Elektroflugzeug, das die EASA zulässt, aber ganz sicher nicht das letzte, denn die Luftfahrtindustrie arbeitet weiter an Technologien, um Lärm und Emissionen zu reduzieren und die Nachhaltigkeit der Luftfahrt weiter zu verbessern“, sagte EASA-Exekutivdirektor Patrick Ky. Das Zulassungsverfahren liefert nicht nur Pipistrel, sondern auch der Behörde wertvolle Erfahrungswerte für die Zertifizierung künftiger Elektroflieger.
In der Schweiz soll die Velis Electro mit Solarstrom fliegen
Elektroflugzeuge wie dieses sollen nicht nur leiser und sauberer sein, sondern auch leichter zu warten. Denn Elektroantriebe sind einfacher konstruiert als herkömmliche Antriebe. Außerdem sind die Betriebskosten niedriger, was theoretisch auch die Pilotenausbildung verbilligen könnte. Die Bedienung der der Pipistrel Velis Electro dagegen soll für den Piloten kaum Umgewöhnung erfordern. Der Hersteller will noch 2020 die ersten 31 Velis Electro in sieben Länder ausliefern. Unter anderem gehen 12 Stück an die AirAlpin GmbH, die sie auf Flugplätzen in der Schweiz einsetzen will. Der Strom für die Elektroflieger soll über Solarmodule gewonnen werden, genug für bis zu 12.000 Flugstunden im Jahr.
Quellen / Weiterlesen
Pipistrel: Weltweit erste Zulassung für Elektroflugzeug | flieger Magazin
Erstes reines Elektroflugzeug bekommt Zulassung | aero Telegraph
EASA-Zulassung für Velis Elektro | aerokurier
Bildquelle: © Pipistrel
Ich kann nicht glauben, dass es sich um die erste Zulassung eines elektrischen Flugzeugs handelt. Schon vor 2 Jahren wurden im Rahmen der eRUDA auf dem Gelände des Flugplatzes Greiling bei Bad Tölz (https://www.lsv-greiling.de/) elektrische Flugzeuge vorgestellt. Die Typenbezeichnungen hab‘ ich jetzt nicht mehr parat, aber sollten die ohne Zulassung geflogen sein? Wohl eher nicht!