Günter Schuh geht in den Flugzeugbau: Die e.SAT GmbH aus Aachen, an der Schuh beteiligt ist, will mit ihrem Kleinflugzeug Silent Air Taxi ein Flugtaxi für 5 Passagiere bauen. Jetzt hat das Start-up kurz nach der Vorstellung ihres Flugzeugs einen finanzstarken Partner gewonnen. Der deutsche Triebwerkshersteller MTU Aero Engines steigt bei e.SAT ein.
MTU steigt mit 10 Millionen Euro ein
In der e.SAT GmbH, die Ende 2018 gegründet wurde, arbeiten Entwickler der RWTH Aachen und der Fachhochschule Aachen gemeinsam an ihrem Flugtaxi. Günter Schuh, der Entwickler des Streetscooter und Chef von e.GO Life, ist bei e.SAT diesmal „nur“ Finanz – und Produktionschef. Nach vier Jahren Vorbereitungszeit hatte e.SAT das Konzept des Silent Air Taxi kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellt.
MTU wird sich an Entwicklung und Bau des hybridelektrischem Antriebsstrangs beteiligen, der Elektro- und Verbrennungsmotoren kombiniert. Das soll 1.000 Kilometer Reichweite ermöglichen. Der Triebwerkshersteller übernimmt außerdem Unternehmensanteile der e.SAT im Wert von zehn Millionen Euro. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde im Juni unterzeichnet. Die Partner arbeiten nun die Details des Vertrages aus, der bis Jahresende in Kraft treten soll.
Das Silent Air Taxi soll die Straße entlasten
Das Elektroflugzeug, in dem vier Passagiere und ein Pilot Platz finden, fällt durch seine „Boxwing“-Flügel auf, die an einen Doppeldecker erinnern und für eine optimale Aerodynamik sorgen sollen. Das Silent Air Taxi ist zudem besonders leise und benötigt zum Starten und Landen nur 400 Meter Fläche. Das ist zwar viel mehr Platz, als beispielsweise die senkrecht startenden Flugtaxis von Konkurrent Lilium benötigen. Doch bei e.SAT weist man darauf hin, dass die Mehrheit der Deutschen einen dafür geeigneten (kleinen) Flugplatz in 25 Kilometern Entfernung habe.
Die Flugtickets sollen später dann etwa so viel kosten wie ein Erste-Klasse-Ticket der Deutschen Bahn für dieselbe Strecke, teilte e.SAT mit. Mit dem Silent Air Taxi wollen die Aachener Entwickler demnach „die klassischen Hauptverkehrsträger entlasten und individuelle Reisezeiten signifikant reduzieren“, heißt es.
Einfachere Konstruktion soll Kosten niedrig halten
Dafür punktet das Silent Air Taxi mit einer einfachen Konstruktion, weil es eben nicht senkrecht startet und landet. So will e.SAT die Kosten gering halten und eine PKW-ähnliche Montage ermöglichen. Günter Schuh überträgt somit seine Erfahrungen mit dem Elektro-LKW Streetscooter und dem kleinen City-Elektroauto e.GO Life auf das Flugtaxi. Mit dem e.GO Life hat Schuh ein günstiges Elektroauto entwickelt, ebenfalls mit einem einfachen Aufbau, der sich auf das Wesentliche konzentriert.
Unterstützung auch vom Land NRW
Der Erstflug des Silent Air Taxis ist für 2022 geplant, die Zulassung soll dann zwei Jahre später folgen. An seiner Entwicklung sind etwa 50 Fachleute beteiligt. Neben MTU Aero Engines wird e.SAT auch vom Land Nordrhein-Westfalen und von umliegenden Kommunen gefördert. Es ist geplant, den Flugplatz Aachen-Merzbrück für 12,7 Millionen Euro zu einem Forschungsflugplatz mit angeschlossenem Gewerbegebiet umzubauen.
Der neue Partner MTU zeigt sich – trotz großer Konkurrenz von Start-ups wie Lilium oder Volocopter im Bereich Flugtaxi – von dem Projekt überzeugt. „Wir sehen in dem Silent Air Taxi ein mutiges und überzeugendes Zukunftskonzept, das sehr hohe Realisierungschancen hat“, sagte Lars Wagner, Technik-Vorstand bei MTU. „Es passt ideal in unsere Technologie-Initiative zu alternativen Antrieben.“
Quellen / Weiterlesen
MTU beteiligt sich an Aachener Elektroflugzeug-Entwickler e.SAT | Handelsblatt
e.SAT: Treibwerkshersteller MTU steigt bei Aachener Flugtaxi-Entwickler ein | Wirtschafts Woche
MTU beteiligt sich an Hybrid-Kleinflugzeug Silent Air Taxi | electrive.net
MTU Aero Engines beteiligt sich an neuem E-hybriden Kleinflugzeug Silent Air Taxi | MTU
Die Zukunft der Intercity Mobilität | e.SAT
Bilderquelle: © e.SAT GmbH
Wie viel Energie ist eigentlich notwendig, um eine Person mit (sagen wir mal) 75 kg Gewicht per „lautlosem“ Lufttaxi 100 km weit zu transportieren? Und wie viel Energie wäre notwendig, um die selbe Person mit einem konventionellen (rollenden) Taxi 100 km weit zu transportieren?
Ich frag nur, weil wir doch eigentlich mal vor hatten, unseren Gesamtenergieverbrauch gegenüber 1990 um 50 % zu reduzieren, uns aktuell aber offenkundig vor allem Gedanken darüber machen, wie wir in Zukunft all die viele kostenlose („die Sonne schickt keine Rechnung“) Energie auch verbrauchen können.