Das Startup Lilium Aviation aus Gilching bei München hat einen vollelektrischen Jet entwickelt, der den Personentransport grundlegend verändern soll. Seinen Jungfernflug hat das Flugzeug bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Lilium sucht nun in Bayern einen geeigneten Produktionsstandort für seine Flugtaxis.
Das junge Unternehmen wurde erst 2015 von vier Absolventen der TU München mit dem Ziel gegründet, ein senkrecht startendes Leichtflugzeug mit elektrischem Antrieb zu bauen. Ein Team aus 40 Entwicklern und Ingenieuren konstruierte einen zweisitzigen Prototyp mit 36 Propellern, der bis zu 300 km/h schnell werden kann. Die Propeller sind über 12 bewegliche Klappen an den Flügeln befestigt, die beim Start nach unten gerichtet werden. So erzeugen sie einen vertikalen Auftrieb. In der Luft werden die Klappen dann in die Horizontale gebracht, was einen Vorwärtsschub erzeugt.
Präsentation auf der Weltausstellung in Dubai 2020 geplant
Die Reichweite des Lilium-Jets soll bei 300 Kilometern liegen. Der Prototyp, der unbemannt und ferngesteuert abgehoben hat, hat auf seinem ersten Flug bereits einige komplexe Manöver durchgeführt. „Wir haben einige der schwierigsten technischen Voraussetzungen der Luftfahrt gelöst, um zu diesem Punkt zu kommen“, so Daniel Wiegand, einer der Gründer von Lilium. Man wolle nun an der Entwicklung des geplanten größeren Fünfsitzers arbeiten. Der erste bemannte Flug soll 2019 stattfinden, danach wird der Elektrojet auf der Weltausstellung Expo in Dubai präsentiert.
[envira-gallery id=“19887″]Lilium will Flugtaxis an Uber liefern
Geht alles gut, dann hat Lilium große Pläne: Die Gründer wollen unter anderem den US-Fahrdienstvermittler Uber mit elektrischen Flugzeugen beliefern. Uber will ab 2020 erste Tests mit fliegenden Taxis durchführen und diese ab 2023 regulär einführen, zunächst in Dallas. Lilium zeigt sich selbstbewusst: Mit dem Flugzeug sei man fünfmal so schnell wie mit dem Auto unterwegs, und das viel kostengünstiger als mit den Ansätzen der Konkurrenz, die an rotorenbasierter Drohnentechnologie arbeitet. Der Energieverbrauch des eigenen Fliegers soll 90 Prozent niedriger sein, verspricht Lilium. Sein Stromverbrauch entspricht etwa dem eines Elektroautos, zudem braucht das Flugzeug für Start und Landung nur wenig Platz. Sicherheit wird groß geschrieben: Den Entwicklern zufolge können einzelne Elektromotoren ausfallen, ohne das ein Absturz droht.
In fünf Minuten vom Flughafen JFK nach Manhattan
In einer Beispielrechnung kalkulieren die Erfinder den Preis für einen Flug vom New Yorker JFK-Flughafen nach Manhattan für den Anfang mit 36 Dollar, später mit 13 Dollar. Langfristig soll die Strecke für nur 6 Dollar in 5 Minuten absolviert werden können. Zum Vergleich: Eine normale Taxifahrt auf dieser Strecke kostet aktuell zwischen 56 und 73 Dollar bei einer Fahrzeit von 55 Minuten. Die Zielgruppe für die Flugtaxis sind vorwiegend Berufspendler, die so dem Stau in Ballungsgebieten entgehen könnten.
Das Geld für das Unterfangen stammt von TV-Star Frank Thelen und Skype-Gründer Niklas Zennström, der mit gut 10 Millionen Euro an dem Startup beteiligt ist. Für die geplante Fabrik in Bayern, die mehrere tausend Flugtaxis pro Jahr hervorbringen soll, sind Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe nötig, für die weitere Geldgeber gesucht werden.
[envira-gallery id=“19888″]Quellen / Weiterlesen:
The Lilium Jet | Lilium
Lilium will das Tesla der Luftfahrt werden | Ideenwerk BW
Elektrischer Senkrechtstarter absolviert erste Testflüge bei München | Elektronik Praxis
Bilderquelle: © Lilium GmbH