Der US-Hersteller Electra plant ein gleichnamiges Elektroflugzeug für Regionalstrecken, das nur wenig Platz für Start und Landung braucht. Zusätzlich sorgt die Blow-Lift-Technologie für Effizienz und eine hohe Reichweite. Erste Testflüge sollen noch 2022 starten.
Regionalflugzeug mit 800 Kilometern Reichweite
Die Electra kann ihrem Hersteller zufolge sieben Passagiere und zwei Piloten bis zu 800 Kilometer weit befördern. Ihre acht Elektromotoren werden von Batterien und einem Turbogenerator angetrieben. Das Flugzeug benötigt keine Ladeinfrastruktur am Boden, weil der Generator die Batterien während des Fluges auflädt.
Die Electra ist ein STOL (für “Short Take-Off and Landing”), kann also auf kurze Distanz starten und landen. Laut Hersteller muss die Start- oder Landebahn lediglich 46 Meter lang sein. Die Electra könnte im Regionalflugverkehr, im Mittelstrecken-Frachtverkehr sowie in der medizinischen Notfallhilfe eingesetzt werden.
Als STOL ordnet sich das Flugzeug zwischen einem elektrischen Senkrechtstarter (eVOTL) und einem konventionellen Flugzeug ein. Es bietet also Flexibilität und gleichzeitig eine hohe Wirtschaftlichkeit und Reichweite.
Erstes kommerzielles Flugzeug mit Blow-Lift-Technologie
Die Electra ist zudem das erste kommerzielle hybrid-elektrische Flugzeug, das die Blow-Lift-Technologie nutzt. „Bei dieser speziellen aerodynamischen Technik wird dem Flügel vorgaukelt, er sei viel größer als er tatsächlich ist“, schreibt der Hersteller auf seiner Website. Dazu werden Blown Flaps (Gebläseklappen) als aerodynamische Hochauftriebsvorrichtungen an den Tragflächen von Flugzeugen eingesetzt, um den Auftrieb zu erhöhen.
Der Luftstrom wird dabei über die gesamte Spannweite eines Flügels gelenkt und nach unten gedreht, um kürzere Starts bei deutlich reduzierter Geschwindigkeit zu ermöglichen. Das Konzept kam bisher nur in einigen Versuchsflugzeugen zum Einsatz. In Kombination mit einem verteilten elektrischen Antrieb ist Blow-Lift jedoch sehr effizient und praktisch für breitere Anwendungen.
Die Electra kann deshalb bei ähnlichem Platzbedarf am Boden mit einem Bruchteil der Energie abheben, die Senkrechtstarter benötigen. So können mehr Passagiere und Fracht transportiert und gleichzeitig Energie eingespart werden. Das Flugzeug bietet laut Hersteller eine 2,5-fache Nutzlast und eine 10-fache Reichweite bei gleichzeitig 70 Prozent niedrigeren Betriebskosten als Senkrechtstarter. Es kann mit einer Geschwindigkeit von weniger als 48 km/h fliegen und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 322 km/h.
An einem solchen elektrischen Hochauftriebssystem arbeiten außer Electra nur noch die NASA und das US-Unternehmen Airflow. Im Juni 2022 übernahm Electra Airflow, um das eSTOL-Geschäft von Airflow unter der Marke Electra zu konsolidieren. Durch die Übernahme erhöhe sich der Auftragsbestand von Electra auf fast 800 Flugzeuge und übersteige deshalb die Gewinnschwelle für die kommerzielle Entwicklung, teilte Electra mit.
Erstflug der Electra noch 2022
Ein Demonstrationsflugzeug soll noch in diesem Jahr zum ersten Mal abheben, die Musterzulassung strebt Electra dann für 2026 an.
Quellen / Weiterlesen
Hybrid-Electric Blown-Lift eSTOL Plane Developer Electra Acquires Airflow to Create a Leader in Advanced Air Mobility | Electra via PR Newswire
NASA BACKS ELECTRA’S WORK ON ESTOL BLOWN LIFT TECHNOLOGY | FutureFlight
Electra Unveils Final Configuration of Aircraft With Blown Lift Technology | autoevolution
Bildquelle: © Electra
„Ihre acht Elektromotoren werden von Batterien und einem Turbogenerator angetrieben. Das Flugzeug benötigt keine Ladeinfrastruktur am Boden, weil der Generator die Batterien während des Fluges auflädt.“
… und womit werden die Turbogenaratoren befeuert“
@Manfred: Ja, zu dieser Frage schweigt sich auch die durchaus schlichte Webseite von electra.aero aus. Woanders habe ich gelesen: „When used with sustainable aviation fuels (SAF), Electra’s first-generation, hybrid-electric system offers a carbon-neutral aviation solution, burning a third less fuel than conventional aircraft.“
Aha, SAF also. Vielleicht wissen wir nach dem ersten Demoflug, der ja noch heuer stattfinden soll, mehr über die CO2-neutrale Herstellung dieser SAFs …