Schon 2035 könnten alle neu zugelassenen Fahrzeuge in den USA einen Elektroantrieb haben, so eine neue Studie. Das wäre nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für das Portemonnaie der Autobesitzer. Allerdings braucht es dafür den politischen Willen.
Preisparität schon in fünf Jahren
Aktuell sind nur 2 Prozent aller verkauften Autos in den USA Elektroautos. Die Gründe dafür sind immer dieselben: Der höhere Preis der Fahrzeuge und die Angst, keine Ladestation zu finden. Zumindest der Preis dürfte laut einer Studie der University of California in Berkeley bald kein Hinderungsgrund mehr sein. Da die Technologie schnelle Fortschritte macht und die Batteriekosten sinken, werden Elektroautos in etwa fünf Jahren Preisparität mit Verbrennern erreichen.
Dann würde ihrer schnellen Verbreitung theoretisch nichts mehr im Wege stehen. Die Forscher schreiben, dass die sinkenden Kosten für Batterien und ihre steigende Effizienz es theoretisch ermöglichen würden, den Verkauf von neuen Benzin- und Dieselautos in den USA innerhalb von 15 Jahren auslaufen zu lassen.
Ein großer Schritt für den Klimaschutz
Damit würden die Treibhausgasemissionen des Verkehrs zurückgehen, der derzeit größten Quelle für Treibhausgase in den USA. Das wiederum würde dem Kampf gegen den Klimawandel einen großen Schub verleihen. Die Studie geht außerdem davon aus, dass eine schnelle Elektrifizierung des Verkehrs bis 2050 den Fahrern etwa 2,7 Billionen Dollar einsparen würde. Denn Elektroautos sind effizienter und benötigen weniger teure Wartungsmaßnahmen.
Die amerikanische Regierung muss klare Signale setzen
Der neue US-Präsident Joe Biden hat das Marktwachstum bei Elektrofahrzeugen als eine der wichtigsten Maßnahmen identifiziert, mit denen seine Regierung die Treibhausgasemissionen der USA bis 2050 auf null senken will. Biden bezeichnete das Thema als „Segen“ für den amerikanischen Produktionssektor und die Arbeitsplätze. Seine Regierung will innerhalb der nächsten 10 Jahre eine halbe Million neuer Ladestationen für E-Autos errichten.
Doch die Studie der Universität von Kalifornien macht deutlich: Wenn die USA das Ziel 2035 erreichen wollen, braucht es sehr entschlossene Maßnahmen. Bleibt man beim „Business as usual“, werden in 15 Jahren nur weniger als die Hälfte der Neuwagen elektrisch sein. „Die Rolle der Regierungspolitik ist entscheidend, zunächst mit Kaufanreizen für Elektroautos, bis Preisparität erreicht ist, und dann mit einem schnellen Ausbau der Schnellladeinfrastruktur“, sagte Amol Phadke, einer der Hauptautoren der Studie. „Wenn die US-Regierung ein Datum für das Ende der Benzinautos festlegen würde, wäre das ein sehr klares Signal für den Markt. Tut sie nichts, wird die Wende trotzdem kommen, aber nicht schnell genug, um den Klimawandel zu bekämpfen.“
Die Ladeinfrastruktur als Schwachstelle
Melissa Lott, Expertin für Energiepolitik an der Universität von Columbia betonte ebenfalls, dass die bisher beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen. Sie sagte, die Batterietechnologie sei größtenteils vorhanden und die Preisparität sei fast erreicht. Unklar sei, wie die Ladeinfrastruktur auch Menschen mit geringem Einkommen und Menschen in dicht besiedelten Wohngebieten zugänglich gemacht werden könne. Die halbe Million neuer Ladestationen, die Biden vorgeschlagen hat, reichen Lott zufolge nicht aus. „Wenn ich mein Auto nicht aufladen kann, ist es egal, ob das Auto an sich billiger ist“, sagte sie. „Was Biden bezüglich der Ladestationen vorgeschlagen hat, ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir brauchen Hunderttausende Ladestationen mehr.“
Andere Länder und einzelne US-Bundesstaaten waren schneller und haben die Deadline für Verbrenner bereits festgelegt. Zum Beispiel Kalifornien, wo ab 2035 nur noch Elektrofahrzeuge verkauft werden dürfen. Die gleiche Regelung gilt in Großbritannien. Auch General Motors will bis 2035 seine gesamte Flotte auf Elektroautos umstellen.
Quellen / Weiterlesen
Advances mean all new US vehicles can be electric by 2035, study finds | The Guardian
Bildquelle: flickr – Steve Jurvetson