Eine Studie soll klären, welche Käufer eigentlich auf Elektroautos abfahren:
Interessant ist zu wissen, wer ein Elektroauto kauft und warum. Mit einer neuen Studie soll dargelegt werden, welche Käufer diese neuen Fahrzeuge bevorzugen. Die Ergebnisse sind überraschend und räumen mit so manchem Vorurteil auf. Interessanterweise wohnt jeder zweite Käufer von Elektroautos in ländlichen Gebieten und Kleinstädten und nicht, wie zu vermuten ist, in Ballungsräumen.
Wer sind eigentlich die Käufer von Elektrofahrzeugen?
Bisher hieß es immer, dass Fahrer von Elektroautos unverbesserliche Ökos seien. Diese kaufen für teures Geld Elektroautos, die sich für eine Urlaubsreise nicht eignen. Die Reichweite ist vielfach noch begrenzt. Käufer von Elektroautos leben zwangsläufig nur in Großstädten, da auf dem Land die nötige Infrastruktur von Ladestationen nicht besteht. Diejenigen, die ein batteriebetriebenes Auto fahren, Opfern eine Menge Fahrspaß nur des Ideals einer sauberen Fortbewegung wegen. Dies sind die bekannten Vorurteile zur Elektromobilität.
Aus einer aktuellen Studie geht jedoch hervor, dass diese nicht immer stimmen müssen. Es handelt sich hierbei um die umfangreichste und größte Analyse ihrer Art. Durchgeführt wurde sie vom Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, kurz DLR. Dabei wurden im letzten Jahr mehr als 3.000 gewerbliche und private Nutzer von Elektroautos befragt. Diese lieferten dann Antworten auf Fragen wie zum Beispiel:
- Wer kauft ein Elektroauto?
- Warum wird ein Elektroauto gekauft?
- Was erwarten die Käufer von einem E-Auto?
- Wie nutzen die Fahrer ihre batteriebetriebenen Elektroautos?
Interessanterweise sind Elektroautos nicht nur für Großstädter geeignet
Für den privaten Bereich hat das DLR festgestellt, dass die Nutzer von Elektroautos überwiegend gut gebildet und männlich sind sowie über ein höheres Einkommen verfügen. Ihr Durchschnittsalter liegt bei ungefähr 51 Jahren. Des Weiteren wohnt jeder zweite Nutzer in Kleinstädten oder Landgemeinden mit einer Größe von weniger als 20.000 Einwohnern. Nur knapp jeder Fünfte lebt nach der Studie zufolge in einer größeren Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern. Dies ist überraschend, da Elektroautos in erster Linie in Großstädten Chancen eingeräumt werden. Eigentlich ist die Reichweite von batteriebetriebenen Autos nur für Kurzstrecken vorgesehen, da auch in den meisten Ballungsgebieten öffentliche Ladestationen installiert wurden. Nicht überraschend ist jedoch, dass 80% der Befragten ein Elektroauto als Zweitwagen einsetzen. Jedoch hatten die Hälfte dieser Halter vor dem Kauf eines E-Autos zwei herkömmliche PKWs, so dass nur eines davon bewusst durch ein E-Auto ersetzt wurde. Die Forscher haben in ihrer Studie herausgefunden, dass für den Kauf von Elektroautos die günstigeren Energiekosten pro Kilometer sprechen und auch ein gewisser Fahrspaß am Elektroantrieb besteht. Ganz klar seien auch das Interesse an einer innovativen Fahrzeugtechnologie sowie die Reduzierung der Umweltbelastung führende Beweggründe für den Kauf eines E-Autos. Dies trifft sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich zu.
Wie sieht es jedoch mit Urlaubsreisen aus?
Die DLR-Forscher haben festgestellt, dass E-Fahrzeuge von privaten Haltern wie konventionelle PKWs genutzt werden. An einem Werktag legen rein batteriebetriebene Fahrzeuge durchschnittlich 43 km zurück. Bei den so genannten Plug-in-Hybriden werden ebenfalls durchschnittlich 42 km zurückgelegt, davon jedoch 30 km elektrisch. In Bezug auf die jährliche Fahrleistung gibt es jedoch enorme Unterschiede. Fahrer von Elektroautos legen mit ihren Fahrzeugen im Jahr etwa 10.300 km zurück. Die Nutzer von Plug-in-Hybriden erreichen sogar 13.600 km. Verständlicherweise wird ein herkömmlicher Pkw immer noch häufiger bewegt und kommt im Durchschnitt auf 15.400 km. Dies hat folgende Gründe: Die meisten privaten Nutzer machen Wochenend- und Urlaubsfahrten nicht mit einem E-Auto. Für längere Reisen greifen 72% der Befragten auf einen normalen Pkw zurück. Für den täglichen Weg zur Arbeit werden dagegen wiederum Elektrofahrzeuge genutzt. Die privaten Nutzer müssen diesbezüglich ihr E-Auto täglich am Wohnort aufladen. Etwa ein Drittel, also 36% der Befragten, nutzen zusätzliche Ladestationen am Arbeitsplatz. Dies bedeutet, dass an den Stellen, wo Elektroautos längere Zeit stehen, diese auch geladen werden. Dabei spielen Auflademöglichkeiten im öffentlichen Raum so gut wie keine Rolle.
Das Ziel der Politik mit Millionen von E-Autos wird kaum erreicht
Die Befragten zeigten sich sehr zufrieden mit ihren Elektroautos. So würden sogar 84% der privaten Autohalter die Anschaffung eines E-Autos weiterempfehlen. Im gewerblichen Bereich sieht es sogar so aus, dass viele Unternehmer die weitere Anschaffung von batteriebetriebenen Fahrzeugen planen. Die Bundesregierung möchte jedoch bis zum Jahr 2020 rund eine Millionen Elektroautos auf den deutschen Straßen sehen. Die Kommunen dürfen diesbezüglich den Haltern spezielle E-Autos Privilegien einräumen. Hierzu gehören etwa kostenlose Parkplätze oder das Befahren von Busspuren. Weitere Kaufanreize für Elektroautos, wie es sie beispielsweise in Norwegen gibt, lehnt die Bundesregierung aber ab.
Momentan stagniert noch der Anteil an alternativen Antrieben. Nach Aussagen des Kraftfahrtbundesamtes lag der Anteil im Jahr 2014 bei 1,6%. Jedoch entfällt hierauf ein Großteil auf Flüssiggas-Fahrzeuge mit rund 500.000 Wagen. Die Plug-in-Hybride erreichten immerhin 107.754 Einheiten und die Elektroautos etwa 19.000 Fahrzeuge. Die Zahlen haben zwar im Vergleich zum Vorjahr kräftig zugelegt, sind aber angesichts der insgesamt 62,4 Millionen Fahrzeugzulassungen im gesamten Bundesgebiet nahezu unsichtbar. Das Millionenziel der Bundesregierung wird auf diese Weise kaum erreicht werden können. So betrug der Gesamtanteil im Januar 2015 lediglich 0,5%. Um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen, müssten rund achtmal so viele Fahrzeuge angemeldet werden.
Fazit zu den Käufern von Elektroautos
Das DLR-Institut für Verkehrsforschung hat durch seine Befragung von mehr als 3.000 Fahrern von E-Autos ein realitätsnahes Bild erhalten. Wie oben dargelegt, ist der typische Käufer männlich, gebildet, 51 Jahre alt und wohnt eher im ländlichen Bereich. Elektroautos werden vornehmlich als Zweitwagen angemeldet. Sie ersetzen den herkömmlichen Zweit-PKW und werden vornehmlich für Alltagsfahrten im städtischen Bereich genutzt. Für Urlaubsfahrten sind sie weniger geeignet. Dennoch sind alle Käufer mit ihren E-Autos sehr zufrieden.
Bildquelle: © Semen Grinberg / pixelio – www.pixelio.de
Die Studie ist einerseits sehr interessant, man sollte jedoch auch die Details lesen, um die Ergebnisse dementsprechend zu interpretieren und einordnen zu können.
So wurde die Befragung Ende 2013 durchgeführt, als noch keines der heute gängigen Elektrofahrzeuge am Markt war. Die inzwischen gängigen Fahrzeuge wie BMW i3, VW e-UP, e-Golf, Renault Zoe oder Tesla Model S waren zum Befragungszeitpunkt noch gar nicht auf dem Markt, noch nicht ausgeliefert oder erst kurze Zeit im Markt. So waren in der Befragung fast nur Renault Twizys und E-Smart, die die E-Auto Fahrer besaßen und die aufgrund Ihres Konzeptes und der Reichweiten grundsätzlich nur als Zweitwagen geeignet sind.
Bei derselben Umfrage unter den heutigen Nutzern aktueller Fahrzeuge dürfte sich sicherlich ein anderes Bild ergeben was Alltagstauglichkeit, Erstfahrzeug und Urlaubsfahrten etc. angeht. Viele Andere Ergebnisse dürften sich allerdings wohl auch so konsolidieren.
Ich denke, daß diese Ergebnisse auch heute noch genau so zutreffen würden.
Alle Elektroautos – ausser vielleicht dem Tesla – sind für Langstrecken, Urlaub usw. einfach noch nicht geeignet. Man müßte alle ca. 100-150 km eine halbe Stunde am CCS laden. Das sind zu viele Unterbrechnungen und die Ladeinfrastruktur passt nicht dazu. Es wäre ein sehr enges Netz dieser Lader erforderlich. Und dann gibt es auch noch das Chaos der Ladekarten.
Ich bin ein auf dem Lande lebender sehr zufriedener e-Golf Fahrer, der fast immer zu Hause lädt. Weit über 90 % aller Fahrten erfolgen mit dem Elektroauto, das einen Benziner ersetzte. Wir haben in der Familie einen zweiten Wagen, einen Benziner für Langstrecken. Damit bestätigen wir die Betrachtungen der Studie voll und ganz.
Wenn die Elektroautos eine Reichweite von nominell 400 km statt der jetzigen knapp 200 haben und sind leistungsfähige CCS Lader an allen Autobahnraststätten und anderen strategischen Punkten europaweit installiert, dann wird sich die Sache wieder anders darstellen. Dann kann man 100% aller Fahrten mit dem Elektroauto machen. Alle 2-3 Stunden Fahrt eine halbe Stunde Ladepause ist voll ok. Ich hoffe, daß das in wenigen Jahren der Fall sein wird.
Ich muss meinem Vorredner leicht widersprechen.
Ich selber und ein Kollege fahren seit Juni 2013 !! einen ZOE und haben zuhause eine 22kw Schnellademöglichkeit. Es gab also schon 2013 zumindest den ZOE in Stückzahlen.
Gruß
Bei uns kam das Elektroauto (Peugeot iOn) 2013 als Zweitwagen zu einem Familienfahrzeug hinzu.
Das Familienfahrzeug wurde dann immer weniger genutzt und schließlich abgeschafft. Es ist für uns günstiger, sich ab und zu beim ADAC für 103 Euro drei Tage lang übers Wochenende einen Van zu mieten. Zudem fahre ich geschäftlich seit 2014 einen eGolf. Für uns ist das Thema durch – wir würden nie wieder einen Verbrenner kaufen, höchstens ab und zu mal mieten, aber damit zu fahren, kommt einem vor wie ein Rückschritt.
(bin 50 Jahre, männlich, promoviert…:)
Vielen Dank für den persönlichen Erfahrungsbericht!