Was ist los bei Byton? Die Coronakrise macht dem chinesischen Elektroauto-Startup schwer zu schaffen. Jetzt wird der deutsche Standort in München dicht gemacht, und ehemalige Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe.
Aufstieg und Fall von Byton
Byton hat bisher noch kein Auto auf dem Markt. Der Marktstart des elektrischen SUV M-Byte musste letztes Jahr aus Geldmangel verschoben werden, aktuell ruht der Geschäftsbetrieb des Tesla-Herausforderers. Sogar von Insolvenz war die Rede.
Noch vor einem Jahr sah alles ganz anders aus: Der damalige Byton-Chef Daniel Kirchert gab bekannt, es gäbe bereits 60.000 Vorbestellungen für den M-Byte. Dieses Jahr hätten die Auslieferungen nach Europa und die USA begonnen, wenn alles nach Plan gelaufen wäre.
Wegen der Coronakrise hielten Investoren aus Japan und Südkorea im letzten Jahr Gelder zurück, und Byton musste den Geschäftsbetrieb einstellen. Es folgten Entlassungen und Beurlaubungen von Mitarbeitern, in den USA fast die Hälfte. Das hatte auch Auswirkungen auf den Standort in München: Die dort angestellten 70 Mitarbeiter von Byton sind in Kurzarbeit. Allerdings sollen sie seit Monaten weder Gehälter noch Kurzarbeitergeld bekommen haben.
Inzwischen steht das Firmengebäude in München leer, auch Mieten und Rechnungen sind Berichten zufolge unbezahlt. Der deutsche Standort, Sitz des Design- und Entwicklungszentrums von Byton, soll nun angeblich komplett geschlossen werden.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt
Geschäftsführer der Byton Deutschland GmbH war ebenfalls Daniel Kirchert. Er hat Byton jedoch schon im letzten Herbst verlassen. Angeblich soll die Staatsanwaltschaft München den in Hongkong lebenden Kirchert jetzt per Haftbefehl suchen – der Vorwurf der Insolvenzverschleppung steht im Raum. Auch andere ehemalige Top-Manager sollen dem Start-up den Rücken gekehrt haben.
Hat Byton gegen das Arbeitsrecht verstoßen?
EFfahrer.com berichtet auch über die anonyme Nachricht eines Lesers, der vermutlich früher für Byton tätig war. Auch dieser erhebt schwere Vorwürfe: Kirchert habe sehr wahrscheinlich arbeitsrechtliche Verstöße bis hin zu Schwarzarbeit toleriert oder gar gefördert. Es geht dabei um Scheinselbständigkeit, da freiberufliche Mitarbeiter jahrelang faktisch in einem angestelltengleichen Arbeitsverhältnis gewesen sein sollen, ohne dass Byton dafür Sozialversicherungsbeiträge entrichtet habe.
Weiterhin soll Byton externe Fachkräfte beschäftigt haben, die angestelltengleich in direkter Berichtslinie zu Byton-Vorgesetzten arbeiteten, berichtet EFahrer. Das wiederum habe einer Erlaubnis der Arbeitnehmerüberlassung bedurft, die es nicht gab. Dem Bericht zufolge hat der Leser diese Informationen ebenfalls der Staatsanwaltschaft München übermittelt.
Ist Byton noch zu retten?
Zumindest für den Standort in China gibt es Hoffnung. Der Auftragsfertiger Foxconn will Byton bei der Serienproduktion des M-Byte unter die Arme greifen. Der iPhone-Hersteller aus Taiwan will „fortschrittliche Fertigungstechnologie“ und „solide Betriebsführungserfahrung“ zur Verfügung stellen. Damit könnte der M-Byte ab Anfang 2022 in China in Serie gehen. Bis Mitte 2021 soll Byton auch stärker in den chinesischen Autokonzern FAW eingegliedert werden, dem größten Anteilseigner. Falls Byton sich wieder aufrappelt, dürfte aber erst einmal der chinesische Markt im Vordergrund stehen. Wann der M-Byte in den USA und in Europa auf den Markt kommt, ist damit unklar.
Quellen / Weiterlesen
Tesla-Konkurrent Byton vor dem Aus: Jetzt macht auch der Standort München dicht | Business Insider
Neustart beim Start-up: Byton macht Standort München dicht | Automobilwoche
Bildquelle: © BYTON