Die Post schreibt rote Zahlen mit StreetScooter, auch dieses Jahr fährt der Elektro-Lieferwagen wieder einen zweistelligen Millionenverlust ein. Deshalb erwägt die Post offenbar, StreetScooter zu verkaufen und ist bereits mit potenziellen Käufern im Gespräch. Den richtigen Käufer zu finden, wird vermutlich nicht ganz einfach.
Der StreetScooter ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte
Weil die Post vor einigen Jahren keinen Autohersteller finden konnte, der Elektrolieferwagen bauen wollte, entwickelte sie ihn kurzerhand selbst. Der StreetScooter ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit Günther Schuh, dem Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik an der RWTH Aachen. Seit 2014 gehört das Unternehmen StreetScooter vollständig der Post. Schuh ist inzwischen Geschäftsführer von e.GO und baut das Mini-Elektroauto e.GO Life.
Mittlerweile hat die Post etwa 12.000 StreetScooter hergestellt, die meisten davon setzt sie selbst in der Paket- und Briefzustellung ein. Sie verkauft den Elektro-Laster aber auch an andere Unternehmen, an Handwerker oder Lieferdienste. Bis 2021 will die Post bis zu 100.000 StreetScooter im Jahr produzieren. Inzwischen gibt es Pläne, den StreetScooter auch in China zu bauen und zu verkaufen, angepasst an den dortigen Markt. Auch die USA sind im Gespräch.
Die Post ist „allein nicht der beste Eigentümer“
Dennoch machte die Post 2018 mit dem Elektro-Laster 70 Millionen Euro Verlust, in diesem Jahr sieht es offenbar ähnlich aus. Konzernchef Frank Appel sagte nun der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, man spreche mit potenziellen Partnern und mit Kaufinteressenten. Die Post sei für den StreetScooter langfristig „allein nicht der beste Eigentümer“, sagte Appel. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass die Post kein Autohersteller werden wolle.
Es dürfte nicht ganz einfach für die Post werden, einen Käufer zu finden. Schließlich will der Konzern den StreetScooter weiter nutzen, ist also auf einen Partner angewiesen, der den E-Laster weiter baut und auch zuverlässig wartet. Ein Investor, der nur auf die Technik aus ist, um sie anderweitig zu nutzen, kommt also nicht in Frage.
Verbesserte Modelle und neue Manager sollen StreetScooter attraktiver machen
Um ihre Elektro-Sparte für potenzielle Käufer attraktiver zu machen, hat die Post den StreetScooter nun generalüberholt. Das Aufladen geht nun schneller, der E-Lieferwagen ist in fünf Stunden wieder zu 80 Prozent geladen. Die maximale Beladung liegt nun bei einer Tonne, das sind 300 Kilo mehr als zuvor. Die Reichweite liegt auch bei den neuen Modellen bei 160 Kilometern.
Auch in der Führungsetage gibt es Zuwachs: Peter Bardenfleth-Hansen, ein ehemaliger Tesla-Manager, ist der neue Chief Growth Officer bei StreetScooter. Er wird für das Wachstum des Unternehmens und für den Aufbau der internationalen Vertriebsorganisation verantwortlich sein. Ebenfalls neu ist Technikvorstand Ulrich Stuhec, der vorher bei Ford tätig war. Er ist für die Produktentwicklung zuständig, was auch autonomes Fahren einschließt.
Quellen / Weiterlesen
Post motzt StreetScooter auf – um ihn endlich loszuwerden | Spiegel Online
Streetscooter vor dem Verkauf? Post-Chef rechnet mit Millionenverlust | ntv
Tesla-Manager soll Streetscooter-Absatz ankurbeln | heise online
Die Post steckt im E-Laster-Dilemma | Welt
Bildquelle: © StreetScooter GmbH