Im Straßenverkehr sind elektrische Antriebe bisher nichts Neues. Immerhin sorgen die Elektroautos für viel Interesse und werden heute von fast jedem Fahrzeughersteller angeboten. Die Absatzzahlen der Stromer steigen kontinuierlich. Aber wie sieht es mit elektrisch betriebenen Lkws aus? Bisher sind dies die Ausnahmen. Einige Konzepte gibt es bereits, Lkws mit Batterien zu bestücken, diese an der Steckdose zu laden und anschließend auf die Straße zu schicken.
E-Force baut E-Lkws
Das Schweizer Unternehmen E-Force entwickelt und produziert E-Lkws. Diese Fahrzeuge sind jedoch verhältnismäßig teuer und lohnen sich nur, wenn die Trucks im Dauereinsatz sind. Insbesondere die Akkus kosten bei diesen Modellen schnell einen fünfstelligen Betrag. Darüber hinaus kann auch die Reichweite der E-Force-Lkws mit rund 300 km nicht gerade punkten. Die Ladezeit für einen vollen Akku liegt bei 6 Stunden. Diese Fahrzeuge haben aber auch Vorteile. Werden die Batterien ausschließlich mit Grünstrom geladen, sind die Lkws nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger als mit Diesel unterwegs. Auch die Wartungskosten liegen deutlich unter denen der Diesel-Modelle.
Siemens geht einen völlig anderen Weg
Die Vorteile von elektrisch betriebenen Lkws hat den Münchener Technikriesen Siemens auf den Plan gerufen. Die Ingenieure arbeiten aber nicht mit Speicherbatterien, sondern nutzen die aus dem Zug- und Oberleitungsbusverkehr stammenden Stromleitungen. So hängen die Lkws über ihrem Dach an einer Leitung mit Stromabnehmer, welcher die nötige Energie liefert. Nördlich von Berlin startete Siemens sein Pilotprojekt bereits im Jahr 2012. Nun ist geplant, ab Juli 2015 eine rund 3,2 km lange Strecke in der Nähe des Hafens von Los Angeles zu bauen. Interessant ist, dass die Lkws von den bekannten Herstellern Volvo und Mack ihre Verbindung zur Oberleitung bei Bedarf ein- oder ausfahren können, um zum Beispiel ein Überholmanöver einzuleiten. In der Zeit, in der die Lkws nicht mit der Oberleitung verbunden sind, stehen Diesel- oder Erdgasmotoren zur Seite. Ebenso kann auch eine Batterie mit Strom aushelfen. Anschließend hängt sich der Lkw wieder an die Oberleitung.
Kurzstrecken sind bevorzugt
Siemens macht deutlich, dass es aufgrund der Infrastruktur nicht Sinn macht, hunderte Kilometer Highway-Strecken mit Oberleitungen zu versehen. Diese neue Technik sei in erster Linie für stark frequentierte Lkw-Fahrten im Kurzstreckenbereich gedacht. Aus diesem Grund hat man sich für das Projekt in der Nähe von Los Angeles entschieden. Die beiden größten amerikanischen Seehäfen, Los Angeles und Long Beach, suchen schon seit geraumer Zeit nach einer umweltfreundlichen Lösung, ihre Waren in ein etwa 30 km entferntes Logistikzentrum zu transportieren. Immerhin nutzen täglich 70.000 Lkws diese Strecke. Da kann sich eine elektrifizierte Streckenführung lohnen.
Die ersten Ergebnisse lassen noch auf sich warten
Die Ergebnisse werden nach Aussage von Siemens erst im Jahr 2016 vorliegen. Dennoch sind sich die Ingenieure von Siemens sicher, dass sie eine optimale Lösung entwickelt haben, eine Straße zu elektrifizieren. Oberleitungen sind effektiver, als Stromkabel im Boden zu verlegen und die Fahrzeuge per Induktion durch ein Magnetfeld mit Energie zu versorgen. Für Pkws mag dies ausreichend sein, für Lkws ist die Induktionsleistung einfach zu gering. In Schweden haben sich die Tüftler vom Startup Elways von der Carrera-Bahn inspirieren lassen. Auch sie möchten Autobahnen elektrifizieren. Dabei hängen die Fahrzeuge am Heck an einem Kabel, welches mit einem Schleifer mit der Fahrbahnschiene verbunden ist. Erste Tests haben bewiesen, dass diese Lösung ebenfalls funktioniert.
Mittlerweile wurde bekannt, dass das Bundesumweltministerium ein Pilotprojekt fördert und einen Teilabschnitt auf einer deutschen Autobahn mit Oberleitungen ausstatten will. Dort sollen ab Anfang 2017 die ersten Hybrid-LKW ihren Strom aus Oberleitungen beziehen.
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