Im Norden Englands baut Highview Power den größten Flüssigluftspeicher der Welt. Sieben Aufträge für die „CRYOBattery“ kommen aus Spanien, wo die Speicher fossile Kraftwerke ersetzen sollen.
Strom in flüssiger Luft speichern
Flüssigluftspeicher, auch kryogene Speicher genannt, nutzen Strom, um Luft auf minus 190 Grad Celsius abzukühlen. Dabei verflüssigt sich die Luft und lässt sich bei niedrigem Druck in einem Tank lagern. Ihre Dichte beträgt dann das 700-fache der Umgebungsluft. Um Energie zu erzeugen, wird die Luft erwärmt, wobei sie sich wieder ausdehnt und eine Turbine antreibt. Die Energie lässt sich für wenige Stunden bis hin zu mehreren Tagen speichern.
Dieses Verfahren der kryogenen Energiespeicherung heißt LAES (Liquid Air Energy Storage). Grundsätzlich lassen sich solche Speicher überall errichten. Sie können bis zu 40 Jahre lang betrieben werden, liefern mehrere Gigawattstunden Leistung und können die Stromnetze als Langzeit-Energiespeicher unterstützen. Anders als Batteriespeicher enthalten sie keine giftigen Stoffe.
In der Nähe von Manchester baut Highview Power einen solchen Speicher mit 50 Megawatt Leistung und 250 Megawattstunden Kapazität. Er soll in zwei Jahren fertig sein. Die britische Regierung fördert die ungewöhnliche Technologie mit 10 Millionen Pfund. Eine Demonstrationsanlage mit 5 kW läuft schon seit 2018.
Kryogene Speicher für die Energiewende in Spanien
Jetzt hat Highview Power weitere sieben geplante Standorte für den Flüssigluftspeicher bekanntgegeben, alle in Spanien. Die Projekte leisten zusammen 350 Megawatt bzw. 2,1 Gigawattstunden, das Investitionsvolumen liegt bei einer Milliarde US-Dollar. Die Speicher werden in den Regionen Asturien, Kantabrien, Kastilien, Castilla y Leon und auf den kanarischen Inseln errichtet und helfen dort, die Klimaziele zu erreichen.
In Kombination mit erneuerbaren Energien ersetzen die Speicher fossile Kraftwerke. Ihr Wirkungsgrad – eigentlich ein Problem bei kryogenen Speichern – liegt Highview Power zufolge bei 70 Prozent. Zumindest dann, wenn eine Abwärmequelle mit 115 Grad Celsius genutzt wird.
Spanien braucht neue Lösungen, wenn es wie geplant bis 2050 klimaneutral werden will. Der erste Meilenstein ist für 2030 geplant, bis dahin will das Land seine Emissionen um 23 Prozent senken. Unter anderem sollen bis dahin 20 Gigawatt Speicherkapazität aufgebaut werden.
Quellen / Weiterlesen
Batterie mit Flüssigluft – Großbritannien baut gigantischen Stromspeicher | stern
Langzeitspeicher vor Durchbruch: Cleantech-Startup realisiert sieben Flüssigluft-Speicher in Spanien | Cleanthinking
Bildquelle: © Highview Power
Interessant, was es so alles gibt.
Die extrem große Temperaturdifferenz lässt mich aber zweifeln. Wenn ich den ollen Carnot richtig verstanden habe, kann ich dem behaupteten Wirkungsgrad nicht glauben. Woher nehmen die die Wärme zum Verdampfen? Hoffentlich aus der Umgebung.
Vor allem aber interessiert mich, wohin die mit der unvorstellbar großen Abwärme wollen, die die Kältemaschinen brauchen. Das ist ja bekanntlich ein Mehrfaches der Kondensationsenergie.
Die Einordnung der angeblichen 70% steht doch im Text. Das gilt nur, „wenn eine Abwärmequelle mit 115 Grad Celsius genutzt wird“. Heißt die Wärmequelle für’s Verdampfen kommt von extern. Schön sinnfreie Berechnung. Meine Heizung zu Hause läuft auch ohne Energie (und unendlichem Wirkungsgrad), wenn ich eine Wärmequelle von irgendwo anders nutze und nicht in die Berechnung einbeziehe ^^