Chile: Lithium-Gigant bezichtigt Konkurrenten der Unterdrückung von Umweltgutachten

Der US-Lithiumproduzent Albemarle beschuldigt seinen Konkurrenten SQM, ein Umweltgutachten zum Lithium-Abbau absichtlich zu blockieren.

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Werden in Chile brisante Informationen zum Lithium-Abbau vertuscht? Der Lithiumproduzent Albemarle behauptet genau das. Er beschuldigt seinen Konkurrenten SQM und eine chilenische Behörde, ein wichtiges Gutachten zurückzuhalten. Darin geht es um mögliche Umweltschäden durch den Abbau von Lithium.

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Problematischer Lithium-Abbau in der Wüste

Chile baut Lithium im großen Stil ab. Das Land deckt 40 Prozent des weltweiten Bedarfs an dem wertvollen Metall, das in jeder Elektroauto-Batterie steckt. Das Lithium stammt aus der Atacama-Wüste, wo es in einer Sole unter der Wüstenerde lagert. Wie genau sich sein Abbau auf die Umwelt auswirkt, soll nun ein lange erwartetes Gutachten klären, das die zuständige chilenische Behörde Corfo erstellen ließ.

In der Wüste sind der US-Konzern Albemarle – der größte Lithium-Produzent weltweit – und sein chilenischer Wettbewerber SQM aktiv. Sie pumpen jedes Jahr die gigantische Menge von 63 Milliarden Litern Sole nach oben, die anschließend in der Wüstensonne verdunsten. Aus den Rückständen lässt sich dann Lithium gewinnen. Bei diesem Prozess verbrauchen die beiden Unternehmen auch große Mengen an Süßwasser.

Das hat Folgen: Die Bergbau-Kommission der chilenischen Regierung gibt an, dass der Wüste in den Jahren 2000 bis 2015 viermal so viel Wasser entzogen wurde, wie als Regen- oder Schmelzwasser wieder zurückkam. Umweltschützer warnen deshalb vor einem sinkenden Grundwasserspiegel und der Austrocknung von Flüssen, Wiesen und Feuchtgebieten. Die indigene Bevölkerung, die in der Region lebt, könnte ihre Lebensgrundlage verlieren, genauso wie viele Tierarten.

Unterdrücken Corfo und SQM brisante Informationen?

Das Gutachten über die Umweltfolgen der Lithiumförderung liegt Corfo inzwischen vor, doch es wurde bisher nicht veröffentlicht. Im August lehnte die Behörde auch eine Anfrage von Albemarle ab, die Ergebnisse der Untersuchung einsehen zu dürfen. Als Begründung hieß es, die Unterlagen würden noch geprüft und enthielten Geschäftsgeheimnisse.

Sowohl Albemarle als auch SQM waren an der Erstellung der Untersuchung beteiligt, indem sie erforderliche Informationen bereitstellten. Doch im Gegensatz zu seinem US-Konkurrenten hat SQM Zugriff auf die Ergebnisse: Das chilenische Unternehmen hat einen Vertrag mit Corfo, der es erlaubt, die vorläufigen Unterlagen einzusehen. Im Vertrag von Albemarle fehlt diese Klausel. SQM blockierte die Veröffentlichung der Studie mit der Begründung, sie enthalte „sensible und vertrauliche“ Daten.

Albemarle legte dagegen beim chilenischen Consejo para la Transparencia Beschwerde ein: Die Studie sei lange überfällig und ein öffentliches Dokument. Die Behörde schlichtet bei Verstößen gegen das Transparenzgebot bei solchen Dokumenten. Albemarle beschuldigt nun Corfo und SQM, absichtlich Informationen zurückzuhalten.

„Sie wollen Informationen verheimlichen, die alles andere als geheim sind“, so der Anwalt von Albemarle. Die Studie sei überaus wichtig, um zu verstehen, welche Umweltauswirkungen der Lithiumabbau habe. Dass nur SQM die Unterlagen einsehen dürfe, sei unfair und verschaffe dem Wettbewerber einen Vorteil.

Die Ergebnisse der Studie sind höchst relevant

Die genaue Situation der Wasserversorgung in der Wüstenregion ist seit langem ein zentrales Thema für Branchenbeobachter. Mit dem immer weiter steigenden Bedarf an Batterien für Elektroautos und Elektronik wächst auch die Nachfrage nach Lithium weltweit. Die Bedeutung der Atacama-Region ist deshalb immens. Wissenschaftler, Umweltaktivisten, lokale Gemeinden, Abgeordnete und der Autobauer VW fordern schon lange eine genaue Untersuchung, um die Umweltauswirkungen des Lithiumabbaus in Chile zu klären.

CORFO gab an, die Studie werde bis 21. Februar 2021 überprüft und fertiggestellt. Ob und wann sie das Dokument öffentlich zugänglich macht, teilte die Behörde nicht mit.

Quellen / Weiterlesen

Lithium giants Albemarle and SQM battle over access to Atacama water study | REUTERS
Bildquelle: Wikipedia – Bachelot Pierre J-P, CC BY-SA 3.0

Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

1 Kommentar

  1. Danke für den informativen Artikel! Bitte dran bleiben an der Entwicklung bzw. angekündigten Veröffentlichung des Berichtes.
    Die Verdunstung in offenen Becken unter der Wüstensonne scheint mir der Hauptverursacher für den Wasserverbrauch zu sein, der das Grundwasser in der Region absenkt.
    Ein aufwändigerer Extraktionsprozess in geschlossenen verglasten Hallen (ähnlich Gewächshäusern) mit Kondensation und Rückführung des verdunsteten Wassers in das Grundwasser liegt vermutlich nicht im wirtschaftlichen Interesse der beteiligten Unternehmen wegen höherer Kosten, kann aber sehr Wohl im Sinne der dort lebenden indigenen Bevölkerung deren Lebensgrundlagen erhalten.
    Interessant finde ich, dass SQM im Besitz der Familie des ehemaligen Diktators Pinochet ist, die sich dort Abbaurechte gesichert hat und anscheinend die Interessen der indigenen Bevölkerung missachtet.

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