Younicos baut ersten kommerziellen Batteriepark Europas – Xtreme Power Übernahme

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Viele Unternehmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, große Stromspeicheranlagen zu errichten, um Sonnen- und Windanlagenstrom zwischenspeichern zu können. Hierzu gehört auch das Berliner Energie-Start-up Younicos. Das größte Stromspeicherwerk wurde noch vor Ostern in der Nähe von Schwerin in Betrieb genommen. Nun hat das Unternehmen durch die Übernahme des US-Rivalen Xtreme Power sogar den Sprung auf den lukrativen amerikanischen Markt geschafft.

Younicos übernimmt Xtreme Power

Wie bekannt wurde, hat der Berliner Technologie-Konzern den insolventen Konkurrenten Xtreme Power übernommen. Die Übernahme des amerikanischen Unternehmens hat das Berliner Unternehmen mit einem Schlag zum Weltmarktführer auf dem Gebiet der Energiespeicherlösungen im Megawatt-Bereich aufsteigen lassen. Unternehmenschef James P. McDougall teilte hierzu mit, dass dies ein besonders historischer und gleichzeitig strategisch bedeutender Augenblick für Younicos sei. Hierdurch werde der Zugang auf dem amerikanischen Markt wesentlich erleichtert. Dabei profitiert Younicos gleich in mehrfacher Hinsicht. Es sichert sich zugleich die Erfahrungen des amerikanischen Rivalen aus Texas in Bezug auf die Entwicklung, den Bau und Betrieb von über 78 MW-Energiespeicherlösungen.

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Ausgangspunkt war, dass Xtreme Power das schnelle Wachstum auf dem Markt nicht mehr finanzieren konnte. Zuvor war ein Brand in einem Speicher zu beklagen gewesen. Nach rückläufigen Umsätzen ging den Texanern schließlich im Januar 2014 das Geld aus. So beliefen sich die Schulden von Xtreme Power zuletzt auf rund zehn Millionen US-Dollar. Das amerikanische Start-up stellte sich mit Unterstützung seiner Banken selber zum Verkauf und beantragte hierdurch ein sogenanntes Gläubigerschutzverfahren. Im Rahmen einer Auktion wurde die Xtreme Power dann vom Younicos erworben. Dabei haben die Berliner nur einen niedrigen zweistelligen Millionen-Betrag gezahlt.

Riesige Monsterbatterien in Turnhallengröße bieten enorme Leistung

In der Nähe von Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern hat Younicos aktuell europaweit den ersten kommerziellen und alleinstehenden Batteriepark errichtet. Dabei hat sich der Energieversorger Wemag AG darauf vorbereitet, diesen Speicher möglichst rasch an das Stromnetz anzuschließen. Momentan werden hierfür 25.600 Lithium-Ionen-Akkus verwendet, die vom bekannten Serienhersteller Samsung stammen. Untergebracht ist diese riesige Speicherbatterie in einem turnhallengroßen Gebäude. Die Monsterbatterie ist ein wahres Kraftpaket und erreicht eine Leistung von fünf Megawatt. Theoretisch gesehen, ist diese Speicherbatterie in der Lage die komplette Stromproduktion einer Offshore-Windkraftanlage einer Stunde in dem Akku abzulegen.

Mittlerweile wird in Feldheim im Süden Brandenburgs sogar ein Speicher für erneuerbare Energien mit einer Leistung von 10 MW errichtet.

Über Younicos

Younicos sieht sich als Pionier auf der Suche nach intelligenten Speicherlösungen, um Alternativen gegenüber fossilen und nuklearen Energien zu entwickeln. Schon seit den 1970er Jahren haben sich die Gründungsmitglieder mit dieser Thematik beschäftigt. Durch den erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland wurde schon 2005 klar, dass innovative Speicher und ein effektives Netzmanagement der Schlüssel zu einer weitgehend autarken Stromversorgung sind. Zahlreiche Firmen setzen mittlerweile auf die Speichertechnologien von Younicos. Das Energie-Start-up wurde schon im Jahr 2006 gegründet. Derzeit beschäftigt die Younicos 80 Mitarbeiter. Durch die Übernahme des amerikanischen Rivalen kommen noch mehr als 20 Mitarbeiter hinzu. Mehr über Younicos erfahren Sie in unserem Artikel „Die Speichertechnologien der Younicos AG„. Younicos hat es sich auch zum Ziel gemacht, die Must-Run-Kapazitäten von Kohlekraftwerken zu reduzieren. Dabei soll eine Ein-Gigawatt-Batterieleistung 10 Gigawatt der derzeitigen Must-Run-Kapazitäten von konventionellen Kraftwerken reduzieren.

Der Batteriepark in Schwerin

Direkt neben einem 110-kV-Umspannwerk in Schwerin-Lankow entstand in einer Halle der vorgenannte Batteriepark. Auf diese Weise sind eine Integration in das örtliche Verteilernetz und auch die Anbindung an das in der Nähe liegende 380-kV-Höchstspannungsnetz gegeben. Die Anlage ist in der Lage, ohne zusätzliche Besicherung durch ein konventionelles Kraftwerk, Regelleistung zu erbringen. Der Hersteller Samsung SDI gibt auf seine Lithium-Ionen-Zellen 20 Jahre lang Garantie.

Bildquelle: © Uwe Schlick / pixelio – www.pixelio.de

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Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

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