Die Wellenkraftwerke von Wello Oy

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Im Meer steckt jede Menge Potenzial für die Energieerzeugung. Schätzungen zufolge könnte die Energie der Wellen im Jahr 2050 ein Zehntel des weltweiten Strombedarfs decken. Das finnische Cleantech-Unternehmen Wello Oy will diese Kraft kommerziell nutzbar machen und errichtet nach Tests in Schottland gerade in Bali das größte Wellenkraftwerk der Welt.

Eine unerschlossene Energiequelle

75 Prozent unseres Planeten sind mit Wasser bedeckt, doch als Energiequelle ist das Meer praktisch noch unerschlossen. Wello hat den Meeresenergiewandler Penguin entwickelt, der an der Meeresoberfläche schwimmt und Strom aus der kinetischen Energie der Wellen erzeugt. Dazu wandelt er die oszillierende Bewegung der Wellen in die Drehbewegung einer schweren Schwungmasse um. Diese treibt mit ihrer Rotation einen elektrischen Generator an, der sich innerhalb des Rumpfes auf der Oberseite der Schwungmasse befindet. Der Rumpf ist asymmetrisch und kann so allen Wellenbewegungen folgen.

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Penguin erzeugt keine Geräusche, was ein Vorteil für die Tierwelt ist, und stört auch nicht visuell, da sich nur 2 Meter seines Rumpfes oberhalb der Meeresoberfläche befinden. Zudem hat der Wellenenergiewandler wenig bewegliche Teile und muss kaum gewartet werden.

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Jahrelange Tests vor der rauen schottischen Küste

Seit 2012 nimmt Wello mit dem WEC1, der ersten Version des Penguin, am EU-geförderten Forschungsprojekt CEFOW teil (Clean Energy from Ocean Waves). Das Projekt wird in Orkney vor der schottischen Nordküste durchgeführt und vom finnischen Energieversorger Fortum koordiniert. Zwischen dem schottischen Festland und Orkney befindet sich die Meerenge Pentland Firth, wo die Bedingungen wegen der starken Strömungen und Windverhältnisse als besonders schwierig gelten. Gleichzeitig ist dort das Potenzial für Meeresenergie besonders hoch.

Der WEC1 war in Orkney jahrelang in Betrieb, zuletzt zwei Jahre ununterbrochen, und lieferte Daten zur Technologie und Software. Das Wellenkraftwerk überstand in Orkney mehrere Stürme, teilweise mit bis zu 18 Meter hohen Wellen. Ende März musste Wello allerdings vermelden, dass der Prototyp gesunken sei.

Das Forschungsprojekt wird nun mit dem zweiten Modell des Penguin fortgeführt, dem WEC2. Das Wellenkraftwerk wird in Kürze von der Werft in Tallinn, wo es gebaut wurde, nach Orkney gebracht, dort installiert und ans Stromnetz angeschlossen. Angaben von Wello zufolge leistet die neue Version 380 % mehr als das Vorgängermodell. Schon heute ist der Strom, den Penguin produziert, im Vergleich zu Offshore-Windkraft wettbewerbsfähig, heißt es von Wello. Wenn der Penguin in Serie geht, erwartet das Start-up, dass die Kosten noch einmal um die Hälfte sinken.

Vor Bali entsteht der größte Wellenenergiepark der Welt

In Indonesien ist Wello am Aufbau des größten Wellenenergieparks der Welt beteiligt. Dieser entsteht bei Bali vor der malerischen Insel Nusa Penida, wo Wind- und Solaranlagen aus optischen Gründen nicht ideal sind und den Tourismus behindern könnten. Nach seiner Fertigstellung soll das Wellenkraftwerk dort bis zu 10 Megawatt Strom erzeugen. Das unerschlossene Potential für Wellenenergie liegt in Indonesien bei über 17 Gigawatt. Allein dort beziffert Wello das potenzielle Marktvolumen für seine Technologie auf über eine Milliarde Euro. Die Wellenkraftwerke können jedoch weltweit in fast jedem Ozean eingesetzt werden.

Als nächstes könnte Wello seinen Penguin nach Indien bringen: Das Start-up hat eine Absichtserklärung für zwei Projekte vor der indischen Küste unterzeichnet, die bis 2023 errichtet werden sollen. Eines der beiden Wellenkraftwerke soll an der Westküste in der Nähe von Mumbai entstehen, das andere an der Ostküste. Die Gesamtkapazität der beiden Wellenenergieparks liegt bei 30 Megawatt.

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Quellen / Weiterlesen

Clean Energy from Ocean Waves | Wello
CEFOW: Clean Energy from Ocean Waves | EMEC
Wello welcomed in India | reNEWS.BIZ
Bilderquelle: © Wello Oy

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Prof. Dr. Johann Nagengast
Nach Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre und Promotion zum Thema „Outsourcing von Dienstleistungen“ an der Universität Regensburg war Johann Nagengast in verschiedenen internationalen Unternehmen in führenden Positionen tätig. Seit 2001 ist er Professor für Internationales Management und Project Management an der Technischen Hochschule Deggendorf. Als Trainer, Coach und Berater ist er intensiv in verschiedenen internationalen Projekten tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der praxisnahen und pragmatischen Vermittlung und unternehmensspezifischen Anwendung aller Aspekte des Projektmanagements.

1 Kommentar

  1. Bisher für mich die überzeugendste Technologie für Wellenenergie: Außen nur ein Schiff, innen alles hermetisch abriegelbar, trockene Atmosphäre, kein Problem mit Korrosion oder Schmiermitteln.

    Ähnlich robust und wartungsarm wäre nur das Limpet. Das geht aber nur an der Küste und betoniert wieder ein paar Meter Naturraum.

    Persönlich hätte ich da an eine Art Pendel gedacht, das hätte ähnliche Vorteile. Könnte man auch im Innern eines schwimmenden Windrads anbringen. Sowas haben auch Mega-Türme: Ein Pendel, das erdbebenbedingte Schwankungen ausgleicht. Die Energie zur Dämpfung kann man auch in Strom umwandeln. Bei Erdbeben eher unwirtschaftlich…

    Laut eines DLF-Artikels scheint die Wirtschaftlichkeit aber noch auf sich warten zu lassen: https://www.deutschlandfunk.de/tolle-idee-was-wurde-daraus-energie-aus-der-kraft-der.676.de.html?dram:article_id=493006

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