Die Welt investiert kräftig in erneuerbare Energien – im Vorzeigeland Deutschland geht der Trend in die entgegengesetzte Richtung. Im vergangenen Jahr steckten Anleger weltweit rund 286 Milliarden Dollar in grüne Energiequellen – ein Rekordhoch. In Deutschland gingen die Investitionen in Solarenergie, Windkraft und Biogasanlagen dagegen um 47 Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar zurück. Dies geht aus einem letzte Woche veröffentlichten Bericht des Uno-Umweltprogramms Unep und der Frankfurt School of Finance & Management (FSF) hervor. Mitgezählt werden dabei sowohl Investitionen in den Ausbau als auch in die Entwicklung neuer Technologien und in die Forschung.
Entwicklungs- und Schwellenländer überholen Industrienationen
Demnach lagen die Investitionen in konventionelle Energieträger wie Kohle und Gas zum ersten Mal um mehr als die Hälfte unter denen in erneuerbare Energien. Durch die Nutzung von grüner Energie (große Wasserkraftwerke nicht mitgerechnet) konnten 2015 geschätzte 1,5 Gigatonnen an CO2 eingespart werden. Ein weiterer Rekord: Zum ersten Mal haben die Entwicklungs- und Schwellenländer die Industrienationen überholt. Länder wie China, Indien oder Mexiko steckten 156 Milliarden in erneuerbare Energien, ein Plus von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In den Industrienationen hingegen gingen die Investitionen um 8 Prozent auf 130 Milliarden Dollar zurück.
Deutschland: Unzureichende staatliche Rahmenbedingungen verunsichern Investoren
Der Grund für den Zuwachs in den Schwellen- und Entwicklungsländern ist deren Wachstum und der damit verbundene höhere Energiebedarf, der immer stärker über grüne Energiequellen gedeckt wird. Die Gründe für den Rückgang in Deutschland sehen die Autoren des Berichts vor allem in Unsicherheiten über staatliche Rahmenbedingungen. Zwar liegt Deutschland in Europa noch auf dem zweiten Platz, fiel in der Gesamtbetrachtung allerdings auf Platz 6.
Zwar lassen die Rekordinvestitionen auf den Beginn einer strukturellen Veränderung schließen, dennoch machen erneuerbare Energiequellen derzeit nur etwa 16 Prozent der weltweiten Energieproduktion aus. Dieser Anteil steigt jedoch. Bei der Stromerzeugung hatten Erneuerbare einen Anteil von etwa 10 Prozent. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns“, so Prof. Dr. Udo Steffens, der Präsident der Frankfurt School of Finance & Management. Konventionelle Kraftwerke hätten eine lange Lebensdauer. Ohne weitere politische Maßnahmen würden klimaschädliche Emissionen noch mindestens 10 Jahre lang ansteigen. Die stark gesunkenen Kosten für Kohle, Öl und Gas machten die konventionelle Energieerzeugung zudem attraktiver.
Quellen / Weiterlesen:
Renewable Energy Investments: Major Milestones Reached, New World Record Set – UNEP
Erneuerbare Energien: Deutschland investiert laut Studie weniger – SPIEGEL ONLINE
Bildquelle: © Günther Redenius / pixelio – www.pixelio.de
Wo ist denn unsere „Klimakanzlerin“? Sogar Ölmulti Rockefeller läuft ihr voraus.
Die angebliche Vorreiterrolle Deutschlands ist längst zu einer abgeschmackten Phrase verkommen.