Die schwimmende Solaranlage von SolOcean hat ihren ersten Praxistest erfolgreich bestanden. Der SolarFloater ist als einziges System weltweit auch für Salzwasserflächen geeignet. Eine aktuelle Crowdfunding-Kampagne soll den Produktionsstart finanzieren.
Die Idee kam bei einem Tauchurlaub
SolOcean ist ein Greentech-Unternehmen aus Österreich, das acht Jahre lang an seiner schwimmenden Solaranlage gearbeitet hat. Gerold Guger, einer der beiden Geschäftsführer, hatte die Idee 2012 bei einem Tauchurlaub auf den Malediven. Die Inselgruppe im Indischen Ozean ist akut vom Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel bedroht, erzeugt aber Strom vor allem mit klimaschädlichen Dieselgeneratoren. Dabei gibt es auf den Malediven mehr als genug Sonne, doch an Land fehlen die Flächen für Solarenergie.
Aktuelle Systeme funktionieren nur auf Süßwasser
Solarstrom auf dem Wasser zu erzeugen ist keine neue Idee. Doch die schwimmenden Solaranlagen, die aktuell auf dem Markt sind, können entweder nur auf Süßwasserflächen betrieben werden oder sind nur bedingt für Wind, Wellenschlag und Strömung geeignet. Das wollten Gerold Guger und sein Mitstreiter Martin Aichinger, der zweite SolOcean-Geschäftsführer, ändern. Der erste fertige SolarFloater wurde jetzt erstmals auf einem Schotterteich zu Wasser gelassen. Es soll der Startschuss sein, um auf nahezu allen Wasserflächen dieser Welt klimaneutralen Strom erzeugen zu können.
Die Glasbeschichtung des SolarFloater verhindert die Salzkorrosion
Die Anlage besteht aus UV-beständigem Kunststoff (HDPE), der kein Mikroplastik absondert und recyclingfähig ist. Sie ist mit einer Glasbeschichtung überzogen, die in hohem Maße Salzkorrosion verhindert und so die Energieeffizienz langfristig sichert. Damit ist der SolarFloater auch für Salzwasserflächen geeignet. Seine Beschichtung ist SolOcean zufolge patentfähig.
Das System hält Wellen bis zu 3 Metern und Wasserströmungen von bis zu 2 Metern/Sekunde stand und kann auch in Flüssen eingesetzt werden. Die bereits patentierte Bauweise der schwimmenden Solaranlage lässt sich individuell an die vorhandenen Gegebenheiten anpassen, ist modular und skalierbar. Der SolarFloater bietet durch seine flache Bauweise wenig Windangriffsfläche und ist sturmsicherer als aktuelle Systeme, wie SolOcean mitteilt. Zudem ist der SolarFloater nahe am Wasser: Das kühlt das Modul und erhöht sowohl die Nutzungsdauer der Anlage als auch den Stromertrag.
Bei der Entwicklung hatte SolOcean Unterstützung durch verschiedene Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, etwa die TU Graz, die FH Joanneum, das Austrian Institute auf Technology (AIT) sowie Aerospace & Advanced Composites (AAC). Unterstützung beim Vertrieb liefert das Wiener Industrieunternehmens TELE Haase, das seit 2020 strategischer Investor bei SolOcean ist.
Aktuelle Crowdfunding-Kampagne auf Fundernation
SolOcean erhielt bereits rund eine Million Euro an privaten Investitionen. Eine neue Crowdfunding-Kampagne auf Fundernation läuft gerade, denn für den Marktstart sind noch einmal 1,1 Millionen Euro nötig. Das frische Kapital soll die Zertifizierungen des TÜV Rheinland finanzieren, die in einigen Märkten vorgeschrieben ist. SolOcean will mit dem Geld außerdem den Start der Produktion und die Komponenten für die ersten Aufträge finanzieren.
Großes Potenzial für schwimmende Solaranlagen
Schwimmende Solaranlagen haben ein hohes Marktpotenzial. Grundsätzlich sind die verschiedensten stehenden Gewässer dafür geeignet, beispielsweise Wasserreservoirs, Abwasserteiche in Wasseraufbereitungsanlagen oder Chemiefabriken, Vorratsbecken in landwirtschaftlichen Betrieben, Staudämme, Aquakulturen und eben Schotterteiche, wo der SolarFloater seinen ersten Praxistest absolviert hat. Ein positiver Nebeneffekt solcher Anlagen ist, dass die Abdeckung die Verdunstung deutlich reduziert. Der SolarFloater kann mit bestehenden Wasserkraftwerken kombiniert oder zur Herstellung von grünem Wasserstoff eingesetzt werden.
Während stehende Gewässer allerdings nur begrenzt vorhanden sind, gibt es an den Küsten umso mehr Potenzial. Dort sind gleichzeitig auch viele starke Energieverbraucher vertreten. Studien wie der Floating Solar Market Report sagen der schwimmenden Solartechnik ein exponentielles Wachstum voraus. Allein in Österreich ließen sich mit dem SolarFloater 5 Gigawatt Strom elektrische Leistung produzieren – wenn ein Drittel aller Stau- und Speicherseen mit den Anlagen belegt wären, rechnet Gerold Guger vor. Gegenüber fossiler Energieerzeugung könnte man so 3,25 Millionen Tonnen CO2 im Jahr einsparen. Dieses Potenzial will SolOcean mit dem SolarFloater nutzen.
Quellen / Weiterlesen
SolOcean: Schwimmendes Solar-Kraftwerk aus Amstetten geht nach 8 Jahren in Serie | brutkasten
Solocean will Floating-PV-Anlagen aufs Meer bringen | Solarserver
Bildquelle: © SolOcean