Norwegen will Europas Energiereserve werden:
Aus Norwegen kommt aktuell der Vorschlag, das Land zur Reservestation für überflüssige Erneuerbare Energie der Nachbarländer zu machen und diese in seinen Wasserkraftwerken zu speichern. So soll die Nutzung fossiler Brennstoffe in Zeiten geringer Windkraft und Sonneneinstrahlung vermieden werden.
Bei der Erzeugung von Energie durch Wasserkraft ist Norwegen weltweit auf Platz sechs. Ganze 96% des Landes werden durch die 937 Wasserkraftanlagen mit Energie versorgt. Forscher entwickelten nun ein Konzept, um dieses Privileg mit anderen Staaten zu teilen und Norwegen zur „grünen Batterie“ Europas zu machen.
Überschüssige Energie soll in Form von Wasser gespeichert werden
Die Idee entstand aus der Suche nach einem effektiven Weg, um die zunehmende Menge an in Europa generierter Energie aus Windkraft- und Solaranlagen zu speichern. Momentan produzieren Staaten wie etwa Dänemark oftmals überschüssige Energie an Tagen mit starkem Windaufkommen und leiten diese dann in die Netze der Nachbarstaaten. An Tagen mit niedrigem Windaufkommen und wenig Sonneneinstrahlung muss dann selbst in diesen Ländern mit Kohle und Gaskraftwerken Energie produziert werden, um die Energieversorgung sicherzustellen. Kaspar Vereide, Experte für Wasserkraft- und Umwelttechnologie der NTNU, glaubt Norwegen mit einem Eingriff ins bestehende System zu einem Speicherkraftwerk umfunktionieren zu können.
Die „überdimensionale Batterie“ würde folgendermaßen funktionieren: Mit Hilfe von überschüssiger Energie aus Solar- und Windkraftanlagen der Nachbarstaaten würde Wasser aus niedriggelegenen Reservoiren in höhere nach Norwegen gepumpt werden. Das Wasser wird zur späteren Energieproduktion zwischengespeichert und bei Bedarf freigelassen und durch Turbinen geleitet, die so wieder Elektrizität produzieren. Hierbei handelt es sich um das Prinzip von Pumpspeicherkraftwerken.
Das bestehende System ist noch nicht geeignet
Das einzige Problem besteht zur Zeit noch in der Bauweise von Norwegens System aus Dämmen und Wasserkraftanlagen, das hauptsächlich in den 1960er und 1970er Jahren entstand. Die Anlagen sind nicht zum abrupten Ein- und Ausschalten konzipiert, sondern verlangen eine konstante Inbetriebnahme und die Nutzung der Turbinen in einer bestimmten Zeit mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit. Die Herausforderung besteht dementsprechend in der geschickten Beeinflussung des Wasserlaufs, genau hierauf bezieht sich Vereides Innovation: „Die norwegischen Berge sind voller Wassertunnel. Es ist wie in einem Ameisenhügel“, so Vereide. Die kilometerlangen Tunnel benötigen teilweise einen langen Zeitraum, um die richtige Menge Wasser zu den Turbinen zu transportieren. Um dieses Problem zu lösen, will Vereide ein Sammelbecken in Nähe der Turbinen bauen und so den Wasserfluss regulieren.
An einem Modell wird das System momentan erprobt, in Zukunft könnte es einen großen Schritt auf dem Weg zu einer treibhausgasfreien Energieversorgung bedeuten.
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