Italien fördert seit Jahrzehnten den Ausbau erneuerbarer Energien im Land – mit Erfolg. Vor allem im Bereich der Solarenergie ist das Land führend. 7,5 Prozent seines Energiebedarfs deckt Italien mit Strom aus Photovoltaikanlagen. Insbesondere auf der Insel Sardinien boomt der Solarstrom, doch die Region profitiert davon nicht. Weder werden ausländische Firmen angelockt noch profitiert der Arbeitsmarkt von den Förderungen für den Ausbau von Solarstromanlagen.
Solarenergie auf Sardinien – keine positiven Effekte auf die Region
Die Arbeitslosigkeit auf Sardinien liegt bei fast 20 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit bei über 50 Prozent. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sollte es sowohl Landwirten ermöglichen, mit Solarstrom den eigenen Energiebedarf zu decken und überschüssigen Strom zu verkaufen, als auch italienische und ausländische Unternehmen in die Region locken, die dort Arbeitsplätze schaffen sollten.
Die Realität sieht anders aus. Vielen Firmen wird nun vorgeworfen, Subventionen mit betrügerischer Absicht eingestrichen zu haben. Der sardische Staatsanwalt Mauro Mura zählte im vergangen Jahr einige Fälle auf, bei denen Firmen stark von eigentlich nur für Landwirte bestimmten Mitteln profitieren, jedoch überhaupt keine landwirtschaftlichen Produkte erzeugen. Er warnte vor einer Infiltrierung des Sektors durch die Mafia.
Ein Beispiel ist ein Solarpark bei Narbolia in der Nähe der sardischen Westküste, der auf den fruchtbarsten Feldern der Stadt errichtet wurde. Auf den Dächern von 1.600 Gewächshäusern wurden über 100.000 Solarmodule installiert. In den Gewächshäusern hatten die Betreiber den Anbau von Aloe-Pflanzen versprochen. Doch das Sonnenlicht wird von den Modulen abgefangen, innen wächst nur Unkraut. Die chinesische Firma, der die Anlage gehört, streiche die Gewinne aus 20 Jahren Subventionen und dem Verkauf der erzeugten Energie an den italienischen Energieriesen Enel ein, so der Aktivist Pietro Porcedda. Von den versprochenen 60 Arbeitsplätzen seien nur vier geschaffen worden, und das Geld verlasse das Land, statt reinvestiert zu werden. Porcedda macht jedoch nicht den multinationalen Konzern dafür verantwortlich, sondern die italienische Regierung, die die Augen vor der Situation verschließe.
Förderung der Solarenergie steigert das Potential für Korruption
Das Potential für Investitionen ist groß, wie auch das Potential für Korruption. Die europäische Polizeibehörde Europol warnte 2013, dass die Mafia immer mehr in erneuerbare Energien investiere. Der Sektor ist seitdem gewachsen, nicht nur im Bereich der Solarenergie: Nach Angaben der wichtigsten Umweltgruppe Legambiente verfügt jede Gemeinde Italiens über zumindest eine erneuerbare Energiequelle. 323 Gemeinden sind dank der Energie aus Windparks stromautark.
Dennoch rudert die italienische Regierung nun zurück – und reduzierte im vergangenen Jahr die staatliche Förderung, um die zu hohen Strompreise zu senken. Italienische Haushalte mussten jährlich 94 Euro zusätzlich zu ihren Stromrechnungen für die Förderung der erneuerbaren Energien aufbringen. Die Höhe der Solarförderung wurde je nach Anlagengröße zwischen 6 und 25 Prozent gesenkt. Das mag vielleicht das Interesse zukünftiger Investoren eindämmen, wird jedoch nicht die bestehenden Probleme lösen.
Einige Einheimische ergreifen nun selbst Maßnahmen gegen umstrittene Projekte. Im nahegelegenen Arborea gewann die Biologin Manula Pintus in diesem Jahr die Bürgermeisterwahlen. Trotz Drohungen von Befürwortern kämpft sie gegen die Durchführung von Explorationsbohrungen nach Erdgas neben einem Schutzgebiet für Pelikane.
Quelle: HaveeruOnline – Mafia and multinationals milk Italy’s green energy boom
Gibt es auch Missbrauch des EEG und Korruptionsfälle in Deutschland?
Die Bespiele aus Italien zeigen, wie „kreativ“ mit den Regelungen des EEG, aber auch mit dem Elektromobilitätsgesetz, umgegangen werden kann. Viele Kritiker befürchten ähnliche Zustände und Mitnahmeeffekte auch in Deutschland. Gibt es aber ähnliche Auswüchse in Deutschland wie in Italien? Kennen Sie Fälle? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren. Über den aktuellen Stand werden wir Sie regelmäßig informieren Tragen. Sie sich hierzu in unserem Newsletter ein.
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