Mit dem geplanten Kohleausstieg müssen sich mehrere ostdeutsche Bundesländer neu aufstellen. Der neue „Wasserstoff-Masterplan für Ostdeutschland“ von drei Fraunhofer-Instituten macht konkrete Vorschläge, wie das aussehen könnte, wenn die Region ihre Stärken bündelt.
Hohe Nachfrage nach Wasserstoff erwartet
Nach der Kohle kommt der (grüne) Wasserstoff: Die prognostizierte Nachfrage nach dem sauberen Energieträger in Verkehr und Industrie wird künftig hoch sein. Ostdeutschland bietet große Potenziale für neue Wertschöpfung mit Wasserstoff. Insbesondere dann, wenn man die Region übergreifend in den Blick nimmt, statt wie üblich die Bundesländer einzeln zu betrachten.
Einen Plan, wie sich Synergien bundesländerübergreifend nutzen lassen, haben nun die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS vorgelegt.
„Die Umstellung auf den Energieträger Wasserstoff bietet die große Chance, die sich ergänzenden ostdeutschen Stärken durch koordiniertes länderübergreifendes Handeln von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu bündeln“, sagt Prof. Mario Ragwitz, Leiter des Fraunhofer IEG, der auch Sprecher des Wasserstoffnetzwerkes der Fraunhofer-Gesellschaft ist. „Energiewirtschaft, Grundstoffindustrien, Fahrzeug- und Anlagenbau leisten einen sehr wichtigen Beitrag für den Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft in Ostdeutschland“, sagt Mario Ragwitz.
Der Wasserstoff-Masterplan für Ostdeutschland
Der Masterplan baut auf der Fraunhofer Wasserstoff-Roadmap für Deutschland auf und zeigt mit konkreten Fallstudien Nachfrage- und Wertschöpfungspotenziale. Die Expertinnen und Experten betrachteten erstmals die ostdeutsche Unternehmerlandschaft gesamtheitlich und ordneten über 660 Akteure den verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette zu. Das vereinfacht eine Vernetzung zwischen den einzelnen Akteuren, schafft Synergien und verhindert den Aufbau von Doppelstrukturen bzw. Kannibalisierungseffekte zwischen einzelnen Regionen.
Die Ergebnisse im Überblick:
Die Stärken der einzelnen Bundesländer ergänzen sich
Die Experten haben für jedes ostdeutsche Bundesland detaillierte Stärken und Schwächen ermittelt. Dabei wurde deutlich, dass sich die Profile komplementär ergänzen und somit beste Voraussetzungen für eine bundesländerübergreifende Zusammenarbeit bestehen. Konkret können Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg große Mengen nachhaltigen Strom erzeugen und haben zudem fundierte Erfahrungen im Bereich der Kraftwerkstechnik. In Sachsen-Anhalt gibt es eine breite Expertise in der chemischen Industrie und eine hervorragend ausgebaute Gasspeicherinfrastruktur. In Sachsen ist die Kompetenz im Bereich Anlagen- und Maschinenbau sehr hoch, in Thüringen dagegen in der Sicherheits-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik.
Konkretes Wasserstoff-Nachfragepotenzial für Ostdeutschland festgelegt
Die Fraunhofer-Institute konnten in ihrem Masterplan erstmals konkrete Wasserstoffnachfragepotenziale für alle ostdeutschen Bundesländer prognostizieren. In der ostdeutschen Industrie sehen die Experten bis 2030 eine Nachfrage von rund 15 TWh insbesondere bei Raffinerien, der Basischemie und der Stahlproduktion. Weitere 2,3 TWh könnten durch den Einsatz im Verkehrsbereich hinzukommen. Bis 2050 könnte die Nachfrage aus dem Verkehrssektor auf 12 TWh und aus der Industrie auf 37 TWh steigen.
Mehr als 50 Maßnahmenvorschläge
Der Wasserstoff-Masterplan enthält über 50 konkrete Maßnahmen. Dazu gehören beispielsweise die Entwicklung spezifischer Genehmigungs- und Zulassungsverfahren, die Veränderung von Beschaffungsrichtlinien und die Etablierung konkreter Bildungsangebote. Die Zusammenarbeit der ostdeutschen Bundesländer könnte von einer „Wasserstoffagentur“ koordiniert werden. Sie könnte nicht nur die politische Koordination sicherstellen, sondern auch die Verzahnung zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Politik gewährleisten. Außerdem könnte eine Wasserstoffagentur die Unternehmen der unterschiedlichen Sektoren und Wertschöpfungsstufen zusammenführen und eng begleiten, damit große gemeinsame Vorhaben umgesetzt werden können.
Der Wasserstoff-Masterplan wurde vom Leipziger Unternehmensverbund VNG in Auftrag gegeben. Ihm gehören über 20 Gesellschaften an, die im Bereich Gas und Infrastruktur sowie im Energiemarkt tätig sind. Die VNG will unter anderem die neuen Geschäftsfelder Grüne Gase und digitale Infrastruktur erschließen.
„Als ostdeutsches Unternehmen begrüßen wir die Vorschläge des Expertenteams aus den Fraunhofer-Instituten, welches konkrete Ansätze gefunden hat, wie man das Ziel der Dekarbonisierung durch die Entwicklung einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft mit einer möglichst hohen Wertschöpfung in Ostdeutschland verbinden kann«, so Ulf Heitmüller, CEO der Leipziger VNG. Eine erfolgreiche Dekarbonisierung der Gesellschaft brauche den Einsatz von klimaneutralem Wasserstoff in den verschiedenen Sektoren, fügte er hinzu. Wichtig sei, dass der Markthochlauf von Wasserstoff möglichst sektorübergreifend gedacht werde und flächendeckend erfolge.
Quellen / Weiterlesen
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Hier wird immer noch von Verbrennern und Gasen gesprochen. Total verwirrend.
Was haben die Energiewende-Verhinderer von „Zukunft-Gas“ hier nicht verstanden.
Die Verbrenner sind tot.
Das sind wir diesem Planeten und unseren Nachfahren schuldig.
Wir wollen unseren Nachfahren einen lebenswerten Planeten hinterlassen.
Nordstream2 muss gestoppt werden.
Wo bleibt hier das menschliche in den Köpfen der Vorstandsbosse/Aktionäre/Ökonomen?
Ökonomie muss der Ökologie weichen, sonst sterben wir über kurz oder lang.
Was meinst du genau? Ich kann im Artikel keinen Hinweis auf „Verbrenner“ finden. Wasserstoff ist nunmal ein Gas und für dessen Logistik benötigt man eine Gasinfrastruktur. Was ist daran falsch? Ich kann jedenfalls nichts verwirrendes im Artikel finden, wenn man ihn nüchtern ließt.
Naja, hier kann man es nicht lesen. Fakt ist aber, dass diese Berichte oft nur Willensbekundungen sind.
Und wenn man weiß wer hinter VNG steht, weiß auch dass hier die Energiewende-Verhinderer am Werk sind.
Das ist wie bei der Regierung, die werden auch von diesen Verhinderer-Netzwerken der Industrie beraten, weshalb immer Gesetze mit eindeutigen Schlupflöchern für die Industrie, gegen einen lebenswerten Planeten und gegen ein gesundes Leben unserer Nachkommen zustande kommen.
Und deswegen kann man bei solchen Berichten nur hoffen, dass sie nicht im Berichtsmodus verharren.
Die Zukunft wird zeigen ob dieser Bericht nur zum Verwirrspiel beigetragen hat, oder positive Auswirkungen für unsere Nachfahren und diesen Planeten haben.
Es geht in solchen Berichten immer sehr viel um Präsentation, Vision und Zukunftsmöglichkeit. Aber nicht zum Wohle und Gesundheit des Volkes, sondern zum Wohle der Vorstandsbosse und Aktionäre.
Aber wir hoffen trotzdem dass ein wenig von der Energie- und Verkehrswende erreicht wird, denn beides gehört zusammen betrachtet.