Die Vorteile von Solar-Parkplätzen

Solardächer auf Parkplätzen haben in den USA riesiges Potenzial, das bisher kaum genutzt wird.

2
50
vorteile-von-solar-parkplaetzen

Solarfarmen werden in den USA oft auf unbebauten Flächen errichtet und schaden so den Ökosystemen. Warum es viel besser ist, stattdessen Parkplätze mit Solardächern auszustatten, erklärt der Journalist und Autor Richard Conniff in einem Artikel für Yale Environment 360.

Anzeige

Solarparks entstehen oft auf Ackerflächen und Wiesen

Vor kurzem veröffentlichte das Magazin Nature eine Bestandsaufnahme darüber, wo Solaranlagen normalerweise errichtet werden. Das Ergebnis: Sie werden meist auf Ackerflächen, Trockengebieten und Wiesen installiert, nicht auf Dächern oder Parkplätzen. In den USA befinden sich 51 Prozent der großen Solarparks in Wüsten und weitere 33 Prozent auf Ackerland. Noch einmal 10 Prozent befinden sich auf Wiesen und in Wäldern. Nur 2,5 Prozent der Solarenergie in den USA wird in städtischen Gebieten erzeugt.

Die Argumente für dieses Vorgehen seien auf den ersten Blick überzeugend, schreibt Autor Richard Conniff. Es ist billiger, auf Freiflächen zu bauen als Dächer oder Parkplätze mit Solarmodulen auszustatten. Und wenn es darum geht, den Klimawandel zu bekämpfen, kommt es nun mal auf einen schnellen und günstigen Ausbau von alternativen Energiequellen an. Es ist außerdem einfacher, einige große Solarfarmen auf Freiflächen zu verwalten als tausende kleine, die über städtische Gebieten verstreut sind.

Solarparkplätze hätten viele Vorteile

Conniff argumentiert jedoch, dass Solardächer auf Parkplätzen ebenfalls eine ganze Menge Vorteile haben. Sie nutzen Flächen, die bereits gerodet wurden, der Strom wird dort erzeugt, wo er verbraucht wird, und selbst die Beschattung von Fahrzeugen ist ein Vorteil.

Unbebautes Land ist dagegen eine Ressource, die immer knapper wird. Und die freien Flächen, die noch da sind, brauchen wir für viele andere Zwecke. Unter anderem für den Anbau von Nahrungsmitteln, als Lebensraum für Wildtiere, für die Speicherung und Reinigung von Wasser, für den Erosionsschutz und die Bindung von Kohlenstoff.

Solarenergie braucht Platz

Und der Druck auf unbebaute Gebiete nimmt zu. Nach einem Szenario des staatlichen Forschungsinstituts National Renewable Energy Laboratory (NREL) müssten die USA bis 2050 insgesamt 0,5 Prozent ihrer gesamten Landfläche für Solarfarmen freigeben, um ihren Strombedarf ausschließlich über Solarenergie zu decken.

Das NREL wies darauf hin, dies sei weniger als die Fläche, die das Land für den Anbau von Maisethanol für Biokraftstoffe nutze. Es handelt sich laut Conniff jedoch um insgesamt 4,17 Millionen Hektar. Und da es effizienter ist, Strom in der Nähe der Abnehmer zu erzeugen, könnten sich laut der NREL-Studie in einigen Bundesstaaten am Ende auf bis auf zu fünf Prozent der Fläche Solaranlagen befinden.

Würde man auch sämtliche Fahrzeuge des Landes mit Solarenergie versorgen, kämen laut Studie weitere 2 Millionen Hektar hinzu. Das wäre allerdings immer noch weniger als die 12,5 Millionen Hektar Ackerland, die 2019 für den Anbau von Maisethanol verwendet wurden.

Ökologische Probleme

Trotz des grünen Images ist die Errichtung von Solaranlagen auf unbebautem Land oft nicht viel besser, also dort neue Wohnsiedlungen zu bauen. Denn die Projektentwickler neigen dazu, die Flächen mit Bulldozern einzuebnen und die gesamte oberirdische Vegetation zu entfernen, erklärt Rebecca Hernandez, Ökologin an der University of California. Das ist schlecht für Insekten und für die Vögel, die sich von ihnen ernähren. In den Wüsten im Südwesten der USA, wo die meisten Solarparks entstehen, können deshalb auch 1.000 Jahre alte Kreosotbüsche und 100 Jahre alte Yuccapalmen verloren gehen, so Hernandez.

Und es könnte noch Schlimmeres geschehen. Das geplante 530-MW-Solarprojekt Aratina bei Boron in Kalifornien etwa würde fast 4.300 Josuabäume zerstören. Eine Baumart, die ironischerweise durch Flächenerschließungen und den Klimawandel gefährdet ist. Aktuell wird geprüft, ob Josuabäume den Status einer geschützten Baumart erhalten können. Die vom Aussterben bedrohten Wüstenschildkröten werden in Kalifornien umgesiedelt, mit unbekannten Konsequenzen, sagt Hernandez. Und der Trend, Solaranlagen in den Pufferzonen rund um Schutzgebiete zu errichten, kann Vögel und andere Wildtiere verwirren und Migrationskorridore stören.

Walmart könnte mit Solarparkplätzen 11,1 Gigawatt Solarleistung erzeugen

Parkplätze und Dächer sind dagegen reichlich vorhanden. Sie befinden sich in der Nähe der Stromkunden, sind für die Erzeugung von Solarenergie noch weitgehend ungenutzt und belegen Flächen, die größtenteils keinen biologischen Wert mehr haben. Ein typischer Walmart-Supermarkt habe beispielsweise einen zwei Hektar großen Parkplatz, schreibt Conniff. Und dieser sei eine Wüste, vor allem wenn die Sonne brennt.

Würde man den Parkplatz aber überdachen, hätte darauf eine 3-MW-Solaranlage Platz. Das zeigt eine aktuelle Studie, die von Joshua Pearce von der Western University in Ontario mitverfasst wurde. Laut Pearce könnte eine solche Anlage nicht nur den Supermarkt, die Anwohner und die darunter parkenden Autos mit Strom versorgen, sondern auch Kunden Schatten spenden. Und sie länger einkaufen lassen, während sie ihre Autobatterien aufladen.

Walmart könnte auf seinen 3.571 Supercentern in den USA Solaranlagen mit einer Gesamtkapazität von 11,1 Gigawatt installieren. Das entspricht Pearce zufolge etwa einem Dutzend großer Kohlekraftwerke. Das würde reichen, um vier dieser Kraftwerke dauerhaft abzuschalten, so Pearce. Auch dann, wenn man berücksichtigt, dass Solarstrom nicht durchgehend zur Verfügung steht.

Warum es kaum Solardächer gibt

Dennoch sind Solardächer auf den riesigen Parkplätzen der USA bisher kaum zu sehen, obwohl es erste Projekte gibt. Ein Grund ist, dass Solarparks auf bebautem Land zwei- bis fünfmal so viel kosten können wie auf Freiflächen. Um einen Parkplatz zu überdachen, braucht man Pearce zufolge eine größere Stahlkonstruktion mit einem ziemlich großen Betonfundament. „Es ist, als würde man ein Gebäude ohne Wände errichten.“

Für ein börsennotiertes Unternehmen, das auf Quartalsergebnisse fixiert ist, könne die Amortisationszeit von 10 oder 12 Jahren auch entmutigend lang erscheinen. Doch das sei die falsche Betrachtungsweise, meint Pearce. „Wenn ich Ihnen eine Rendite von über vier Prozent für eine garantierte Investition in Infrastruktur bieten kann, die mindestens 25 Jahre lang läuft, dann ist das eine kluge Investition.“

Es sei auch möglich, die initialen Kosten ganz zu vermeiden. Nämlich, indem ein Drittunternehmen oder eine gemeinnützige Organisation die Installation im Rahmen eines Stromabnahmevertrags bezahle.

Wie Lobbyverbände gegen Solarenergie kämpfen

Richard Conniff nennt noch einen weiteren Grund, warum Solardächer in den USA weiterhin selten sind. Im Jahr 2017 hat Environment America, ein Verband staatlicher Umweltorganisationen, den Bericht „Blocking The Sun“ veröffentlicht. Diesem Bericht zufolge haben Energieversorger und andere Interessengruppen aus dem Bereich fossile Brennstoffe wiederholt staatliche Maßnahmen untergraben, die Solaranlagen auf Dächern und Parkplätzen fördern würden.

Unter anderem nennt der Bericht das Edison Electric Institute, das staatliche Versorgungsunternehmen vertritt und das American Legislative Exchange Council ALEC, eine Lobbygruppe, die dafür bekannt ist, rechtsgerichtete Formulierungen in staatliche Gesetze zu schreiben. Außerdem die konservative Interessengruppe Americans for Prosperity sowie die Consumer Energy Alliance, eine Frontorganisation für fossile Brennstoffe und Versorgungsunternehmen.

Throwing Shade, ein Bericht der Non-Profit-Organisation Center for Biological Diversity aus dem Jahr 2018, untersucht die Solarpolitik verschiedener US-Bundesstaaten. Der Bericht nennt 10 Bundesstaaten, die Solaranlagen auf Dächern aktiv behindern. In diesen Staaten – Alabama, Florida, Georgia, Indiana, Louisiana, Oklahoma, Tennessee, Texas, Virginia und Wisconsin – befindet sich ein Drittel des amerikanischen Dach-Solarpotenzials. Doch 2017 waren nur 7,5 Prozent davon realisiert.

Stattdessen behindern diese Bundesstaaten den Ausbau von Solarenergie. Das tun sie, indem sie Haus- und Grundstückseigentümern die Installation von Solaranlagen und deren Anschluss ans Stromnetz erschweren. Oder indem sie Dritten verbieten, für die Installation zu bezahlen. In den meisten dieser Bundesstaaten gibt es keine Regelungen zum Net Metering, also kein Modell zur Vergütung von Strom aus kleinen Solaranlagen. Diese Staaten schränken auch die Möglichkeit ein, tagsüber erzeugten Überschuss-Strom ins Netz einzuspeisen und mit der zu anderen Zeiten bezogenen Energie zu verrechnen. In den meisten Bundesstaaten gibt es zudem keine Regelungen, die Versorgungsunternehmen dazu verpflichten, einen Teil ihres Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen oder zu beziehen.

Es ist jedoch möglich, solche Vorschriften zu kippen, wie Conniff darlegt. Im Jahr 2015 drängte ein Energieversorger aus Nevada die zuständige Regulierungsbehörde Public Utilities Commission dazu, Maßnahmen zu genehmigen, die die Nutzung von Solarenergie auf Dächern bestraften. Die Gegenwehr der Wähler führte jedoch dazu, dass die Legislative die Kommission mit einem einstimmigen Votum überstimmte. Solarfreundliche Vorschriften wurden wieder eingeführt.

Es braucht gezielte Anreize

Und Bürger könnten laut Richard Conniff sogar noch einen Schritt weiter gehen. Sie könnten staatliche und lokale Regierungen dazu drängen, bessere Standorte für Solaranlagen zu fördern, mit Steuererleichterungen für Dach- und Parkplatzsolaranlagen. Und für Solaranlagen, die mehrere technische und ökologische Vorteile bieten, sagt auch die Ökologin Rebecca Hernandez.

Dies könnten zusätzliche staatliche Anreize für den Bau von Solarparks auf Industriebrachen, stillgelegten Mülldeponien oder auf degradiertem Ackerland sein. Laut einer Nature-Studie von 2019 nehmen degradierte Gebiete in den USA eine Fläche ein, die doppelt so groß ist wie Kalifornien. Mit Solaranlagen ausgestattet, könnten diese Flächen über Drittel des Strombedarfs der USA decken.

Auch neue Technologien könnte man so fördern. Die „Floatovoltaik“, also schwimmende Solarzellen auf Binnenkanälen, Klärteichen und anderen Gewässern, ist billiger zu installieren. Wegen der natürlichen Kühlung ist sie auch effizienter. Schwimmende Solarmodule helfen unter bestimmten Umständen auch der Tierwelt, da sie Reiher, Lappentaucher, Kormorane und andere Wasservögel anlocken. Der Grund ist vermutlich, dass der Schatten der Module Fische anzieht.

Solche gezielten Anreize könnten auch für landwirtschaftliche Betriebe gelten. Beispielsweise in trockenen, unrentablen Ecken von Feldern mit riesigen Bewässerungssystemen oder auf Feldern mit schattentoleranten Pflanzen. Ein solches Förderprogramm gibt es bereits in Massachusetts. Es zielt auf Solarfarmen ab, die mit Bestäuberpflanzen gekoppelt oder für die Beweidung durch Schafe ausgelegt sind.

Es ist zwar möglich, dass bestimmte Beschränkungen für die Errichtung von Solarfarmen folgen werden. Vor allem in Gegenden, die sich bereits über den Verlust von Ackerland durch neue Wohngebiete sorgen. Conniff hält dies jedoch für unwahrscheinlich. Es sei wahrscheinlicher, dass die Bundestaaten dem Beispiel Kaliforniens folgen werden. Dort geben Gebäuderichtlinien für den „Netto-Null-Energieverbrauch“ und die wirtschaftlichen Gegebenheiten nun vor, dass fast alle neuen Geschäfts- und Wohngebäude von Anfang an mit Solarenergie ausgestattet sind.

In diesem Szenario werden Parkplätze, die lange die Budgets des Einzelhandels belastet und das Stadtbild verschandelt haben, mit Verspätung ihren Teil zur Energieerzeugung beitragen. Und die Welt beschatten, wenn nicht sogar retten, schließt der Autor.

Quellen / Weiterlesen

Why Putting Solar Canopies on Parking Lots Is a Smart Green Move | Yale
Bildquelle: Wikipedia – Baka-charging-station.jpg: Sass Peress, Renewz Sustainable Solutions Inc.derivative work: Mariordo, CC BY-SA 3.0
Vorheriger ArtikelTritium Schnellladesäulen: Werk in den USA eröffnet
Nächster ArtikelEcobat Resources: Mehr Energieeffizienz durch Strom aus Abwärme
Stephan Hiller
Stephan Hiller ist Betriebswirt (Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin und in Cambridge, UK) mit umfangreicher Geschäftsführungs- und Start-Up Erfahrung. Er hat sich erfolgreich darauf spezialisiert, den Finanzbereich und das Controlling junger Unternehmen operativ zu betreuen und Start-Ups strategisch sowie in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Finanzen zu beraten. Er verfügt über umfassende kaufmännische Erfahrungen, die er durch mehrjährige Berufstätigkeit für internationale Unternehmen im In- und Ausland aufgebaut hat. Hierunter waren u.a. Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Automobilindustrie, Solarmodulhersteller und Projektentwickler aus dem Bereich erneuerbare Energien. Weiterhin hat er mehrere Unternehmensgründungen im Bereich erneuerbare Energien initiiert und erfolgreich mit aufgebaut. Stephan hat zusammen mit Ajaz Shah energyload.eu im Oktober 2013 gegründet.

2 Kommentare

  1. Land ist nich vermehrbar!
    Für eine nachhaltige Nutung kann der Landverbrauch nur durch Mehrfachnutzung erfolgreich sein.
    Gerade Supermärkte sind dazu prädestiniert, wenn man nur ein mehrgeschossige Nutzung der Bodenfläche zulässt:
    Erdgeschoss: Verkaufs- und Lagerfläche, Parkraum
    Obergeschoss: Büros und Verwaltungsräume und Nutung für Kultur, Bildung Veranstaltunge
    2. Obergeschoss: Wohnungen
    Dachbegrünung mit PV-Überdachung mir Freiflächen für die Bewohne mit Projekten (Urban Gardening)
    Die PV Anlagen mit z.B. RedoxFlow Batterien mit unreirdischen Tanks koppeln und so weitestgehens Energieautark zu sein.
    So kann der Flächenverbrauch

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein