Elektrobus: Praxistest in den USA über 2.700 Kilometer

In den USA hat ein Praxistest gezeigt, dass Elektrobusse längst langstreckentauglich sind.

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Mit dem Elektrobus von Newark nach Seattle und zurück: Das Transportunternehmen MTRWestern hat an der Westküste der USA eine bisher beispiellose Langstreckenfahrt durchgeführt. Der Test sollte unter anderem zeigen, ob das öffentliche Ladenetz auf große Elektrobusse vorbereitet ist.

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Für die Testfahrt nutzte MTRWestern den elektrischen Reisebus Van Hool CX45E des Herstellers ABC Companies. Für die Demonstration legte der Bus 2.700 Kilometer zurück: Der Einsatz startete in Newark, Kalifornien und führte nach Seattle im Bundesstaat Washington und wieder zurück. Auf verschiedenen Etappen der Strecke waren unterschiedliche Fahrgastgruppen an Bord.

450 Kilometer Reichweite mit einer Ladung

Die Strecke führt durch anspruchsvolles Gelände mit Höhen von bis zu 1.700 Metern durch den Nationalpark Cascade-Siskiyou National Monument. Während der Fahrt wurden kontinuierlich Daten zum Verbrauch, den Laderaten und der Stromrückgewinnung erhoben.

Die Geschwindigkeit lag bei durchschnittlich 87 km/h, und die Reichweite zwischen den Ladepausen betrug im Schnitt 450 Kilometer. Der Gesamtenergieverbrauch lag bei 3.400 Kilowattstunden Strom. Damit wurden während der Fahrt über 1.100 Liter Diesel und 2,3 Tonnen CO2 eingespart.

Viele Ladestationen noch nicht auf große E-Busse vorbereitet

Der Elektrobus wurde an öffentlichen Ladestationen aufgeladen und lieferte so auch Erkenntnisse zum Ladenetz. Die Stationen standen in regelmäßigen Abständen zur Verfügung, und die Ladezeiten seien kürzer als geplant gewesen, teilte ABC mit: Das Aufladen dauerte zwischen 2,5 und 3 Stunden. Allerdings waren nicht alle Standorte für große Fahrzeuge ausgelegt. Zwar konnte der Bus geladen werden, doch die räumliche Anordnung vieler Stationen war nicht für so große Fahrzeuge geeignet.

„Größe und Layout der Ladestationen sind im Allgemeinen nicht für ein Nutzfahrzeug dieser Größe geeignet“, erklärt Todd Paulson von MTRWestern. „Das zeigt die Notwendigkeit, größere Parkplätze mit großem Wendekreis oder Durchfahrtsmöglichkeiten einzurichten. Bei der Planung zukünftiger Ladeeinrichtungen sollten Anbieter die Fortschritte in dieser schnell wachsenden Branche berücksichtigen“, sagte Paulson.

Begeisterte Fahrgäste und Fahrer

Den Passagieren hat der Trip im Elektrobus aber offenbar Spaß gemacht. „Unsere Gruppen waren sehr begeistert, elektrisches Fahren selbst zu erleben und ihr Feedback liefert uns wichtige Hinweise bei der Integration von E-Fahrzeugen in unsere Flotte“, sagte Todd Paulson. „Fahrgäste und Fahrer waren gleichermaßen beeindruckt von der unglaublich ruhigen Fahrt, und unsere Fahrer waren besonders zufrieden mit dem sanften Fahrverhalten und der Leistung des Busses, vor allem bei Höhenunterschieden“, so Paulson weiter.

Der Hersteller ABC zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden mit den Ergebnissen des Praxistests. „Diese Busse halten, was sie versprechen – Punkt“, sagte Roman Cornell, President und Chief Commercial Officer bei ABC. Er sei mehrfach gefragt worden, ob man einen Weltrekord aufstellen wollte. „Die Wahrheit ist, dass wir ständig unsere eigenen Rekorde brechen, indem wir den Van Hool CX45E und den kommenden Van Hool TDX25E Doppeldeckerbus quer durchs Land transportieren und dabei das bestehende, öffentlich zugängliche Netz nutzen“, sagte er. „Unser anhaltender Erfolg mit dem elektrischen Antriebsstrang von Proterra verschiebt die aktuellen Grenzen für emissionsfreies Reisen mit Reisebussen und macht Behauptungen oder Rekorde irgendwie irrelevant.“

Quellen / Weiterlesen

Praxistest in den USA: Reisebus legt 2700 Kilometer elektrisch zurück | Trends der Zukunft
MTRWestern and ABC Travel 1700 miles in Van Hool CX45E | ABC Companies
Bildquelle: © ABC Companies

3 Kommentare

  1. „Damit wurden während der Fahrt über 1.100 Liter Diesel und 2,3 Tonnen CO2 eingespart.“

    Genial, was in diesem Paralleluniversum so alles möglich ist. Nicht nur, dass dort Energie erneuerbar ist – nein, man spart dort auch CO2 ein, indem man zusätzlich in der Gegend herum fährt. (Und den Energiemix bei der Stromerzeugung in den USA kehren wir lieber ganz unauffällig unter den Teppich.)

    Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass man dort auch Stroh zu Gold spinnen kann. (Wobei – aus ökonomischer Sicht wäre das wohl mindestens so verheerend wie der sogenannte Klimaschutz es für die Umwelt ist.)

    „Für die Demonstration legte der Bus 2.700 Kilometer zurück […] Die Geschwindigkeit lag bei durchschnittlich 87 km/h, und die Reichweite zwischen den Ladepausen betrug im Schnitt 450 Kilometer. […] Das Aufladen dauerte zwischen 2,5 und 3 Stunden.“

    Hmmm, für die 2.700 km musste also mindestens 6 mal geladen werden, was insgesamt mindestens etwa 16,5 Stunden dauerte. Dennoch hat man die Strecke mit einem Schnitt von 87 km/h zurück gelegt, also in nur 31 Stunden. Das bedeutet, dass der Bus zwischen den Ladepausen im Schnitt mit mindestens 186 km/h gefahren sein muss. So eine Demonstration wäre also auf deutschen Autobahnen definitiv nicht erlaubt gewesen. Hier hätte die Fahrt wohl eher 47,5 Stunden gedauert und man wäre somit auf einen Schnitt von nur 57 km/h gekommen. Da wäre also sogar die gute alte Dampfeisenbahn deutlich schneller gewesen (und bei Befeuerung mit Scheidholz oder Holzkohle ist die bekanntlich sogar tatsächlich CO2-neutral).

  2. Lieber Herr Hentinger,
    Sie haben alle Fehler gefunden. Die langfristige Perspektive und Zielsetzung keine fossilen Primärquellen verwenden zu wollen haben Sie sicher verstanden. Und ja, Fortschritt ist nicht perfekt, und nicht von heute auf morgen. Wichtig ist, wie ich finde, dass der Strommix tendentiell weniger fossil beinhaltet.

    Ich würde mir wünschen Sie könnten in den Aussendungen der Öl und Gaskonzerne auch so viele Fehler finden und deren Greenwashing kritisieren. Diese Lobby belügt uns ja ständig und hat uns mit deren Geldgier da hingebracht wo wir jetzt stehen. Der Aufwand jetzt auf erneuerbare oder solare Energiequellen umzusteigen ist enorm. Leider sind die Gewinne privatisiert die Folgen nicht.
    Danke für Ihre Mitwirkung.

  3. @Hentinger:

    Kleiner Rechenfehler bei Ihnen: es müsste nur 5 statt 6 mal nachgeladen werden, da der Bus ja höchstwahrscheinlich mit vollem Akku gestartet ist und nicht mit leerem Akku 😉

    Und dann frage ich mich in welcher Welt Sie leben, wo ein Reisebus 31h am Stück unterwegs sein muss? Das wäre 1) für den Fahrer nicht erlaubt (und auch nicht gesund und sicher) und 2) für die Gäste nicht besonders angenehm. Ein realitätsnahes Szenario wäre, dass Fahrer und Bus irgendwann mal übernachten und schlafen. In dieser Zeit kann entspannt geladen werden ohne dass man 1 min Zeit verliert. Und zwischendurch wollen sich die Fahrgäste vielleicht auch mal eine Sehenswürdigkeit anschauen oder Mittagspause machen, es ist ja immerhin ein Reisebus. Und auch hier kann man den Bus 2h aufladen ohne Zeit zu verlieren. Man hätte somit bei einer typschen oder evtl. leicht angepassten Ablaufplanung keine Einbußen, was die Zeit betrifft.

    Wenn man nun noch berücksichtigt, dass die Ladegeschwindigkeiten für Busse deutlich erhöht werden (siehe MCS Standard) verkürzt sich die Ladedauer massiv und man ist vollkommen alltagstauglich. Und selbst wenn nicht, wären die geringen zeitlichen Einbußen allemal akzeptabel, wenn man im Gegenzug deutlich emissionsärmer unterwegs ist, als mit einem Dieselbus. Ein „weiter so“ ohne auch nur die kleinste Anpassung/Einschränkung im Alltag kann es eben nicht geben, wenn wir für zukünftige Generatonen noch etwas Lebensqualität erhalten möchten. Dass das dem Ego-Hentinger komplett egal ist und er deshalb alles leugnet und verdreht, brauchen Sie uns nicht erneut episch darlegen. Bitte wirklich nicht, danke!

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