Verschiebt sich der Produktionsstart von Tesla in Grünheide noch weiter? Der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach hält für möglich, dass es mit dem Start im Juli wieder nicht klappt, denn die endgültige Baugenehmigung für die Autofabrik liegt noch nicht vor. Naturschützer haben außerdem Widerspruch gegen Bauarbeiten für einen temporären Autobahnanschluss eingelegt.
Theoretisch kann das Projekt noch scheitern
In einem Interview mit rbb24 äußerte sich Jörg Steinbach über den Stand der Dinge bei Teslas deutscher Gigafactory, die östlich von Berlin entsteht. Er nennt manches „gewöhnungsbedürftig“, denn aktuell baut Tesla auf eigenes Risiko mit einer vorläufigen Genehmigung. Kommt die endgültige Baugenehmigung nicht, müsste der Autobauer theoretisch alles wieder abreißen lassen. Damit rechnet Jörg Steinbach aber nicht.
„Die Maxime muss sein, dass die Genehmigung gegen zu erwartende gerichtliche Anfechtungen besteht“, sagte Steinbach. Das sei im Interesse des Investors und des Landes. „Ich will Verzögerungen im Produktionsbetrieb nicht ausschließen“, sagte der Minister. Aber Tesla habe sie offiziell nicht mitgeteilt.
NABU und Grüne Liga gehen gegen Bauarbeiten vor
Ursprünglich sollte die Baugenehmigung schon letzten Sommer vorliegen, doch Einwände von Naturschützern und Anwohnern mussten geprüft und ausgewertet werden. Das verzögerte den Ablauf um mehrere Monate. Jetzt haben die Naturschutzverbände NABU und Grüne Liga beim Landkreis Oder-Spree Widerspruch eingelegt. Er richtet sich gegen die Bauarbeiten für einen temporären Autobahnanschluss für das Fabrikgelände.
Konkret geht es dabei um den Lebensraum von Schlingnattern und Zauneidechsen. Wie Michael Ganschow von der Grünen Liga dem rbb sagte, überwintern Schlingnattern in Mäuselöchern oder anderen Hohlräumen in der Erde. Solche Hohlräume mit Nattern könnten auf dem Gelände der geplanten Abfahrt nicht ausgeschlossen werden. Deshalb dürfe der Waldboden vorerst nicht abtransportiert werden. Zudem würden Lebensräume von Zauneidechsen zerstört und nicht ausreichend an anderer Stelle ersetzt.
Offizieller Widerspruch würde Bauarbeiten verzögern
Wie die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Oder-Spree dem rbb mitteilte, war der Widerspruch am Dienstag, den 17.02.2021 noch nicht eingegangen. Die Behörde bestätigte aber, dass die Bauarbeiten sofort unterbrochen werden müssen, sobald das Dokument eingeht. Anschließend entscheidet die Behörde über den Widerspruch.
Tesla baut den Anschluss auf eigene Kosten
Der geplante Autobahnanschluss soll es vor allem LKW ermöglichen, das Tesla-Gelände schnell zu erreichen. Er führt vom Berliner Autobahnring A10 zum Gelände, ist aber nur vorübergehend genehmigt. Tesla baut den temporären Anschluss auf eigene Kosten, um Zeit zu sparen. Im Bebauungsplan ist perspektivisch eine reguläre Autobahnabfahrt enthalten, deren Genehmigung und Bau laut rbb aber mehrere Jahre dauern dürfte.
Von Anfang an hatte Tesla in Grünheide mit Gegenwind zu kämpfen, im letzten Jahr gingen über 400 Einwendungen gegen die Fabrik ein. Sie drehten sich um einen hohen Wasserverbrauch, die Versalzung des Grundwassers, Naturschutz und befürchtete Verkehrsprobleme.
Quellen / Weiterlesen
Wirtschaftsminister Steinbach: „Ich will Verzögerungen bei Tesla nicht ausschließen“ | rbb 24
Tesla-Produktionsstart in Brandenburg könnte sich verzögern | Handelsblatt
Bildquelle: Ralf Roletschek, CC BY-SA 1.0 FI, via Wikimedia Commons