Solar-Mülleimer in Basel rufen selbst die Müllabfuhr

Die Stadt Basel will Zeit und Geld sparen und hat neue Solar-Press-Mülleimer bestellt. Dafür erntet sie gerade Spott und Kritik.

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Im schweizerischen Basel rufen die Mülleimer künftig selbst die Müllabfuhr, wenn sie voll sind. Die Stadt will alle öffentlichen Mülleimer durch Solar-Mülleimer ersetzen, die den Abfall zudem selbst pressen. Einigen Baselern gefallen die Pläne aber gar nicht.

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Solar-Mülleimer müssen viel seltener geleert werden

Die Stadtverwaltung von Basel hat bereits 160 der neuen Solar-Mülleimer installiert. Nach und nach will man alle 1.000 städtischen Mülleimer durch die moderneren Modelle ersetzen. Das größte Modell hat 240 Liter Fassungsvermögen und kann den Abfall so pressen, dass 1.000 Liter Platz haben, somit muss die Müllabfuhr viel seltener anrücken. Die Eimer übermitteln ihre aktuellen Füllstände zudem automatisch an die Stadtreinigung. Das soll 1,5 Millionen Franken im Jahr sparen.

Hohn und Spott im Internet

So praktisch das auch klingt, in der Baseler Bevölkerung kommen die neuen Mülleimer nicht gut an. Sie sorgen für Spott und Ärger, vor allem wegen ihrer Optik: „Blechpolizisten für den Langsamverkehr“, „Abhörstation aus dem Kalten Krieg“, „So richtig hässlich. Ein Verbrechen“ ist auf Facebook zu lesen. Auch der Baseler Politiker Stefan Wittlin und der Verein Basler Heimatschutz kritisieren, dass die Mülleimer nicht ins Stadtbild passen.

Nicht für alte oder behinderte Menschen geeignet

Doch auch die Handhabung der Kübel sorgt für Kritik. Sie sind relativ hoch und um Müll einzuwerfen, muss eine Klappe geöffnet werden. „Gerade Leute mit Erkrankungen, bei denen die Beine und der Oberkörper betroffen sind und die deshalb auf den Rollstuhl angewiesen sind, haben keine Chance, den Eimer zu öffnen. Ebenso wie Menschen, die kleinwüchsig oder durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt sind“ sagt Markus Schley, der selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist, der Baseler Zeitung bz.

Auch für alte Menschen sei das Öffnen der Klappe eine Herausforderung, es brauche viel Kraft, sagte Schley. Die Mülleimer seien außerdem zu teuer: Pro Mülleimer gibt die Stadt Basel 3.000 Franken aus. „Wenn die Stadt solche Investitionen tätigt, sollte sie an alle denken und vor allem auch die Behinderten berücksichtigen“, so Markus Schley.

Der Preis war ausschlaggebend

Die Verantwortlichen bei der Stadtreinigung räumten bereits ein, dass der Solar-Mülleimer in punkto Behindertengerechtigkeit nicht das optimale Modell sei, doch man habe ihn vorher mit dem Behindertenforum Basel getestet. Letzten Endes habe der Preis entschieden. Das Modell, das besser für behinderte Menschen geeignet gewesen wäre, wäre noch teurer gewesen. Ob die Stadt Basel jetzt trotz der Kritik alle 1.000 Mülleimer durch die Solarmodelle ersetzt, ist unklar.

Quellen / Weiterlesen

Neue Abfallkübel pressen den Abfall selber | Kanton Basel-Stadt
Solar-Mistkübel melden, wenn sie voll sind | energie:bau
Streit um die Hightech-Mülleimer: Erkrankte können sie nicht öffnen | bz
«Sind das Blechpolizisten für den Langsamverkehr?» | 20min.ch
Bildquelle: © Kanton Basel-Stadt
Ajaz Shah ist seit 2010 im Bereich der erneuerbaren Energien in der Projektfinanzierung und dem Projekmanagement für verschiedene Unternehmen tätig. Er arbeitete an Solar- und Windprojekten mit einer Gesamtkapazität von mehr als 50 MW in Deutschland, Spanien, Italien, Großbritannien, Tschechien und Frankreich mit. Daneben ist er freiberuflich im Online Marketing tätig. Ajaz hat zusammen mit Stephan Hiller energyload.eu im Oktober 2013 initiiert.

5 Kommentare

  1. Eine tolle Idee! Aber wie immer gibt es sofort Leute, die was dran auszusetzen haben. Argumente, die die reine Optik betreffen, lasse ich nicht gelten, denn das ist immer Geschmackssache. Sind überquellende offene Mülleimer besser, wo dann der Wind die Pappbecher verbläst und Tiere sich in der Nacht dran zu schaffen machen?
    Die Behinderten-Eignung IST natürlich ein Argument. Da finde ich es schade, dass die Stadtverwaltung rein nach den Kosten entschieden hat. Vielleicht hätte man den Hersteller des besser geeigneten Modells im Preis drücken können, vielleicht kann man im Rahmen der Erprobung ja auch an einen Modell-Mix denken?
    Wenn ich an die „Wertstoffinseln“ bei uns in München denke (die seit Jahren ein ständiges Ärgernis sind): Da schafft es wohl auch kaum ein Rollstuhlfahrer oder Halbseitig Gelähmter, seine Flaschen einzuwerfen, geschweige denn, seinen Verpackungsmüll reinzustopfen. Gut: Negativbeispiele sollen kein Argument dafür sein, dass man nicht versuchen sollte, es besser zu machen. Aber sie relativieren vielleicht die Kritik einiger Basler.

  2. wo für behinderten gerecht ? die wollen doch immer als vollwertige wahrgenommen werden .. daher nix da wenns net rauf glangen solls wem um hilfe bitten und wenn nicht müll nachhause mitnehmen

  3. @tom: selten einen so abfälligen, überheblichen und zynischen Beitrag gelesen. Widerlich. Wenn Du morgen durch einen Unfall oder eine Krankheit selbst behindert bist, hoffe ich, dass Dein Umfeld nicht genauso denkt.

    Barrierefreiheit nützt Allen. Und da ist es sehr enttäuschend, dass gerade das nicht besonders arme Basel da auf Kosten Benachteiligter spart.

    Wie die „Kritiker“ allerdings auf „Blechpolizisten für den Langsamverkehr“ oder „Abhörstation aus dem Kalten Krieg“ kommen? Sind da Kameras eingebaut? Oder fürchten die Leute, dass ihnen beim Befüllen der Mülleimer Chips implantiert werden?

  4. Grundsätzlich eine gute Idee aber eine unreife Lösung. Diese ist nicht verfassungskonform (siehe unten). – Der Heimatschutz sollte nicht mäcker sonder einen besseren Vorschlag bringen – denen ist wohl langeilig. Mir jedenfalls lieber, wie überfüllte Abfalleimer und Bierflaschen in den Vorgärten. – Weiter wäre es eine Bagatell, diese Eimer mit einem sich automatisch, über Sensoren gesteuerten, öffnenden und schliessenden Deckel zu versehen.
    Weiter sind die Verantwortlichen und der Herstelle gebeten, dies Eimer mit den neun INSOLIGHT Solarzellen auszurüsten, die in Lausanne entwickelt wurden.
    Art. 8 Rechtsgleichheit

    1 Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

    2 Niemand darf diskriminiert werden, namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts, des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religiösen, weltanschaulichen oder politischen Überzeugung oder wegen einer k ö r p e r l i c h e n, geistigen oder psychischen Behinderung.

    3 Mann und Frau sind gleichberechtigt. Das Gesetz sorgt für ihre rechtliche und tatsächliche Gleichstellung, vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit. Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit.

    4 Das Gesetz sieht Massnahmen zur B e s e i t i g u n g von Benachteiligungen der Behinderten vor.
    Siehe auch Präambel!

  5. Sehr geehrte Damen und Herren,
    Ich beziehe mich auf Ihren Beitrag vom 18. 01. 2021 Solar-Mülleimer in Basel.
    Seit vielen Jahren beschäftige ich mich schon mit der Reduzierung von Klimagasen. ( Präsentation )
    Elon Musk hat einen Preis zur Filterung von CO2 aus der Luft ausgeschrieben das ist sehr gut. Aber ist es nicht besser und sinnvoller zuerst die Vermeidung von CO2 anzustreben bevor man dann die Treibhausgase mit viel Aufwand, hohen Kosten und enormen Energieverbrauch aus der Atmosphäre zu fangen. Jede Tonne, die bei ihrem Ursprung nicht produziert wird, muß auch nicht mit einer Umweltsteuer belastet werden.
    Es würde mich freuen, wenn Sie sich die Präsentation anschauen und mir eine Antwort zukommen lassen.

    Mit freundlichem Gruß
    Ewald Wagner

    https://docs.google.com/presentation/d/1igkkR986mBdmODba50gqpWPPxMCdKeCT78qWCrMuzf0/edit?usp=sharing

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