Power-to-Gas-Anlagen von Electrochaea

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Die bayrische Kleinstadt Pfaffenhofen ist ein Musterbeispiel der Energiewende: Die Bürgerenergiegesellschaft BEG erzeugt mit eigenen Wind- und Solarparks bereits einen guten Teil des nötigen Stroms für den Ort. Überschüssige Energie geht bisher ins öffentliche Netz – doch sie soll über eine Power-to-Gas-Anlage künftig auch lokal genutzt werden. Das Projekt „Infinity 1“ wird dabei ein patentiertes biologisches Verfahren des Münchener Cleantech-Unternehmens Electrochaea nutzen.

Mikroorganismen erzeugen Biomethan

Bei diesem Verfahren wird mithilfe von überschüssigem Strom aus Wind und Sonne zunächst über Elektrolyse Wasserstoff hergestellt. In einem Bioreaktor wird Kohlendioxid hinzugefügt, das in diesem Fall ein Abfallprodukt aus der Pfaffenhofener Kläranlage ist und sonst direkt in die Atmosphäre abgegeben würde. Urzeit-Mikroorganismen, sogenannte Archaeen, erzeugen aus beiden Stoffen Biomethan. Die Technik stammt von Electrochaea. Das Unternehmen setzt das neuartige Verfahren bereits in einer Pilotanlage in Dänemark ein. Eine weitere Anlage befindet sich in den USA, Anlagen in der Schweiz und in Ungarn sind in Planung. Bis 2025 will Electrochaea Power-to-Gas-Anlagen mit mehr als 1.000 MW Gesamtleistung installieren.

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Noch ist das Ganze ein Nischenmodell

Die Mikroorganismen im Reaktor sind flexibel einsetzbar, was die Power-to-Gas-Anlage sehr reaktionsschnell macht. Erhalten die Bakterien kein Futter, gehen sie in den Ruhezustand und erneuern sich zudem immer wieder von selbst. Die Kosten sind deshalb im Vergleich zu einem chemischen Katalysator sehr gering.

Neben Klärwerksbetreibern ist die Technologie auch beispielsweise für Betreiber von Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken mit einem hohen CO2-Ausstoß interessant. Damit das Ganze zum Geschäftsmodell außerhalb der Nische wird, müssen sich allerdings die Rahmenbedingungen ändern, erklärt Doris Hafenbradl, die Technische Direktorin von Electrochaea, im Interview mit energate messenger. Noch seien die Gestehungskosten abhängig vom Strompreis, man hoffe darauf, dass für die Anlagen die EEG-Umlage entfällt. Auch eine Förderung für die Dekarbonisierung von Gas in der Mobilität nach dem Vorbild von Kalifornien sei möglich. Auch wichtig sei der Preis für CO2-Emissionen, dieser müsse deutlich steigen, erklärt Hafenbradl.

In Pfaffenhofen könnten alle Stadtbusse versorgt werden

Das mit der Methode von Electrochaea erzeugte Biomethan ist sehr rein und kann ohne Aufbereitung sofort ins Gasnetz eingespeist oder gespeichert werden. Die Bürgerenergiegesellschaft BEG rechnet vor, dass 250 Gasautos oder alle Stadtbusse damit angetrieben werden könnten. Dieses Projekt sei einmalig in Deutschland, heißt es. Werden alle Genehmigungen erteilt, könnte Pfaffenhofen ab 2020 über 600.000 Kubikmeter Biomethan im Jahr produzieren. Den Berechnungen der BEG zufolge soll sich das Projekt im Betrieb selbst finanzieren. Der örtliche Audi-Händler ist ebenfalls interessiert: Er hat das Erdgasauto Audi g-tron bereits im Angebot.

Quellen / Weiterlesen:
Electrochaea baut Power-to-Gas-Anlage in Pfaffenhofen | Munich Startup
Biologische Methanisierung im Großmaßstab | energate messenger
Pfaffenhofen gibt Gas – erneuerbar | Donaukurier
Hafenbradl: „Wir reden auch mit Kohlekraftwerksbetreibern“ | energate messenger
Bildquelle: © Electrochaea GmbH

Nach Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre und Promotion zum Thema „Outsourcing von Dienstleistungen“ an der Universität Regensburg war Johann Nagengast in verschiedenen internationalen Unternehmen in führenden Positionen tätig. Seit 2001 ist er Professor für Internationales Management und Project Management an der Technischen Hochschule Deggendorf. Als Trainer, Coach und Berater ist er intensiv in verschiedenen internationalen Projekten tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der praxisnahen und pragmatischen Vermittlung und unternehmensspezifischen Anwendung aller Aspekte des Projektmanagements.

4 Kommentare

  1. Schönes Ding – leider liest man seit Jahren von so tollen Sachen, immer wieder werden sagenhafte Pilotprojekte präsentiert. Wir probieren hier, wir probieren da, aber so richtig kommt nichts zustande bzw. setzt sich durch – gegen was auch immer! Nach all diesen Nachrichten sind die Probleme der volatilen EE bereits gelöst – doch in der Realität wird permanent gejammert und gezagt, weil alles nicht praktikabel und viel zu teuer sei. Na los, dann macht doch mal, Leute!!!!

  2. Alles ist anfangs „viel zu teuer“, bis es im Massenmarkt ist. Ein Auto in Einzelanfertigung ist auch unbezahlbar.

    Windgas, ob H2 oder Methan, ist nur – aber immerhin – für saisonale Speicherung geeignet, also um den Sommerüberschuss in den Winter zu retten.

    Warum man aber aus H2 noch CH4 machen muss? Das gibt wieder Verluste, und das gebundene C wird beim Verbrennen oder in der Brennstoffzelle eh wieder frei.

  3. Hallo Alex1: Sie fragen, warum aus H2 CH4 gemacht wird: Aus mehreren Gründen: Methan ist viel leichter zu händeln! Es ist lange nicht so diffusionsfähig wie H2. Es kann ohne Limit ins Deutsche Erdgasnetz eingespeist werden. Das gebundene CO2 wird wieder frei – richtig! Das ist das Prinzip der Verwendung von vilen EE. Bei der verbrennung von Holz wird auch CO2 freisgesetzt – aber es ist kein FOSSILES CO2 – das ist der Unterschied! Rein bilanziell steigt in diesem Fall durch die Energiegewinnung aus Holz, Pellets, Biogas und Windgas, welches von H2 auf CH4 carbonisiert wurde, der CO2-gehalt der Atmosphäre NICHT an! Der Energieverlust bei der Carbonisierung des H2 ist tatsächlich signifikant (nochmal 15-30%?), aber die Theorie ist, dass man (dann) genug EE aus Wind und Sonne hat, um mit den Überschüssen solche „Hybridkraftwerke“ zu betreiben.
    Die Viosion ist, dass ALLES mit Strom aus EE betrieben wird: Mobilität, Heizungen (Wärmepumpen) und das, was man heute auch schon mit Strom macht. Da braucht es noch einen Riesenzubau an WKAs, PV und Solarthermie – aber NUR das ist konsequent und 100% Klimaschutz!

  4. Ja, durch die bessere Kompatibilität kann CH4 besser ins bestehende Gasnetz. H2 geht m.W. bis 5% ohne Probleme. CH4 wäre dann also für die noch längerfristigere Glättung bzw. der Anker, wenn nicht mehr H2 ins Gasnetz gemischt werden kann.

    Das Problem aller „Bio“-Energie vom Acker ist, das zum Einen wertvolle Landfläche verloren geht (entweder für Nahrungsmittel oder für Naturreservate oder für die 100-mal effizientere Solarenergie, wenn man Biosprit mit eAuto vergleicht) und dass zum Anderen der Prozess der Verwertung jede Menge Energie schluckt.

    Hat aber mit Windgas erst einmal nichts zu tun.

    Und ja, perspektivisch muss Alles über regenerative Energie, am besten Strom, gehen!

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