Solarstraßen in Frankreich: Ist das sinnvoll?

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solarstrassen-frankreich-sinnvollWie wir im Februar berichtet haben, sollen in Frankreich in den nächsten 5 Jahren insgesamt 1.000 Kilometer Straße mit Solarmodulen gepflastert werden. Die „Wattway“-Module des französische Bauunternehmens Colas werden auf den vorhandenen Straßenbelag aufgebracht und sollen stabil genug sein, um der Belastung durch Fahrzeuge standzuhalten. Der erzeugte Strom soll bis zu 5 Millionen Haushalte und Unternehmen mit Strom versorgen. Die französische Regierung plant, das Projekt über eine Erhöhung der Benzinsteuer zu subventionieren. Doch warum werden Solarmodule eigentlich ausgerechnet auf Straßen verlegt? Mit dieser Frage haben sich der französische Journalist Olivier Daniélo und Richard Robert, geschäftsführender Direktor beim Magazin Paris Tech Review, beschäftigt.

Frankreich hat genug ungenutzte Flächen für Solarmodule

In einem Artikel im Paris Tech Review stellen sie die Frage, ob es in Frankreich nicht genug Platz für Solaranlagen gibt, so dass man auf die Straße ausweichen muss. Das kann es nicht sein, meinen sie: Gerade wurde in Südfrankreich der größte Solarpark Europas mit einer Leistung von 300 Megawatt in Betrieb genommen. Dieser nimmt eine Fläche von 2,6 km² ein und wird voraussichtlich 0,34 Terawattstunden (TWh) Strom pro Jahr produzieren. Der komplette Energiebedarf des Landes liegt bei 500 TWh pro Jahr, so dass weniger als 1.000 km² ausreichen würden, um ein Viertel dieses Bedarfs mit Solarstrom zu decken, rechnen Daniélo und Robert vor.

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Und dieser Platz ist vorhanden: Landwirtschaftliche Brachen, nicht überdachte Parkplätze, Dächer, Flugzeughallen und Gewässer bieten viele Tausend Quadratkilometer ungenutzte und für Solarmodule geeignete Fläche. Und die Nutzung dieser Flächen hätte noch andere Vorteile: In der Landwirtschaft wachsen einige Pflanzen besser mit Überdachung, auch Tiere wären vor Wind und Wetter geschützt. Bauern könnten mit Solarmodulen zusätzliches Einkommen generieren, was Agrarsubventionen einsparen könnte, führen Daniélo und Robert aus. Die Nutzung von Wasserflächen hingegen reduziert die Verdunstung und unterstützt die Vermehrung von Grünalgen, wie ein Projekt des französischen Start-up Ciel et Terre zeigt.

Wattway-Module kosten viermal so viel wie herkömmliche Module

Platzmangel ist also nicht das Problem. Vielleicht sind Solarstraßen kostengünstiger als andere Lösungen? Im Artikel rechnen die beiden Journalisten vor, dass die Investitionskosten bei den Wattway-Solarstraßen momentan viermal so hoch sind wie beispielweise bei überdachten Parkplätzen. Darüber hinaus ist auch ein Verschleiß der Solarmodule auf den Straßen zu erwarten, die die Kosten pro Kilowattstunde erhöhen. Die Kosten für bodenmontierte Solaranlagen hingegen sind in den letzten 20 Jahren immer weiter gesunken – doch dazu waren weltweite Investitionen in Milliardenhöhe nötig. 1.000 Kilometer Solarstraße dürften die Kosten für die Wattway-Technologie nicht nennenswert senken, schreiben Daniélo und Robert.

Eine finanz- und klimapolitisch fragwürdige Entscheidung

Die beiden fragen sich deshalb: Warum will die französische Regierung ausgerechnet ein solch unrentables Projekt in großem Stil unterstützen, wo es doch viel bessere Alternativen gäbe? Geht es lediglich um einen PR-Coup, oder soll hier einfach ein Industrieprojekt unterstützt werden, das mit Frankreichs Energiewende gar nichts zu tun hat? Auch das wäre eine finanz- und klimapolitisch fragwürdige Entscheidung: Die geschätzten Gesamtkosten des Projekts betragen 2,7 Milliarden Euro – Geld, mit dem viele andere Projekte unterstützt werden könnten, die die CO2-Emissionen spürbar senken würden, argumentieren die Journalisten.

Selbst wenn man das Ganze zu einem von der Regierung unterstützten Industrieprojekt ummünzt, sollte es immer noch hinsichtlich des erwarteten Nutzens (Exporterträge oder Schaffung von Arbeitsplätzen) im Verhältnis zu den Investitionen bewertet werden. Experten müssten beurteilen, ob die Technologie jemals wettbewerbsfähig werden kann (und dann von anderen Unternehmen nachgeahmt werden könnte). Und diesen Experten, so schließen Olivier Daniélo und Richard Robert ihren Artikel, müsse man auch die Frage stellen, ob ihnen der Unterschied zwischen der Unterstützung einer vielversprechenden Branche und der Subventionierung eines reichen Unternehmens klar sei – ein Unternehmen, das seine Hirngespinste sehr gut selbst finanzieren könnte.

Quellen / Weiterlesen:
Does France really need solar roads? – 100% renewable | Renewables International
France plans to build 1,000 kilometers of energy-collecting solar roads by 2021 | Digital Trends
1.000 km Solarstraßen entstehen in Frankreich | Energyload.eu
„Solar-Teppich“ auf Autobahn in Frankreich verspricht Marktreife | Energyload.eu
Bildquelle: © COLAS – Joachim Bertrand

1 Kommentar

  1. Ganz meiner Meinung!

    Würde man die Paneele NEBEN den Straßen aufstellen, würden sie nicht laufend verdreckt und verschlissen und wären außerdem ein prima Windschutz. Oder Lärmschutz. Oder ÜBER den Straßen. Darunter könnte man auch gleich die Oberleitungen montieren, mit denen in Schweden schon etliche Laster Probe fahren.

    Es ist wohl wahr: Hier wittert jemand mit PR-Talent viele Fördermillionen.

    Man reibt sich wirklich verwundert die Augen, wenn man an die tief eingefahrenen Spurrinnen auf den Autobahnen denkt.

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